Milliardär Kühne hilft beim Ottobock-IPO mit Beteiligung
Milliardär Kühne stützt Börsengang von Ottobock
Logistiker steigt als Cornerstone beim Prothesenhersteller ein – IPO wird bescheidener
cru Frankfurt
Der Prothesenhersteller Ottobock strebt beim Börsengang eine etwas geringere Bewertung und einen etwas kleineren Emissionserlös an als bisher erwartet. Zudem steigt die Schweizer Holding des Hamburger Milliardärs und Logistikunternehmers Klaus-Michael Kühne als Cornerstone-Investor bei dem Unternehmen aus dem niedersächsischen Duderstadt ein, das vollständig der Familie Näder gehört. Ottobock peilt beim Börsengang einen Marktwert von bis zu 4,2 Mrd. Euro an, wie das Unternehmen am Montag mitteilte. Damit fällt der angestrebte Gesamt-Marktwert vergleichsweise bescheiden aus: Haupteigentümer Hans Georg Näder hatte im März 2024 den 20%-Anteil des Finanzinvestors EQT mit Hilfe eines Milliardenkredits der Private-Equity-Firma KKR zurückgekauft, wodurch das Unternehmen wieder vollständig in Familienbesitz kam. Ottobock war damals mit rund 5,5 Mrd. Euro bewertet worden.
Bis zu 12,35 Millionen Ottobock Aktien werden von Dienstag (30.9.) an bis zum 7. Oktober in einer Spanne von 62 bis 66 Euro angeboten. Die Erstnotiz an der Frankfurter Börse ist für den 9. Oktober geplant. Insgesamt würde Ottobock damit zwischen 766 Mill. und 808 Mill. Euro einnehmen – rund ein Drittel weniger als noch vor einem halben Jahr angepeilt und zugleich eine etwas geringere Bewertung als beim Wettbewerber Embla aus Island. Damit wäre es aber immerhin noch eines der größten europäischen IPOs in diesem Jahr nach dem Schweizer Kleinanzeigenkonzern Swiss Marketplace Group und zugleich das erste IPO im Prime Standard der Frankfurter Börse.
Kaum Kapitalerhöhung geplant
Nur 100 Mill. Euro vom Erlös gehen an das Unternehmen selbst und sollen Produktinnovationen finanzieren. „Die Erlöse aus dem geplanten Börsengang verschaffen uns zusätzliche finanzielle Flexibilität, gezielt in neue Technologien zu investieren, weiterhin neue Maßstäbe in Human Bionics zu setzen und neue strategische Chancen zu nutzen“, sagte Vorstandschef Oliver Jakobi. Der Löwenanteil vom Emissionserlös geht indes an die Eigentümerfamilie Näder, die den KKR-Kredit ablösen will und auch nach dem IPO mehr als 80% der Anteile hält. Voraussichtlich liegt der Streubesitz bei 19%. Federführend mit dem IPO beauftragt sind BNP Paribas, Deutsche Bank und Goldman Sachs.
Die Kühne Holding AG und der Smallcap World Fund des Assetmanagers Capital Group zeichnen als Cornerstone-Investoren Aktien im Wert von 125 Mill. Euro bzw. 115 Mill. Euro. Für die Kühne Holding, die maximal 2,99% an Ottobock halten wird, ist es erst das zweite Investment abseits der Logistik nach der Übernahme des Pharmaauftragsfertigers Aenova vom Bodensee. Die Holding plant eine erhebliche Expansion des aktuell rund 35 Mrd. Euro schweren Beteiligungsportfolios durch Zukäufe, die aus den laufenden Mittelzuflüssen finanziert werden, wie CEO Dominik de Daniel Anfang 2025 im Interview der Börsen-Zeitung angekündigt hat. Kernbestandteile des aktuellen Portfolios sind die Beteiligungen am Logistikriesen Kühne + Nagel mit einem Anteil von 54%, an der Containerreederei Hapag Lloyd mit 30% und der Lufthansa mit knapp 20%. Der Einstieg beim Fernbusfahrtenvermittler Flix mit 35% erfolgte gemeinsam mit EQT.
Umsatz und Ergebnis legen zu
Ottobock machte 2024 mit weltweit 9.300 Beschäftigten rund 1,4 Mrd. Euro Umsatz und ein bereinigtes operatives Ergebnis (Ebitda) von 321 Mill. Euro. Im ersten Halbjahr 2025 stieg der Umsatz um 14% auf 760 Mill. Euro, das bereinigte Ebitda verbesserte sich um rund ein Drittel auf 175 Mill. Euro. Ottobock strebt somit eine Bewertung mit dem rund Zwölffachen des Gewinns in diesem Jahr an. Das ist so viel wie bei schon gelisteten Wettbewerbern, obwohl normalerweise ein Discount gewährt wird.
Derweil strebt der Schweizer Sicherheitskonzern Verisure an der Börse in Stockholm beim größten europäischen IPO seit der Porsche AG im Jahr 2022 eine Bewertung von 13,9 Mrd. Euro an. Die Preisspanne für die neuen Aktien liegt zwischen 142 und 153 skr (12,90 bis 13,90 Euro). Verisure gehört dem Finanzinvestor Hellman & Friedman und will mit der Kapitalerhöhung 3,1 Mrd. Euro einnehmen – zur Tilgung von Schulden und zur Finanzierung einer Akquisition in Mexiko. Erster Handelstag an der Nasdaq Stockholm wird voraussichtlich der 8. Oktober.
