Migration heißt das Zauberwort

Von Heidi Rohde, zzt. Bonn Börsen-Zeitung, 7.3.2018 Die Zielsetzung für den neuen Deutschland-Chef der Telekom, Dirk Wössner, ist ebenso klar wie ambitioniert: In diesem Jahr soll Umsatz- und Ertragswachstum im Konzern nicht nur aus den USA kommen,...

Migration heißt das Zauberwort

Von Heidi Rohde, zzt. BonnDie Zielsetzung für den neuen Deutschland-Chef der Telekom, Dirk Wössner, ist ebenso klar wie ambitioniert: In diesem Jahr soll Umsatz- und Ertragswachstum im Konzern nicht nur aus den USA kommen, sondern vor allem auch aus dem Deutschlandgeschäft, das zuletzt knapp 40 % zum bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) beisteuerte. Wie dies gelingen soll, erscheint indes weniger klar: denn allen unbestrittenen Stabilisierungserfolgen im Heimatmarkt zum Trotz traten die Umsätze hierzulande insgesamt im vergangenen Jahr noch auf der Stelle. Ob sich die Dynamik des vierten Quartals mit einem Plus von 2 % fortschreiben lässt, ist zweifelhaft. Bislang werden geringfügige Erlöseinbußen im Festnetz durch geringfügige Zuwächse im Mobilfunk ausgeglichen. Ertragswachstum – immerhin + 2,8 % beim bereinigten Ebitda in Deutschland – kam also primär aus Ersparnis.Dies kann nicht dauerhaft so weitergehen. Um auf der Umsatzseite mehr zu bewegen, setzt der Vorstand nun da an, wo es zuletzt am besten lief, im Mobilfunk. Ein neuer teurer “Sorglos-Tarif”, Magenta Mobil XL, der unbegrenztes Datenvolumen bietet, soll jene Kunden verlocken, die sich hohen Komfort etwas kosten lassen. Man habe aus der Kundenbasis Nachfrage nach einem solchen Angebot, heißt es. Nun sollen möglichst viele Kunden aus dem bisher hochpreisigsten Massenmarkttarif (Magenta Mobil L) eine Etage höher migriert werden.Auf diese Weise – und mit weiteren Upgrades für Geschäftskunden und bei der Billigmarke Congstar u. a. – will die Telekom ihren Umsatzmarktanteil im deutschen Mobilfunk weiter erhöhen. Die Strategie folgt der Erkenntnis, dass die Wechselwilligkeit der deutschen Kunden weniger ausgeprägt ist als anderswo in Europa. Mehr als die Hälfte hat noch nie ihren Mobilfunkanbieter gewechselt. Allerdings sind die Erfolgschancen der neuen Tarifsystematik der Telekom dennoch mit Fragezeichen versehen. Denn zum einen ist das “Sorglos-Paket” für die Kunden mit einem 45-prozentigen Preissprung gegenüber dem bisherigen L-Tarif verbunden. Zum anderen hat die Telekom in ihren bisherigen M- und L-Tarifen ihr umstrittenes Stream-on-Produkt, bei dem Musik-Streaming nicht auf das Datenvolumen der Tarife angerechnet wird, kostenlos inkludiert. Damit dürfte der Anreiz auf ein weiteres Upgrade für die Masse der Kunden kaum von großem Interesse sein. Stream-on, das in Teilen von der Bundesnetzagentur untersagt wurde, weil die Behörde damit die Netzneutralität verletzt sieht, könnte dem Konzern auch ohnehin noch auf die Füße fallen. Denn das Unternehmen hat inzwischen rund 200 Partner (“Musik-Streamingdienste”) für die Unterstützung des Produkts gewonnen, die der Telekom Geld zahlen, um dabei zu sein. Wenn das Produkt fällt oder beschnitten wird, droht der Konzern, Kunden und Partner gleichermaßen zu verprellen. Das kann sich die Telekom nicht leisten.—-Die Telekom peppt ihr Portfolio bei Magenta Mobil auf.—– Personen Seite 12