Erstes Quartal

Mercedes-Benz steigert die Rendite kräftig

Im Pkw-Geschäft erzielt der Autohersteller eine Ebit-Marge von 16,4%. Mit Preismacht und verbesserter Widerstandskraft kann der Konzern die deutlich gestiegenen Kosten mehr als ausgleichen.

Mercedes-Benz steigert die Rendite kräftig

jh München

Mercedes-Benz ist sehr profitabel ins Jahr gestartet. Im ersten Quartal erzielte der Autohersteller im Pkw-Geschäft eine um Sondereffekte bereinigte Umsatzrendite vor Zinsen und Steuern von 16,4%. Das waren 1,7 Prozentpunkte mehr als im Vorjahreszeitraum und fast 2 Prozentpunkte mehr, als Analysten im Durchschnitt geschätzt hatten. Mercedes-Benz erreichte damit das Niveau von Porsche. Der Sportwagenhersteller kam im vergangenen Jahr auf eine operative Marge von 16,5%. Der US-amerikanische Konkurrent Tesla schnitt mit 19,2% im ersten Quartal dieses Jahres noch besser ab.

Mercedes-Benz habe das hohe Ergebnis „mit Preisgestaltung und einer verbesserten Widerstandskraft“ geschafft, sagte Finanzvorstand Harald Wilhelm in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Auf diese Weise hätten die gestiegenen Kosten für Rohstoffe, Material, Transport und Energie mehr als kompensiert werden können. Er bezifferte diese Belastung auf 944 Mill. Euro. Der Aktienkurs des Stuttgarter Konzerns legte am Mittwoch um 1,5% auf 63,88 Euro zu.

Für die nächsten Monate sei der Vorstand trotz der erheblichen Unsicherheiten positiv gestimmt, berichtete Wilhelm. Er verwies auf die Risiken für die Lieferketten wegen des Kriegs in der Ukraine, auch wenn sie nichts im Vergleich zur menschlichen Tragödie dort seien, sowie wegen der Lockdowns in China. Angesichts der Volatilität erhöhte der Vorstand trotz des starken Starts die Jahresprognose nicht. Für die bereinigte Ebit-Marge des Pkw-Segments erwartet er nun allerdings einen Wert am oberen Ende der angepeilten Spanne von 11,5 bis 13% (siehe Grafik).

Eine Eskalation der Situation in Russland und der Ukraine könnte erhebliche negative Folgen für das Geschäft von Mercedes-Benz haben, heißt es im Zwischenbericht. „Es ist deshalb angemessen, vorsichtig zu sein“, betonte Wilhelm. Die Prognose enthalte einen Risikoschutz. Der Ehrgeiz des Managements sei, mit „Preiskraft“ die Belastungen weiterhin auszugleichen. Eine Erhöhung der Listenpreise sei auf den Herbst 2021 vorgezogen worden. Wegen der aktuellen Inflation folge die nächste Runde in diesem Frühjahr.

Aufwand wegen Russland

Den Umsatz steigerte Mercedes-Benz trotz eines Absatzrückgangs in den ersten drei Monaten um 6% (siehe Tabelle). Das (unbereinigte) Ebit stieg um 11%, unter dem Strich das Konzernergebnis um 3%. Sondereffekte beeinflussten das Ergebnis in beide Richtungen: Positiv wirkten sich, wie Wilhelm im Februar angekündigt hatte, mit 918 Mill. Euro der Verkauf von Anteilen am Formel-1-Team und von Niederlassungen in Kanada aus. Negativ schlugen sich ein Aufwand von 709 Mill. Euro wegen des gestoppten Geschäfts in Russland nieder sowie 281 Mill. Euro im Zusammenhang mit dem Dieselskandal.

In den anderen Regionen läuft es rund für Mercedes-Benz. „Die Nachfrage ist in allen Märkten weiterhin sehr hoch“, berichtete Wilhelm. Der Absatzrückgang der Pkw-Sparte um mehr als 10% sei allein dem Halbleitermangel geschuldet. Dass der Umsatz des Segments um 8% gestiegen ist, begründete der Finanzchef außer mit höheren Preisen mit einem verbesserten Produktmix: Die Auslieferungen der „Top-End-Fahrzeuge“ nahm um 5% auf 78000 Stück zu. Das sind 16% der gesamten Absatzmenge. „Wir haben die Absicht, dieses Segment global stärker wachsen zu lassen als den Rest des Portfolios“, bekräftigte Wilhelm. Zu den Top-End-Fahrzeugen zählt Mercedes-Benz die Marken Maybach und AMG sowie die G- und S-Klasse, die GLS-Modelle und das Elektroauto EQS.

Auf die Frage nach der Profitabilität der Elektrofahrzeuge antwortete Wilhelm, die Marge des EQS lasse ihn lächeln. Auch die anderen E-Modelle hätten sich im Vergleich mit den vergangenen Jahren sehr positiv entwickelt und machten dem Vorstand Freude. Renditezahlen nannte Wilhelm nicht. Der Absatz der Hybrid- und vollelektrischen Autos stieg im ersten Quartal um 19% auf 74000. Das waren 15% der gesamten Pkw-Auslieferungen.

Angesprochen auf Zulieferer, die unter hohen Kostenbelastungen leiden, sagte Wilhelm, Mercedes-Benz sei an stabilen Lieferketten gelegen. Für seine Profitabilität sei jedoch jedes Unternehmen selbst verantwortlich. Es habe Zeiten gegeben, in denen die Zulieferer zweistellige Umsatzrenditen erzielt hätten, die Autohersteller nur einstellige. Die Geschäftsführung des Zulieferers Mahle appellierte in dieser Woche für eine „faire Lastenverteilung“ an die Hersteller. Mercedes-Benz gewähre Zulieferern wettbewerbsfähige Ge­winnaufschläge, sagte Wilhelm.

Wertberichtigt Seite 8

Mercedes-Benz Group
Konzernzahlen nach IFRS1
1. Quartal    
in Mill. Euro20222021
Pkw-Absatz487 008538 869
Umsatz 34 85832 882
Cars 2583623 924
 Vans36873398
 Mobility6 7826 966
Ebit 5 2294 701
Konzernergebnis3 5863 470
Ergebnis je Aktie (Euro) 3,263,18
Freier Cashflow 21 2161 297
Nettoliquidität 222 706210053
1) fortgeführtes Geschäft; 2) Industriegeschäft;3) am 31.12. Börsen-Zeitung
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