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Mercedes-Benz will Tesla nicht das Feld überlassen

Demnächst will Mercedes-Benz die ersten drei eigenen Schnellladeparks für Elektroautos eröffnen. In den USA setzt bisher Tesla die Maßstäbe mit zwei Dritteln der Ladepunkte.

Mercedes-Benz will Tesla nicht das Feld überlassen

Mercedes-Benz will Tesla nicht das Feld überlassen

Die Technikleiterin der Charging Unit erklärt, warum der Stuttgarter Autohersteller demnächst eigene Schnellladeparks eröffnet

jh München

In China, den USA und in Deutschland will Mercedes-Benz noch in diesem Jahr die drei ersten eigenen Schnellladeparks in Betrieb nehmen. Eva Greiner, die Technikchefin der Geschäftseinheit, betont die Bedeutung von Kooperationen. Bisher ist allerdings erst der Partner für Nordamerika bekannt.

Im Herbst will Mercedes-Benz die drei ersten eigenen Schnelladeparks für Elektroautos eröffnen. "Jetzt sind wir aus der Powerpoint-Phase raus", sagt Eva Greiner im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Die Technikchefin der Geschäftseinheit Laden von Mercedes-Benz Mobility macht den Eindruck, als könne sie es kaum erwarten, auch wenn sie Zeitdruck spürt: "Wir werden dieses Jahr live gehen und dann lernen und feinjustieren."

"China wird aus heutiger Sicht zuerst sein", kündigt Greiner an. Die Millionenstadt Chengdu im Südwesten soll den Anfang machen. In den USA ist es Atlanta, in Europa Mannheim. "Beide werden einige Wochen später folgen." Der Stuttgarter Konzern hat sich das Ziel gesteckt, bis zum Ende dieses Jahrzehnts mehr als 2.000 solcher Parks mit insgesamt mehr als 10.000 Ladepunkten aufzubauen.

Partner in den USA ist MN8 Energy, mit dem sich Mercedes-Benz die Investitionssumme von etwas mehr als 1 Mrd. Euro teilt. "In den anderen Regionen sind wir noch bei der Auswahl der Partner und in Gesprächen", berichtet Marina Hüttinger, die Finanzchefin der Charging Unit von Mercedes-Benz Mobility. "Bestandteil dieser Gespräche sind auch die Investitionssummen." Deshalb nennt das Unternehmen noch nicht Beträge für die anderen Regionen.

"Erfahrene Partner"

MN8 Energy ist nach Aussage von Greiner der größte Erzeuger von Solarstrom in den USA: "So bekommen wir Zugang zu grüner Energie." Mercedes-Benz vertraut zum Beispiel auch für Software und autonomes Fahren auf Kooperationen. "Die Autoindustrie stellt sich breiter auf", sagt Greiner. "Dafür suchen wir gute Partnerschaften." Das Kombinieren von Stärken erhöhe das Tempo. "Die Partner haben Erfahrungen damit", betont sie mit Blick auf die Themen Laden und Energie. "Dafür bringen wir viel mit: Wir verstehen unsere Kunden und die Seite der Autoindustrie."

Freilich geht es auch darum, die Investitionen zu teilen. "In den USA gibt es 30.000 Schnellladepunkte", berichtet Greiner. "In Studien wird von einer bis zu zehnfachen Zahl bis zum Ende dieses Jahrzehnts ausgegangen." Dafür müsse viel investiert werden. "Generell wollen wir unsere Ziele gemeinsam mit Partnern erreichen und Investitionen teilen." Einzelnen Konkurrenten solle nicht das Feld überlassen werden. Greiner spielt damit auf Tesla an: Der Hersteller von Elektroautos bestimmt mit seinem Ladesystem NACS zwei Drittel der Ladeinfrastruktur in den USA. Bisher sei es ein geschlossenes System gewesen, sagt Greiner. Jetzt werden dort die Stecker standardisiert, in einer Übergangszeit gibt es Adapter.

Vor kurzem kündigte Mercedes-Benz an, vom nächsten Jahr an sollten die Kunden auch Schnellladesäulen von Tesla in Nordamerika nutzen können. Zuvor hatten Volkswagen sowie General Motors und Ford solche Pläne bekannt gegeben. Zudem hat sich eine Gruppe um Mercedes-Benz und BMW gebildet, um ein Schnellladenetz in den USA als Gegengewicht zu Tesla aufzubauen. Dabei sind auch General Motors, Stellantis, Honda, Hyundai und Kia.

In Europa betreibt das Gemeinschaftsunternehmen Ionity Schnellladestationen. Eigentümer sind BMW, Mercedes-Benz, Volkswagen, Ford und Hyundai.

Favoritenrolle angestrebt

Die Schnellladeparks hält Mercedes-Benz auch für Fahrer anderer Automarken offen. Die eigenen Kunden erhalten allerdings Vorteile und können zum Beispiel einen Ladeplatz reservieren. "Wir wollen mit unserem eigenen Netz Qualitätsstandards setzen", hebt Greiner hervor. "Da geht es zum Beispiel um die Umsetzung unseres Markenversprechens, Qualität, Ladeleistung und die Standorte an Hauptverkehrsknoten, die Funktionen." Greiners Ziel ist, der Favorit zu sein: "Eine Station von Mercedes-Benz soll die Lieblingsstation möglichst vieler Fahrer werden."

Im Gespräch: Eva Greiner

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