Private Equity

Milliardendeal mit Stromautobahnen

Der Milliardendeal könnte ein weiterer Schritt zur Deutschen Netz AG werden: Die baden-württembergischen Sparkassen erhalten den Zuschlag für 24,95% der Anteile am Übertragungsnetzbetreiber TransnetBW. Zudem steht der Bund vor der Übernahme von Tennet in Deutschland und ist an 50Hertz beteiligt.

Milliardendeal mit Stromautobahnen

Milliardendeal mit Stromautobahnen

Baden-Württembergs Sparkassen übernehmen Anteil an EnBW-Übertragungsnetztochter Transnet BW

Der Milliardendeal könnte ein weiterer Schritt zur Deutschen Netz AG werden: Die baden-württembergischen Sparkassen erhalten den Zuschlag für 24,95% der Anteile am Übertragungsnetzbetreiber Transnet BW. Zudem steht der Bund vor der Übernahme von Tennet in Deutschland und ist an 50Hertz beteiligt.

cru Frankfurt

Fast ein Viertel der Anteile am Übertragungsnetzbetreiber Transnet BW, der dem baden-württembergischen Energiekonzern EnBW gehört, soll an die Sparkassen-Finanzgruppe in Baden-Württemberg verkauft werden. Das beschloss der EnBW-Aufsichtsrat in einer Sondersitzung, wie die Deutsche Presse-Agentur aus dem Umfeld des Gremiums erfuhr. In Finanzkreisen wird der lange erwartete Deal ebenfalls bestätigt.

Die Sparkassen erhalten demzufolge den Zuschlag für 24,95% der Anteile. Die Vereinbarung soll in einigen Tagen unterzeichnet werden. Der Kaufpreis soll rund 1 Mrd. Euro betragen. Transnet BW ist bislang eine 100-prozentige Tochterfirma von EnBW. Im Jahr 2022 hatte der Versorger angekündigt, 49,9% des Unternehmens in zwei Tranchen zu jeweils 24,95% verkaufen zu wollen. Für das zweite Paket von 24,95% hat die Staatsbank KfW ein Vorkaufsrecht, das voraussichtlich auch ausgeübt wird. Durch den Anteilsverkauf will der Karlsruher Konzern, der größtenteils dem Land Baden-Württemberg und den Kommunen dort gehört, Geld für den Stromnetzausbau gewinnen. Mit knapp über 50% der Anteile bleibt der Konzern der Mehrheitseigner bei Transnet.

An der geplanten Teilprivatisierung hatte es heftige Kritik gegeben – unter anderem von der Opposition im Landtag. So argumentierte die SPD, dass kritische Infrastruktur in der öffentlichen Hand bleiben müsse. Träger der Sparkassen im Land sind die Kommunen. Das mehr als 3.000 Kilometer lange Höchstspannungsnetz von Transnet ist eines von insgesamt vier Übertragungsnetzen in Deutschland.

Für die Energiewende müssen die großen Stromautobahnen von den Windrädern im Norden zu den Fabriken im Süden mit Milliardenbeträgen ausgebaut werden. Deshalb greift die Bundesregierung jetzt auch nach den deutschen Aktivitäten des niederländischen Stromnetzbetreibers Tennet und will dessen Netz für rund 20 Mrd. Euro übernehmen.

Aus demselben Grund hat sich die deutsche Staatsbank KfW bereits vor Jahren auf Weisung des Bundes mit 20% am Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz beteiligt, um einen chinesischen Staatseinstieg zu verhindern, und die KfW steht nun davor, parallel zu Baden-Württembergs Sparkassen eine Minderheit von 24,95% an der EnBW-Tochter Transnet BW zu übernehmen.

Aus den bald drei Beteiligungen der Bundesregierung an Übertragungsnetzbetreibern entsteht nun so etwas wie eine „Deutsche Netz AG“: Es geht um die teilweise oder vollständige Verstaatlichung der vier Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz, Amprion, Tennet und Transnet. Deren enormer Kapitalbedarf dürfte in den nächsten Jahren nur mit öffentlichen Mitteln zu stemmen sein. Fachleuten zufolge benötigen die Netzbetreiber schon in kurzer Zeit jeweils frisches Eigenkapital zwischen 3 Mrd. und 4 Mrd. Euro, um die Netze auszubauen und den Ökostromanteil an der gesamten Erzeugung in Deutschland bis 2030 auf 80% zu steigern.

Kein Geld der Kommunen für VNG

An einer anderen Stelle ist der EnBW-Konzern indes nicht vorangekommen: Die kommunalen Anteilseigner in Ostdeutschland machen bei der Kapitalerhöhung des Leipziger Gasimporteurs VNG nicht mit. Die Gesellschafter der Verwaltungs- und Beteiligungsgesellschaft VUB hätten einstimmig beschlossen, ihre Bezugsrechte zum Stichtag 31. Mai nicht auszuüben, heißt es in einer Mitteilung vom Mittwoch.

Begründet wurde dies mit vielen teuren Herausforderungen der Kommunen für ihre eigenen Stadtwerke im Zuge der Energiewende. „Die Rahmenbedingungen lassen für sie aktuell keine so hohe Einzelinvestition in die VNG zu, da an vielen anderen Stellen in den Unternehmen dringend Investitionen erfolgen müssen.“ Im Dezember hatten sich die Anteilseigner der VNG auf eine Erhöhung des Eigenkapitals von rund 850 Mill. Euro verständigt. Neben der VUB sind das EnBW und die OEW Energie-Beteiligungs GmbH in Ravensburg.

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