Pharmaindustrie

Merck steckt sich ambitionierte Wachstumsziele

Die Merck KGaA nimmt sich für die Zukunft viel vor. Zwischen 2021 und 2025 soll der Umsatz jährlich um 1 Mrd. Euro wachsen. Das übersetzt sich in ein durchschnittliches organisches Wachstum von jährlich über 6%.

Merck steckt sich ambitionierte Wachstumsziele

ab Köln – Die Darmstädter Merck KGaA nimmt sich für die Zukunft viel vor. Ausgehend von einem Umsatz von 17,5 Mrd. Euro im abgelaufenen Turnus sollen die Erlöse bis 2025 auf 25 Mrd. Euro ausgeweitet werden, wie Vorstandschefin Belén Garijo auf dem Kapitalmarkttag sagte. Zwischen 2021 und 2025 soll der Umsatz jährlich um 1 Mrd. Euro wachsen. Das übersetzt sich in ein durchschnittliches organisches Wachstum von jährlich über 6 %.

Die ambitionierten Mittelfristziele kamen bei den Investoren gut an. Gegen den Markttrend legte der Dax-Wert in der Spitze um 2,5 % zu. Mittlerweile bringt der Konzern 26,5 Mrd. Euro auf die Waage. Seit Jahresbeginn hat die Aktie bereits 45 % an Wert gewonnen.

Die Darmstädter setzen dabei vor allem auf organisches Wachstum. Entsprechend werden die Investitionen hochgeschraubt. Verglichen mit dem Zeitraum 2016 bis 2020, in dem 20 Mrd. Euro investiert wurden, sollen es im neuen Planungszeitraum 30 Mrd. Euro werden. Mehr als 70 % des Geldes soll innerhalb der drei Segmente in die jeweiligen Kerngeschäfte fließen. Im Segment Life Sciences geht es dabei um die Geschäftseinheit Process Solutions, in der Sparte Healthcare soll das Wachstum vor allem aus neuen Produkten kommen und im Geschäftsfeld Electronics steht das Halbleitergeschäft (Semiconductor Solutions) im Fokus. Diese „Big 3“ genannten Geschäfte sollen auch 80 % des avisierten Erlöswachstums liefern.

Zwar gab Garijo auch ein klares Bekenntnis zu weiteren M&A-Aktivitäten ab. Diese seien jedoch nur als Ergänzung zu verstehen. Die Zeiten großer transformativer Übernahmen seien zunächst vorüber. Die Kriegskasse, die von Ende 2022 an zur Verfügung stehe, bezifferte die Merck-Chefin auf einen hohen einstelligen Milliarden-Euro-Betrag.

„Wir werden unser Kapital sehr zielgerichtet und diszipliniert allokieren, unabhängig davon, ob es um Anlagevermögen, Akquisitionen oder Forschung und Entwicklung geht“, untermauerte Garijo den Anspruch, nicht nur profitabel, sondern auch effizient zu wachsen. Umgekehrt heißt das, Kostendisziplin bleibt ein steter Begleiter auf dem Wachstumspfad. „Profitables Wachstum ist nicht genug“, sagte Garijo, ließ sich aber dennoch nicht zu einer Margenprognose hinreißen. Im ersten Halbjahr hatten die Darmstädter eine operative Marge erstmals seit 2013 über die 30-Prozent-Schwelle gehoben.

Die Sachanlageinvestitionen will Merck ausgehend von 1,5 Mrd. Euro im laufenden Turnus bis 2023 auf 2 Mrd. Euro hochfahren und anschließend stabil halten. Zugleich sollen die F&E-Ausgaben erhöht werden.

Die größten Wachstumshoffnungen verbindet Merck mit dem Geschäftsfeld Life Sciences, das die Pharmaindustrie als Dienstleister und Lieferant bedient. Hier hatten die Darmstädter im Gefolge der Pandemie spürbar von der gestiegenen Nachfrage bei der Impfstoffproduktion profitiert. Auch wenn der Covid-Effekt langsam auslaufen sollte, wird der Sparte bis 2025 neuerdings ein durchschnittliches jährliches Wachstum von 7 bis 10 % zugetraut. Bislang hatte Merck den Wachstumskorridor von 6 bis 9 % aufgespannt und lag damit bereits über dem erwarteten Marktwachstum von 5 bis 7 %. In letzterem Schätzwert war allerdings die pandemiebedingte Nachfrage außen vor geblieben.

Im Segment Healthcare erwartet Merck mittelfristig ein durchschnittliches organisches Umsatzplus im mittleren einstelligen Prozentbereich, wobei drei Viertel des Wachstums aus neuen Produkten stammen sollen. Mehr Optimismus legt Merck auch mit Blick auf das Geschäftsfeld Electronics an den Tag. Hatten die Darmstädter bislang ein durchschnittliches Wachstum von 3 bis 4% erwartet, werden nun im Jahresschnitt Zuwachsraten zwischen 3 bis 6 % prognostiziert.

Einen weiteren Schwerpunkt legt Merck künftig auf Talententwicklung, Führungskultur, Diversität und Inklusion. Konkret soll bis 2030 Geschlechterparität in Führungspositionen herrschen. Auch hierfür verfügen die Darmstädter über eine günstige Ausgangsposition, haben sie doch als erster und einziger Dax-Wert seit Mai 2021 eine Frau an der Vorstandsspitze.