Facebook-Mutter

Meta Platforms überrascht mit kräftiger Erholung im Werbegeschäft

Meta Platforms hat die Erlöse angesichts einer Aufhellung im Werbemarkt unerwartet kräftig gesteigert und einen überraschend positiven Ausblick für das dritte Quartal gestellt. Steigende Ausgaben für die Entwicklung des Metaverse stimmen Analysten aber nervös.

Meta Platforms überrascht mit kräftiger Erholung im Werbegeschäft

Meta Platforms profitiert von überraschender Erholung des Werbemarkts

Facebook-Mutter steigert Erlös und Gewinn trotz fallender Anzeigenpreise stärker als erwartet – Höhere Ausgaben für Metaverse stimmen Analysten nervös

xaw New York

Eine Aufhellung am Werbemarkt hebt die Stimmung der Investoren von Meta Platforms. Die Facebook-Mutter stellte am Mittwoch einen überraschend positiven Ausblick für das dritte Quartal: Zwischen Juli und September dürften die Erlöse demnach in der Spanne von 32 bis 34,5 Mrd. Dollar liegen – Analysten hatten im Konsens zuvor mit lediglich 31,3 Mrd. Dollar gerechnet. Bereits im abgelaufenen Jahresviertel legte der Umsatz mit einem Plus von 11% auf nahezu 32 Mrd. Dollar kräftiger zu als an der Wall Street erwartet.

Apple erschwert Geschäfte

Maßgeblicher Treiber waren die Werbeeinnahmen, die gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 11,9% kletterten, obwohl der durchschnittliche Anzeigenpreis um 16% fiel und damit noch stärker als im zweiten Quartal 2022. Zuletzt hatten die knappe Liquidität an den Märkten, das unsichere Konjunkturumfeld und 2021 eingeführte Regeln des Tech-Riesen Apple für dessen Betriebssystem iOS das Werbegeschäft belastet. App-Anbieter, die das User-Verhalten auf dem iPhone tracken wollen, müssen seit dem damaligen Apple-Update ausdrücklich um Erlaubnis fragen. Weil viele Nutzer diese Nachverfolgung ablehnen, sammeln Dienste wie Facebook weniger präzise Daten – damit ist es für sie schwieriger, äußerst einträgliche personalisierte Werbung zu platzieren.

Der konzernweite Überschuss zog von Meta zog trotz dieser Gegenwinde um 16% auf 7,79 Mrd. Dollar an, was einem verwässerten Gewinn von 2,98 Dollar pro Aktie entsprach – die Konsensprognose der vom Datendienstleister Factset befragten Analysten hatte auf 2,92 Dollar gelautet. Entsprechend zog die Meta-Aktie im frühen New Yorker Handel am Donnerstag zeitweise um mehr als 8% an. Im vorherigen Jahresverlauf hatte sich der Kurs bereits mehr als verdoppelt.

Analysten hoben hervor, dass es dem Konzern offenbar gelinge, mit seiner Kurzvideo-Anwendung Reels mehr Werbekunden anzulocken. Das Format stellt eine Antwort auf das vom chinesischen Tech-Riesen Bytedance betriebene Portal Tiktok dar, dessen Erfolg auch die Google-Mutter Alphabet mit ihrer Variante Youtube Shorts zu kopieren sucht. Alphabet verwies am Dienstag ebenfalls auf eine robuste Entwicklung im Werbemarkt als Treiber für unerwartet hohe Erlöse im zentralen Suchmaschinengeschäft.

Bei Meta sollen Kurzvideos das Interesse an den Social-Media-Diensten Facebook und Instagram erhöhen, laut CEO Mark Zuckerberg kurbelt Reels die Nutzung bereits deutlich an. Täglich sind nach Konzernangaben 2,06 Milliarden aktive Mitglieder auf Facebook unterwegs, dies bedeutet einen Anstieg von 5% zum Vorjahreszeitraum und ein leichtes Plus von 1% zum ersten Quartal.

Zukunftswette im Blickpunkt

Während sich die Konzernerlöse zwischen April und Juni zu 98,4% aus klassischen Anzeigeneinnahmen speisten, hält Zuckerberg an seiner großen Zukunftswette fest: Die Investitionsausgaben für die Entwicklung virtueller Welten sollen im kommenden Jahr deutlich anziehen. Für das abgelaufene Quartal vermeldete die Sparte Reality Labs, die den Aufbau des Metaverse vorantreiben soll, einen Umsatzrückgang um 38,9% auf 276 Mill. Dollar. Der operative Verlust der Abteilung soll sich nach Unternehmensangaben bereits im laufenden Jahr ausweiten und 2024 “bedeutend” steigen.

Konzernweit erwartet Meta für 2023 nun Ausgaben von 88 bis 91 Mrd. Dollar, die vorherige Prognose lautete auf 86 bis 90 Mrd. Dollar. Auch Investitionen in künstliche Intelligenz erweisen sich als Kostentreiber. Denn bei dieser Technologie sieht die Facebook-Mutter hohes Wachstumspotenzial. Zuckerberg sagte in einem Investorencall, Cloud-Computing-Vertreter sollten einen Teil der Erlöse an Meta abtreten, wenn sie das generative Sprachmodell Llama 2 weiterverkauften, das der Konzern gemeinsam mit Microsoft für die kommerzielle Nutzung anbieten will. In der vergangenen Woche hatte Meta noch angekündigt, Llama 2 kostenlos zur Verfügung zu stellen.

Unterdessen stimmen vor allem die höheren Belastungen durch das Metaverse Analysten nervös, die an den Zukunftsaussichten virtueller Welten als nächste große Computing-Plattform zweifeln. Allerdings ist es der Facebook-Mutter zuletzt durchaus gelungen, die Kosten einzudämmen und damit Mittel für ambitionierte Investitionsprojekte freizuschaufeln. In mehreren Entlassungsrunden hat sie seit dem vergangenen Herbst 21.000 Stellen gestrichen und ihre Belegschaft damit um fast ein Viertel gekürzt.

Neue Anwendung hebt Moral

Die Moral unter Mitarbeitern soll sich zuletzt dennoch aufgehellt haben, was laut Insidern vor allem auf den Marktstart der neuen Instagram-Anwendung Threads zurückzuführen ist. Diese ist als Konkurrenzprodukt zum in X umbenannten Kurznachrichtendienst Twitter angelegt – in den ersten fünf Tagen nach dem Launch Anfang Juli stieg ihre Nutzerzahl auf 100 Millionen, ist seither aber wohl zurückgegangen. Bisher ist Threads werbefrei, Analysten sehen in der Plattform indes milliardenschweres Erlöspotenzial. Zuckerberg will Anzeigen auf dem Dienst allerdings erst einführen, wenn die Nutzerzahl auf 1 Milliarde zusteuert. Twitter hat diese Marke bisher nie erreicht.