RESEARCH IN MOTION

Messerfänger gesucht

Vor nicht allzu langer Zeit war der Blackberry-Hersteller Research in Motion noch einer der meistrespektierten Mobiltelefonanbieter der Welt - im Smartphone-Markt führend und hochprofitabel. Noch im August 2008 - ein Jahr nachdem Apple das erste...

Messerfänger gesucht

Vor nicht allzu langer Zeit war der Blackberry-Hersteller Research in Motion noch einer der meistrespektierten Mobiltelefonanbieter der Welt – im Smartphone-Markt führend und hochprofitabel. Noch im August 2008 – ein Jahr nachdem Apple das erste iPhone auf den Markt gebracht hatte – war RIM an der Börse knapp 70 Mrd. Dollar wert. Mit dem Kursrutsch nach dem jüngsten Eingeständnis, operativ rote Zahlen zu schreiben, beträgt die Marktkapitalisierung von RIM nach mehrjährigem Niedergang noch 5,4 Mrd. Dollar.Ein Absturz mit Ansage, die allerdings lange ignoriert wurde – vom Management der Firma sowie von den Investoren. Den Trend zu Touchscreen-Smartphones hatte RIM völlig verschlafen und dann hastig Geräte mit berührungsempfindlichem Bildschirm auf den Markt geworfen, denen das geeignete Betriebssystem fehlte. Den Absatz konnte das Unternehmen schon damals nur noch mit Preisnachlässen und Rabattaktionen steigern. Doch statt dies kritisch zu beleuchten, wurde im Markt über Erfolge im Geschäft mit Privatkunden fabuliert.Das Abrutschen in die Verlustzone ist daher auch nicht dem deutschen CEO Thorsten Heins anzulasten, der den Platz an der Konzernspitze erst im Januar übernehmen durfte, als den langjährigen Co-CEOs Jim Balsillie und Mike Lazaridis längst klar war, wohin die Reise geht. Allerdings hat Heins offenbar auch nicht viele frische und glaubwürdige Ideen mitgebracht, wie das Ruder noch herumzureißen wäre. Seit Monaten geht ihm eine Führungskraft nach der anderen von Bord. Das dürfte nur zum Teil auf seine Sparpläne zurückgehen, denen auch ein ordentlicher Anteil der 16 500 Mitarbeiter des Konzerns zum Opfer fallen soll.Kosteneinsparungen werden die Wende ohnehin nicht bringen. Der Marktanteil des Konzerns fällt wie ein Stein. Anfang 2011 kam man im Smartphone-Markt auf 13 %, im ersten Quartal 2012 waren es noch 6,9 %. Der Negativtrend dürfte sich im zweiten Quartal fortgesetzt haben. Dass mit J.P. Morgan und RBC Capital zwei Banken als Strategieberater ins Haus geholt wurden, dürfte bedeuten, dass als letzter Ausweg sogar der eigene Verkauf erwogen wird. Darüber hinausgehende Tipps, wie man erfolgreicher Mobiltelefone verkaufen kann, haben die Finanzdienstleister sicher nicht parat. Jeder potenzielle Käufer muss indes eine hohe Schmerztoleranz mitbringen. Bei der sich rasant verschlechternden Geschäftslage gleicht eine Übernahme von RIM dem Griff ins fallende Messer.