Metallspezialist H.C. Starck wird zerlegt

"Situation an Rohstoffmärkten sehr herausfordernd"

Metallspezialist H.C. Starck wird zerlegt

wb Frankfurt – Nach dem Wechsel an der Führungsspitze und der Refinanzierung über eine Änderung und Verlängerung der Kredite wird H.C. Starck neu strukturiert. Der Anbieter hochschmelzender Technologie-Metalle und technischer Keramiken wird in einzelne Gesellschaften umgegliedert, was einen späteren Verkauf in Einzelteilen ermöglichen könnte. Die Spezialchemiegruppe gehört seit 2007 den amerikanischen Finanzinvestoren Advent und Carlyle, die H.C. Starck dem Bayer-Konzern für 1,2 Mrd. Euro abgekauft hatten. 2011 stand H.C. Starck kurz vor dem Börsengang.Andreas Meier, seit 2010 CEO und Vorsitzender des Executive Board von H.C. Starck, hatte den Spezialchemiekonzern per 20. Mai verlassen, um als Operating Partner zu Advent zu wechseln. Engelbert Heimes rückte vom Aufsichtsrat an die Spitze der Geschäftsführung. Gregor Böhm, Co-Head der Europe Buy-out Advisory Group von Carlyle, sitzt nun dem Aufsichtsrat vor.H.C. Starck aus Goslar produziert Pulver der Refraktärmetalle Wolfram, Molybdän, Tantal, Niob, Rhenium und deren Verbindungen sowie keramische Pulver, Sintermetallpulver und anderes mehr. In der jüngsten Refinanzierung ging es um ein Paket von 700 Mill. Euro mit Laufzeit bis 2020. Schmackhaft machte H.C. Starck den Deal mit der Aussicht auf einen Anstieg des operativen Ergebnisses (Ebitda) von zuletzt 82 Mill. auf 145 Mill. Euro 2020.Ausgegliedert werden vier GmbHs, die künftig eigenständig agieren sollen: Surface Technology and Ceramic Powders (thermische Spritzpulver und Beschichtungsmaterialien), Tantalum and Niobium (tantal- und niobbasierte Pulver), Tungsten (Wolframpulver) sowie Infrastruktur. In Letztere gehen Gebäude, Grundstücke und Ähnliches über. Fabricated Products wird nicht ausgegliedert, Keramik ist bereits GmbH.Anders als beim Einstieg von den Finanzinvestoren erwartet, ist das Geschäft sehr zyklisch. Das zeigte sich auch 2015. Die Gruppe habe sich “trotz des schwierigen Marktumfelds gut behauptet”, wird mitgeteilt. Der Umsatz stieg von 786 Mill. auf 815 Mill. Euro. Beschäftigt wurden stabil 2 680 Leute.”Das vergangene Jahr war für H.C. Starck aufgrund der Situation an den Rohstoffmärkten sehr herausfordernd”, lässt sich Heimes zitieren. “Bedarf und Versorgung befinden sich derzeit für einige unserer wichtigsten Rohstoffe im Ungleichgewicht, was zu einem deutlichen Preisverfall geführt hat.” Diese Marktsituation werde aber nicht von Dauer sein, hofft er. Es sei eine Frage der Zeit, bis sich ein neues Gleichgewicht eingestellt habe und die Preise wieder stiegen.Tungsten Powders verzeichnete aufgrund der schwierigen Marktsituation einen deutlichen Umsatzrückgang. Insbesondere die Nachfrage aus der Öl- und Gasindustrie, neben der Bergbauindustrie ein wichtiger Abnehmer der Wolframprodukte, fiel ab. Auch das schwächere Wachstum von Industrieprodukten in China und zahlreichen Schwellenländern habe sich ausgewirkt.Tantalum/Niobium Powders habe hingegen “sehr erfolgreich” abgeschnitten. Hier sei “durch eine Reihe von Maßnahmen” die Profitabilität deutlich gesteigert worden. Allein das Niobgeschäft habe den Umsatz verdoppelt. Surface Technology & Ceramic Powders habe ebenfalls zugelegt. In Fabricated Products wurde das Auftragsvolumen für die Luftfahrt- und Rüstungsindustrie gesteigert, heißt es weiter.