Expansion

7-Eleven drängt nach Deutschland

Der finanzstarke japanische Konzern 7-Eleven will verstärkt nach Deutschland expandieren, um von der Nachfrage nach Convenience Food zu profitieren. Er tritt unter anderem gegen Rewe-to-Go an.

7-Eleven drängt nach Deutschland

7-Eleven nimmt den deutschen Markt ins Visier

Japanischer Einzelhandelsriese wittert attraktives Wachstum bei Convenience Food − Eigene Lebensmittelproduktion

mf Tokio

Der Einzelhandelsriese 7-Eleven International, eine Sparte der japanischen Seven & I Holdings, will verstärkt nach Europa expandieren und nimmt dabei Deutschland in den Fokus. Das Wachstumspotenzial bei Convenience Food in Deutschland sei groß, begründet der Konzern seinen Vorstoß. Dieses Segment des deutschen Einzelhandels werde in diesem Jahr 10,53 Mrd. Euro umsetzen und bis 2027 um jeweils 3,1% jährlich auf 11,9 Mrd. Euro wachsen.

Mit ihrer Einkaufsmacht und Kapitalkraft könnten die Japaner das deutsche Geschäft mit höherwertigem Convenience Food gründlich aufmischen. Der Konzern punktet mit einer eigenen Lebensmittelproduktion, zuverlässigen Lieferketten, einem guten Sortiment und digitalen Shoppingdiensten. Daher dürfte 7-Eleven etablierten Konkurrenten wie Rewe-to-go-Filialen und anderen Supermärkten mit Convenience Food, aber auch Tank-Shops, Ruhrpott-Kiosken und Berliner Spätis das Leben schwermachen. „Wir haben erkannt, dass das Bedürfnis nach hochwertigem Convenience Food auch in Europa groß ist“, erklärte Ken Wakabayashi, Co-CEO von 7-Eleven International. Deshalb sei der europäische Markt jetzt ein führendes Expansionsgebiet für die Marke 7-Eleven.

Außer Deutschland nimmt der Einzelhandelsspezialist auch Frankreich, Irland, Italien, Polen, Spanien, die Türkei und Großbritannien ins Visier. Österreich und die Schweiz nennt 7-Eleven ebenfalls als potenzielle Märkte. Bisher ist die Kette nur in den drei skandinavischen Ländern aktiv. „Wir möchten die zentrale Anlaufstelle werden, an der Menschen trotz hektischen Alltags schnell und bequem qualitativ hochwertige Lebensmittel und Getränke bekommen können”, sagte der japanische Manager.

Die aktive Suche nach „geeigneten finanzstarken Franchisepartnern“ hat schon begonnen. Als Voraussetzung nennt 7-Eleven ein bestehendes Einzelhandels-, Gastronomie- oder Hotelbetriebskonzept und die Leidenschaft für Convenience Food. Der Markteintritt soll den Angaben zufolge mit einem „starken Filialnetz“ und „innovativen Produkten“ gelingen.

Mit diesen eher vagen Versprechen könnte es 7-Eleven jedoch schwerfallen, Franchise- oder Lizenznehmer in Deutschland zu finden. „Fähige Geschäftspartner haben hierzulande viele andere Optionen“, meinte der Ökonom Martin Fassnacht von der Wirtschaftshochschule WHU in Vallendar bei Koblenz. „Trotz aller Erfahrung fehlt 7-Eleven der Machbarkeitsnachweis für Deutschland.“ Dennoch sollte man die Größe und Stärke des Handelsriesen besser nicht unterschätzen. Als erster Einzelhändler in Japan erzielte die Dachgesellschaft Seven & I Holdings, zu der noch Kaufhäuser in Japan, eine eigene Bank und 3.800 Speedway-Tankstellenshops in den USA gehören, soeben einen Jahresumsatz von über 10 Bill. Yen (69 Mrd. Euro). Mit Niederlassungen in Dallas und Tokio ist der Konzern der Franchise- und Lizenzgeber für über 46.000 Filialen in 17 Ländern und Regionen.

In Japan betreibt der Konzern über 20.000 und in den USA knapp 10.000 Filialen unter dem bekannten orange-rot-grünen Markenschriftzug. Diese Geschäfte sind offenbar so lukrativ, dass Valueact Capital Management aus San Francisco vor kurzem bei Seven & I eingestiegen ist. Der US-Aktivistenfonds fordert eine Konzentration auf das Kerngeschäft mit den 7-Eleven-Läden, um den Börsenwert zu verdoppeln.