Mercedes rückt Tesla auf die Pelle

Stuttgarter Premiummarke weitet E-Auto-Angebot deutlich aus - Nachfrage für Model S und X schwindet

Mercedes rückt Tesla auf die Pelle

An der Börse spielt der US-Elektroautobauer Tesla in einer eigenen Liga. Im Automarkt werden sich die Amerikaner allerdings bald deutlich mehr Konkurrenten stellen müssen. Am Montag hat Mercedes-Benz seinen Fahrplan für die vollelektrische EQ-Reihe aktualisiert. Schon bald könnte die Marke mit dem Stern mehr E-Automodelle in der Flotte zählen als der Star der Branche.Von Sebastian Schmid, FrankfurtNach einem Jahr in der Defensive kann der Daimler-Chef Ola Källenius mit der Pkw-Tochter Mercedes-Benz wieder auf Angriff umschalten. Am Montag stellten die Stuttgarter ihre aktualisierten Produktionspläne für die EQ-Reihe vor. Bis spätestens Ende 2022 soll Mercedes mit acht vollelektrischen Modellen in Serienfertigung am Markt sein. Das wären doppelt so viele, wie Marktführer Tesla derzeit zählt. Schon die Ausweitung des Angebots an Plug-in-Hybriden und der erste vollelektrische SUV EQC haben Mercedes unter den deutschen Autobauern bei den CO2-Flottenemissionen im Oktober vom letzten auf den ersten Platz springen lassen (vgl. BZ vom 10. Dezember). Mit der Ausweitung erhofft sich Daimler nicht nur Marktanteilsgewinne, sondern auch deutliche Fortschritte bei der Erreichung der EU-Emissionsziele.Während Tesla an der Börse nach wie vor der Überflieger der Branche ist, zeigt auch Daimler einen klaren Aufwärtstrend. Seit dem Tief im März hat die Aktie um mehr als 150 % zugelegt. Trotz anhaltender Streitigkeiten mit dem Betriebsrat ist Daimler daher der einzige deutsche Autobauer, der aktuell höher notiert als vor zwölf Monaten.Noch gibt es zwar keine Indikation, dass die Ausweitung des E-Auto-Angebots der traditionellen Premiumautomarken wie Mercedes, BMW oder Audi den US-Platzhirsch Tesla vom Wachstumskurs abbringen wird. Allerdings ist deren Angebot bislang auch absolut überschaubar und eher am oberen Preissegment des US-Rivalen orientiert als an den günstigeren Typen Model 3 und Model Y, die das Wachstum von Tesla primär treiben. Darüber hinaus gibt es erste Anzeichen, dass die Nachfrage am oberen Ende der Preisskala für Tesla endlich ist. Model S und X machen ohnehin nur mehr gut ein Zehntel der Tesla-Produktion aus. Laut US-Fernsehsender CNBC hat der Konzern in einer internen Mitteilung mangels Kundeninteresse just eine knapp dreiwöchige Produktionspause für die beiden Hochpreismodelle ab Heiligabend angekündigt.Zugleich lief es in China zuletzt schlechter als erhofft. In dem Markt hat Tesla ein Werk eingerichtet, das eine Viertelmillion Autos pro Jahr herstellen kann. Das ist mehr als das Doppelte der von Tesla in den ersten elf Monaten des Jahres bislang im Reich der Mitte verkauften 110 000 Autos. Zum Vergleich: So viele Fahrzeuge verkauft Mercedes im Reich der Mitte alle zwei Monate. Daimler geht davon aus, dass sich diese starke Marktposition der Premiummarke auch im vollelektrischen Geschäft fortsetzen lässt. Mindestens vier der acht EQ-Modelle werden auch in China produziert.Dabei setzt Mercedes auf lokale, eigene Batteriefertigungen an insgesamt sieben Standorten in Fernost, Europa und Nordamerika. Forschungsvorstand und Mercedes-Benz-Cars-COO Markus Schäfer kündigte einen besonderen Fokus auf die Batterietechnologie an “von der Grundlagenforschung und Entwicklung bis hin zur Produktion”. Auch hier zielen die Stuttgarter auf Tesla. Der Konzern von CEO Elon Musk gilt als führend in der automobilen Batterietechnologie.