Merck stimmt auf Akquisitionen ein

Prognose erhöht - Vorstandschef Kley zum Firmenjubiläum: "2018 geht es erst richtig los"

Merck stimmt auf Akquisitionen ein

Der Pharma- und Spezialchemiekonzern Merck schaut sich wieder stärker nach Akquisitionen um. Dabei gebe es Ideen für alle Sparten, sagte Konzernchef Karl-Ludwig Kley, ohne ins Detail zu gehen. Die Ergebnisprognose für 2013 wird erhöht, nachdem die Restrukturierung schneller vorankommt als erwartet.swa Darmstadt – Nach Fortschritten im Sparprogramm und deutlichem Schuldenabbau schaltet der Darmstädter Pharma- und Chemiekonzern Merck wieder auf externes Wachstum um. “Ideen gibt es für alle vier Sparten”, sagte Vorstandschef Karl-Ludwig Kley bei der Präsentation der Neunmonatszahlen in Darmstadt. Der Konzern werde dabei finanzielle Disziplin wahren, “wir sind keine Traumtänzer”, meinte der Manager.Die Jahre von 2014 an sollen von einem stärkeren Wachstumskurs geprägt sein, so dass sich das Unternehmen zum 350. Geburtstag 2018 in Top-Form präsentieren kann. Doch die Dynamik soll auch danach anhalten: “2018 geht es erst richtig los”, meinte Kley. Wo sich das Management nach Investitionen umschaue, wollte der Merck-Chef nicht konkretisieren. Augenscheinlich ist jedoch, dass im Pharmageschäft angesichts des mangelnden Produktnachschubs in den vergangenen Jahren und des zunehmenden Generikawettbewerbs das organische Wachstum am stärksten gefährdet ist. Kley bekräftigte, dass nicht vor 2018 mit neuen Pharmaprodukten aus der eigenen Entwicklung zu rechnen ist.Das umsatzstärkste Medikament Rebif ist von Konkurrenzprodukten in den USA unter Druck. Der Umsatz mit dem Multiple-Sklerose-Mittel war im dritten Quartal vor Währungseffekten um 3 % auf 460 Mill. Euro rückläufig. Nach neun Monaten steht noch ein Plus von 2 % auf 1,41 Mrd. Euro. Kley betonte, dass man bei Rebif “nicht über einen Krisenfall” spreche. Es sei zu erwarten, dass sich dieses Medikament noch besser gegen den Wettbewerb verteidigen könne. Beim zweitgrößten Pharmaprodukt Erbitux konnte Merck im dritten Quartal aufholen. Der Umsatz mit dem Krebsmedikament legte im Vierteljahr währungsbereinigt um 8 % auf 224 Mill. Euro zu, nach neun Monaten ist es nun eine Steigerung von 5 % auf 664 Mill. Euro. Die Arznei ist in diesem Jahr im Frühjahr in Japan zur Behandlung von Hals- und Nackenkrebs eingeführt worden, was sich in einem Umsatzplus von 26 % im Quartal niederschlägt. Aber auch in Schwellenländern, speziell Lateinamerika und China, hat Erbitux den Umsatz um 18 % ausbauen können, während er in Europa im Quartal um 3 % schrumpfte. Währungen bremsenDas Wachstum in Schwellenländern, wo Merck in den vergangenen Jahren intensiv Strukturen aufgebaut hat, brachte die Erlösentwicklung im gesamten Konzern in Schwung (siehe Grafik). Der stärkere Euro lässt die Dynamik jedoch in der Umrechnung verschwinden. Somit sind die Gruppenerlöse im dritten Quartal um 2,3 % auf 2,66 Mrd. Euro rückläufig, nach neun Monaten stagnieren sie bei 8,1 Mrd Euro. Währungsbereinigt hat Merck von Januar bis September ein Umsatzwachstum um 4 % gezeigt.Im Gewinn profitiert Merck von Effizienzfortschritten. Zudem hatte der Konzern im Vorjahr noch höhere Restrukturierungskosten zu tragen. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) vor Sondereinflüssen kletterte in den neun Monaten um 13 % auf 2,5 Mrd. Euro, im dritten Quartal allein gelang ein Plus um 10 % auf 831 Mill. Euro. Der Cash-flow ist gedrückt, weil der Restrukturierungsaufwand zahlungswirksam wird. Zudem hatte Merck im Vorjahr in großem Umfang Working Capital abgebaut.Nach dem starken Quartal hat Merck die Ergebnisprognose für 2013 erhöht und rechnet nun mit einem bereinigten Ebitda von 3,2 bis 3,25 Mrd. Euro, nachdem zuvor 3,1 bis 3,2 Mrd. angepeilt wurden. Im vierten Quartal wird nach den Worten von Finanzchef Matthias Zachert ein bereinigtes Ebitda auf Vorjahresniveau erwartet. Dabei werden 45 Mill. Euro an Lizenzerlösen aus dem Medikament Avonex entfallen. An der Börse kamen die Zahlen gut an, die Merck-Aktie legte um 1,7 % auf 124 Euro zu.Finanziell ist der Konzern für eine Einkaufstour gerüstet. Die vor Jahren mit Übernahmen auf mehr als 4 Mrd. Euro aufgehäufte Nettoverschuldung ist unterdessen auf 0,5 Mrd. zurückgeführt. Eine Anleihe über 750 Mill. Euro (Kupon: 4,875 %) hat Merck Ende September getilgt. 2014 werden keine Bonds fällig. Von einem 15-Mrd.-Euro Rahmen für Schuldverschreibungen sind aktuell 3 Mrd. Euro genutzt.