EY-Auswertung

Mehr Umsatz und Gewinn denn je im Dax

Trotz steigender Energiekosten in der Folge des Kriegs in der Ukraine hat das Geschäft der deutschen Börsenschwergewichte im 3. Quartal Fahrt aufgenommen. Die 40 Dax-Konzerne haben in den Monaten von Juli bis September mehr Umsatz und Gewinn als jemals zuvor in einem 3. Quartal gemacht.

Mehr Umsatz und Gewinn denn je im Dax

cru Frankfurt – Mit einem Umsatzwachstum von insgesamt 23 % auf 479 Mrd. Euro haben die Dax-Konzerne das dritte Quartal 2022 erneut auf Rekordniveau abgeschlossen – und zudem das stärkste Umsatzwachstum seit mindestens zehn Jahren verzeichnet. Das geht aus der Auswertung des Prüfungs- und Beratungsunternehmens EY hervor. Im zweiten Quartal war der Umsatz gegenüber dem Vorjahreszeitraum „nur“ um 14 % gestiegen.

„Auf den ersten Blick entwickeln sich viele Dax-Konzerne derzeit gerade bärenstark. Wer mit einem Einbruch des Geschäfts gerechnet hatte, sieht sich getäuscht: Bei der Mehrzahl der Dax-Unternehmen steigen Umsatz und Gewinn, das Geschäft brummt“, fasst EY-Deutschlandchef Henrik Ahlers die Lage zusammen.

EY zufolge könnte 2022 trotz des konjunkturellen Gegenwinds in Summe ein Rekordjahr für die Unternehmen der obersten deutschen Börsenliga werden. „Es scheint, dass der Schwung der ersten drei Quartale ausreicht“, sagt EY-Partner Mathieu Meyer. Der operative Gewinn (Ebit) verbesserte sich im dritten Quartal um 28 % auf zusammengerechnet rund 44,7 Mrd. Euro und war den Angaben zufolge damit so hoch wie nie zuvor in einem dritten Vierteljahr seit Beginn der Auswertung im Jahr 2013. Im zweiten Quartal war unterm Strich noch ein Gewinnrückgang um 19 % registriert worden.

Angesichts eines ganzen Bündels an Herausforderungen, mit denen fast alle Unternehmen zu kämpfen haben, sei aber nur den wenigsten zum Feiern zumute. „Bislang gelingt es den meisten Dax-Unternehmen, die steigenden Kosten bei Personal, Beschaffung, Logistik und Energie auf ihre Kunden umzulegen“, erläuterte EY-Partner Meyer. Zu dem befürchteten Nachfrageeinbruch sei es bislang nicht gekommen, zudem böten die hohen Auftragspolster einen komfortablen Puffer gegen eine zurückgehende Nachfrage.

„Aber niemand kann sagen, wie lang diese Situation anhält. Nach wie vor droht eine Rezession – und das werden wir früher oder später in den Bilanzen der Dax-Konzerne sehen.“ Fast alle Dax-Unternehmen legten beim Umsatz zu – nur der Laborausrüster Qiagen verzeichnete niedrigere Umsätze als im Vorjahr. Die Gewinnentwicklung war weniger einheitlich: Bei immerhin 13 Unternehmen ging der Gewinn gegenüber dem Vorjahreszeitraum zurück.

Vor allem die Geschäfte in Nordamerika liefen den Angaben zufolge auf Hochtouren. Die Umsätze legten dort in der Summe um 29 % gegenüber dem dritten Quartal 2021 zu. Der Anteil der Region am Gesamtumsatz der Dax-Konzerne stieg gegenüber 2021 von 29,8 auf 32,2 %.

Die Konzerne profitierten von starker Nachfrage in den USA, aber auch von dem vergleichsweise schwachen Euro. „Der Wertverlust des Euro lässt im Ausland erzielte Einnahmen bei der Umrechnung in die europäische Gemeinschaftswährung wachsen – wovon vor allem stark internationalisierte Unternehmen profitieren, die erhebliche Umsätze außerhalb des Euroraums erwirtschaften“, erläuterte Meyer. In Europa wurde ein Umsatzwachstum von 15 % erzielt, in Asien lag das Plus bei 16 %.

Laut Meyer erweist sich der hohe Internationalisierungsgrad vieler Un­ternehmen nach wie vor als wichtiger Bestandteil des Erfolgs der deutschen Top-Konzerne: „Die deutschen Un­ternehmen profitieren weiterhin von ihrer internationalen Aufstellung. Rückgänge in einzelnen Märkten können durch Wachstum in anderen Ländern kompensiert werden. Bis auf Weiteres aber bleiben die Märkte in Übersee wichtige Wachstumsmotoren für Deutschlands Top-Konzerne.“

Die gewinnstärksten Unternehmen waren im dritten Quartal einmal mehr die Autokonzerne, die ihren Gewinn gegenüber dem Vorjahr um 58 % auf gut 13 Mrd. Euro steigern konnten. Mercedes-Benz war mit 5,2 Mrd. Euro das gewinnstärkste Dax-Unternehmen – vor Volkswagen (4,3 Mrd. Euro) und Siemens (3,9 Mrd. Euro). Bei der Beschäftigung reichte es bei den Dax-Konzernen in Summe immerhin für ein Plus von 1,5 % – allerdings auch wegen Zukäufen.