Autoindustrie

Mercedes-Benz strahlt viel Zuversicht aus

Der Vorstand erhöht das Margenziel für dieses Jahr. Weiter steigende Preise der Autos sollen negative Effekte ausgleichen. Das Unternehmen arbeitet daran, seinen Gasverbrauch um die Hälfte zu senken.

Mercedes-Benz strahlt viel Zuversicht aus

jh München

Der Vorstand von Mercedes-Benz strahlt trotz aller Widrigkeiten Optimismus für die zweite Hälfte dieses Jahres aus. „Wir haben guten Grund, vorsichtig zuversichtlich zu sein“, sagte der Vorstandsvorsitzende Ola Källenius in Telefonkonferenzen mit Analysten und Journalisten. Er verwies vor allem auf den hohen Auftragsbestand und attraktive Produkte. Die Nachfrage in wichtigen Märkten wie den USA und China sei nach wie vor hoch, die Profitabilität solide.

„Unsere Strategie zahlt sich aus“, betonte Källenius, der das Unternehmen auf das Luxussegment ausrichtet. Obwohl der Absatz im zweiten Quartal um 7% zurückging, legten Umsatz und Ergebnis zu. Der Vorstand begründet dies in erster Linie mit einem günstigen Produktmix und höheren Preisen. Die Nachfrage sei weiterhin höher als das Angebot. Der Konzernerlös nahm von April bis Juni um 7% auf 36,4 Mrd. Euro zu, das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) um 8% auf 4,9 Mrd. Euro.

Die Zuversicht schlägt sich auch in leicht erhöhten Erwartungen für einige Kennziffern nieder. So wird für das Segment Mercedes-Benz Cars (Pkw und Vans für private Kunden) in diesem Jahr nun mit einer Umsatzrendite von 12 bis 14% gerechnet – bezogen auf das bereinigte Ebit. Bisher hatte das Management ein Erreichen der Spanne von 11,5 bis 13% am oberen Ende in Aussicht gestellt. Im zweiten Quartal betrug die Marge 14,2%, in den ersten sechs Monaten 15,3%.

Finanzvorstand Harald Wilhelm sagte, Ziel sei, in der zweiten Jahreshälfte den Wert der ersten zu erreichen. Doch rechne er mit verstärktem Gegenwind, der einen negativen Effekt von rund 2 Prozentpunkten auf die Marge habe. Grund seien höhere Materialkosten, ein höherer Aufwand für Forschung und Entwicklung und ein abgeschwächtes Geschäft mit Gebrauchtwagen.

Ziel sei, diese Einflüsse mit weiter steigenden Verkaufspreisen auszugleichen, berichtete Wilhelm. „Wir schauen aber darauf, was auf der Kundenseite durchsetzbar ist.“ Mercedes-Benz achte zudem auf die Preisentwicklung der Autos von Konkurrenten. „Wir unterstellen nicht, dass wir so weitermachen“, sagte der Finanzchef mit Blick auf die bisherigen Preiserhöhungen.

Um die Preismacht zu behalten, sei ein gesundes Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage entscheidend, betonte Källenius. So könnten Rabatte vermieden werden. Außerdem hob er hervor, dass Mercedes-Benz weiter an den Fixkosten arbeite, um die hohe Profitabilität auch mit einem geringeren Absatz zu halten.

Gasverbrauch verringert

Trotz des Absatzrückgangs im Segment Mercedes-Benz Cars um 8% im ersten Halbjahr hält das Unternehmen am Ziel fest, im gesamten Jahr den Verkauf leicht zu steigern. Für das oberste Luxussegment wird ein Plus von mehr als 10% erwartet, obwohl dessen Volumen wegen des Halbleitermangels von April bis Juni um 16% gesunken ist. Für die Gruppe stellt der Vorstand einen Umsatz „deutlich über“ (bisher: leicht über) dem Vorjahresniveau in Aussicht und ein leicht höheres (stabiles) Ebit. Der Aktienkurs von Mercedes-Benz ge­wann am Mittwoch in der Spitze mehr als 4%.

Ein anderes Schwerpunktthema in den Frage-und-Antwort-Runden mit Journalisten und Analysten war die Gasversorgung. „Wir arbeiten an unserer Resilienz“, sagte Källenius. „Das ist das Einzige, was wir tun können.“ Das Unternehmen habe einen Plan, mit dem sein Gasverbrauch in Deutschland in diesem Jahr um die Hälfte verringert werden könnte. Bisher sei er um 10% reduziert worden. In einem ersten Schritt habe mehr Strom einen Teil des Gases ersetzt. Die Verträge mit den Stromversorgern ermöglichten dies. Zudem erhöhe das Unternehmen die Effizienz in der Produktion und werde die Temperatur in den Hallen und Räumen im Herbst und Winter im Vergleich mit früheren Jahren senken. Auch lasse sich Gas zum Teil durch Öl ersetzen.

Auf die Frage nach dem Risiko einer mangelnden Gasversorgung von Zulieferern wies Källenius auf die Bundesregierung und die Bundesnetzagentur hin, die an einer marktgerechten Verteilung arbeiteten. Er schätzt die Situation in Deutschland als robust ein. Die Abhängigkeit von russischem Gas sei ein Weckruf. „Vielleicht beschleunigt das die Energiewende“, fügte Källenius hinzu. „Wir werden unseren Teil beitragen.“ Als Beispiele nannte er Solar- und Windenergieprojekte.

Wertberichtigt Seite 6

Mercedes-Benz Group
Konzernzahlen nach IFRS1
1. Halbjahr            
in Mill. Euro20222021
Absatz Cars (Stück)974 1001060100
Umsatz 71 29867006
Cars 5283548 898
 Vans77947067
 Mobility1349713 840
Ebit 9 8519 075
Konzernergebnis65976 439
Erg. je Aktie (Euro) 6,176,02
Freier Cashflow226333 458
Nettoliquidität219 14021 0053
1) fortgeführtes Geschäft; 2) Industriegeschäft; 3) am 31.12. Börsen-Zeitung
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