Midea will allein über Kuka bestimmen
Midea will allein über Kuka bestimmen
jh Augsburg – Neue Großaktionäre für Kuka zu finden ist zumindest derzeit kein Thema für den chinesischen Hausgerätehersteller Midea. Der Konzern hält seit Anfang Januar 94,55 % an dem Augsburger Hersteller von Automatisierungstechnik und Industrierobotern. “Es gibt unverändert viele Interessenten, aber derzeit keinen Grund für eine Kapitalerhöhung”, sagte Till Reuter, der Vorstandsvorsitzende von Kuka, in der Bilanzpressekonferenz. Midea wolle zunächst Synergien mit Kuka heben. Die Augsburger wollen ihre Kosten senken, zum Beispiel dank eines gemeinsamen Einkaufs, und wachsen, vor allem in China.Im Sommer 2016 während des Übernahmeangebots von Midea hatte Reuter von Gesprächen mit anderen Unternehmen und Vermögensverwaltern reicher Familien (“Family Offices”) über eine größere Beteiligung an Kuka berichtet. Die Frage, ob diese Kontakte ergebnislos beendet oder auf Eis gelegt worden seien, beantwortete Reuter nun nicht. Die Bundesregierung soll damals eine Obergrenze von 49 % für den Anteil von Midea ins Spiel gebracht haben. Von Kuka war zu hören gewesen, es könnte ein Vorteil sein, wenn die Firma weiterhin als eine deutsche wahrgenommen würde. Offenbar spielt das keine Rolle mehr.Reuter sagte jetzt, der 2016 um ein Fünftel gestiegene Auftragseingang (siehe Tabelle), mache das Vertrauen der Kunden deutlich und zeige, dass sie den Großaktionär Midea positiv aufgenommen hätten. Inzwischen stellen die Chinesen, wie im Geschäftsbericht zu lesen ist, vier der zwölf Aufsichtsräte und mit Vizepräsident Yanmin Gu den Vorsitzenden. Für die nächsten fünf Jahre plant Midea mit Reuter und Finanzvorstand Peter Mohnen. Bis dahin wurden nun ihre Verträge verlängert (vgl. BZ vom 22. März).Der Vorstand peilt für dieses Jahr einen Umsatz von 3,1 Mrd. Euro an und eine Ebit-Marge von mehr als 5,5 %. Negative Sondereffekte sind in dieser Rendite nicht berücksichtigt. Ohne solche Lasten hätte die Marge im vergangenen Jahr 5,6 % betragen. 2017 rechnet Kuka 45 Mill. Euro für zusätzliche Investitionen heraus. Diese würden für neue Produkte und Lösungen zur Industrie 4.0 sowie für Beteiligungen an Start-up-Firmen ausgegeben, berichtete Finanzchef Mohnen. Für Forschung und Entwicklung plane Kuka 2017 rund 120 Mill. Euro. Bis Synergien mit Midea gehoben seien und die Investitionen in Industrie 4.0 zum Tragen kämen, dauere es zwei bis drei Jahre, kündigte Reuter an. USA und China starkWachstumstreiber im aktuellen Geschäft seien die USA und China, berichtete Mohnen. Der Auftragseingang in Nordamerika sei im vergangenen Jahr um 38 % auf 1,37 Mrd. Euro gestiegen, in China um 44 % auf 525 Mill. Euro. In China soll sich – auch mit Hilfe von Midea – der Umsatz von Kuka bis zum Jahr 2020 auf 1 Mrd. Euro verdoppeln. Dann wollen die Augsburger dort der größte Anbieter von Industrierobotern sein. Derzeit zählen sie nach Reuters Worten mit einem Marktanteil von 14 bis 15 % mit dem japanischen Wettbewerber Fanuc und der Schweizer ABB zu den Top drei.Wachstum erhofft sich Midea auch von Robotern im Haushalt. Für deren Entwicklung gebe es deutsch-chinesische Arbeitsgruppen, berichtete Reuter.