Ergebnisse des dritten Quartals

Nachfrageschwund macht Europas Autobauern weiter zu schaffen

Mercedes-Benz hat im dritten Quartal 12% weniger Autos ausgeliefert als vor einem Jahr, und bei Stellantis ist in Italien die Produktion eingebrochen. BMW lieferte derweil im dritten Quartal mehr aus – Grund zur Freude bietet das allerdings nicht.

Nachfrageschwund macht Europas Autobauern weiter zu schaffen

Mercedes-Benz leidet unter US-Zöllen und Schwäche in China

Reuters Frankfurt

Die erhöhten US-Importzölle und die Konkurrenz in China belasten den Autobauer Mercedes-Benz. Im dritten Quartal sanken die Pkw-Auslieferungen an Händler im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 12% auf 441.500 Fahrzeuge, wie der Stuttgarter Konzern am Dienstag mitteilte.

In China war der Einbruch mit 27% auf 125.100 Autos am größten. In den USA schrumpfte der Absatz um 17% auf 70.800 Autos. Im April hatte die US-Regierung den Importzoll für Autos um 25% auf 27,5% erhöht. Seit August gelten 15%. In Europa legte der Absatz um 2% auf 160.800 Autos zu.

Lichtblicke gab es auch im Geschäft mit besonders teuren und renditestarken Fahrzeugen. Der Absatz im sogenannten Top-End-Segment, zu dem die S-Klasse und die G-Klasse gehören, stieg um 10%. Im Hauptgeschäftsfeld Cars beläuft sich der Absatzrückgang von Januar bis September dagegen auf 8%. Auch die Van-Sparte kämpft mit Absatzschwund. Im dritten Quartal verkauften die Schwaben 83.800 Vans und Transporter, ein Rückgang um 8% gegenüber dem Vorjahr.

BMW steigert den Absatz

Für Konkurrent BMW ging es im dritten Quartal insgesamt dagegen bergauf. Der Münchner Autobauer kam mit 588.300 Fahrzeugen auf ein Absatzplus von 8,8%. Dabei spielte allerdings ein Sondereffekt eine Rolle: Wegen Problemen mit einem Bremssystem konnten die Münchner vor Jahresfrist zeitweise in mehreren Märkten keine Autos ausliefern. In den ersten neun Monaten verkaufte BMW nach Angaben vom Dienstag weltweit 2,4% mehr Autos.

Dabei setzten die Münchner in Europa 8,6% mehr Fahrzeuge ab, in den USA lag der Anstieg sogar bei 9,5%. In China gab der Absatz dagegen um 11,2% nach. Vor allem die Hauptmarke BMW ist dort unter Druck. Das Unternehmen erklärte, die angestrebte Absatzsteigerung habe sich nicht wie erwartet realisiert.

Stellantis-Produktion in Italien eingebrochen

Düstere Töne kamen derweil aus der italienischen Fahrzeugbranche, wo Stellantis als Mutterkonzern von Fiat agiert. Dessen Produktion sei in dem Land in den ersten neun Monaten um rund ein Drittel eingebrochen. Im Gesamtjahr werde ein ähnlich hoher Rückgang erwartet, teilte die Gewerkschaft FIM Cisl mit. Grund sei die schwache Nachfrage in Europa sowie lange Anlaufzeiten für neue Modelle.

Konkret seien bis Ende September rund 265.500 Pkw und leichte Nutzfahrzeuge in den italienischen Stellantis-Werken vom Band gelaufen. „Dies ist ein weitaus schlechteres Ergebnis als zu Jahresbeginn prognostiziert“, sagte der Chef der Gewerkschaft FIM Cisl, Ferdinando Uliano. Die Zahlen dürften die Sorgen über den Niedergang der italienischen Autoindustrie verstärken. Diese hatten in der Vergangenheit bereits zu Spannungen zwischen dem französisch-italienischen Autobauer und der Regierung von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni geführt.

Die italienische Pkw-Produktion von Stellantis werde im Gesamtjahr voraussichtlich unter 200.000 Fahrzeuge fallen, so die Gewerkschaft. Dies wäre ein weiterer Rückgang im Vergleich zu den 283.000 Autos des Vorjahres, was der niedrigste Stand seit fast 70 Jahren gewesen war. Stellantis, zu dessen Marken Alfa Romeo, Maserati und Peugeot gehören, war für eine Stellungnahme zunächst nicht erreichbar.

Die italienischen Gewerkschaften wollen den neuen Stellantis-Chef Antonio Filosa bei einem Treffen am 20. Oktober in Turin zu den Plänen des Unternehmens für Italien befragen. Filosa, der seit Juni im Amt ist, überarbeitet den langfristigen Geschäftsplan, den er im ersten Quartal 2026 vorstellen will.