Milliardenfusion der iberischen Energiekonzerne

Portugals EDP übernimmt Spaniens Stromnetzbetreiber Viesgo im Wert von 2,7 Mrd. Euro von Macquarie

Milliardenfusion der iberischen Energiekonzerne

cru Frankfurt – Eine Milliardenfusion der iberischen Energiekonzerne bahnt sich an. Die 2,7 Mrd. Euro schwere Übernahme des spanischen Stromnetzbetreibers Viesgo durch den portugiesischen Energieversorger EDP (Energias de Portugal) verdoppelt das Stromnetzgeschäft von EDP in Spanien. Verkäufer ist der Infrastrukturinvestor Macquarie, der in Deutschland den Gasnetzbetreiber Open Grid Europe besitzt.Der Kurs der EDP-Aktie kletterte am Freitag um 2,2 %, da der Markt positiv auf die Ankündigung des Deals nach Börsenschluss reagierte und eine Bezugsrechtsemission in Höhe von 1,02 Mrd. Euro zu 3,30 Euro pro Aktie im Verhältnis 0,085 zu 1vollständig gezeichnet hat. EDP, die an der Börse 16,3 Mrd. Euro wert ist und auch schon Ziel eines chinesischen Übernahmeversuchs war, zapft die Aktionäre an, um den Viesgo-Deal zu finanzieren. Viesgo hat einen Wert inklusive Schulden von 2,7 Mrd. Euro – der Eigenkapitalwert liegt bei 900 Mill. Euro.EDP übernimmt 75,1 % der Anteile, die übrigen 24,9 % bleiben beim Macquarie Super Core Infrastructure Fund. Die Bezugsrechtsemission soll kurz nach der Genehmigung durch Portugals Börsenaufsicht CMVM anlaufen. Die neuen Aktien von EDP machen nur vergleichsweise geringe 8,5 % des Grundkapitals aus. Kapitalerhöhung startetDie Entscheidung, Investoren durch eine Bezugsrechtsemission zu erschließen, sei weitgehend kulturell bedingt, hieß es, da kontinentaleuropäische Unternehmen im Allgemeinen weniger geneigt seien, sich für Accelerated Bookbuilding zu entscheiden. Das Underwriting sei eine bequeme Entscheidung gewesen, angesichts der M&A-getriebenen Natur der Transaktion und der Tatsache, dass es sich um einen Sektor handele, an dem Investoren wegen der verlässlichen Einnahmen aus Stromnetzen stark interessiert sind.Die Entscheidung gegen ein Accelerated-Bookbuilding-Verfahren ist mit höheren Kosten verbunden, da so ein Prospekt erforderlich ist und die Banken für die Übernahme bezahlt werden müssen, sowie mit einem erweiterten Marktrisiko im Verlauf der Transaktion, um den Aktionären Vorrang einzuräumen.EDP befindet sich in einer Führungskrise: Der bisherige CEO Antonio Mexia wurde gerade wegen Korruptionsvorwürfen gegen EDP abgelöst und durch Interimschef Miguel Stilwell d’Andrade ersetzt.Parallel zur Viesgo-Übernahme trennt sich EDP auch von Vertriebsgeschäften und konventionellen Kraftwerken im Wert von rund 500 Mill. Euro. Der Konzern setzt künftig auf Erneuerbare und Netze.BCP, J.P. Morgan und Morgan Stanley sind globale Koordinatoren der Bezugsrechtsemission und Bookrunner neben Bank of America, BNP Paribas und Goldman Sachs. Im Zuge der Übernahme von Viesgo fusionieren auch die spanischen Stromnetze von EDP namens E-Redes und Viesgo. Macquarie hat seit 2015 rund 700 Mill. Euro an Fremd- und Eigenkapital in die Einheit investiert. Es wird erwartet, dass die Übernahme bis Ende 2020 abgeschlossen wird. Die EDP-Ökostromtochter EDP Renovaveis wird die erneuerbaren Energien von Viesgo für einen Unternehmenswert von 565 Mill. Euro kaufen.Viesgo verkauft fast 500 Megawatt an erneuerbaren Energien an EDP Renováveis . EDP wird 913 Megawatt Kohlekraftwerke von Viesgo kaufen, die demnächst vom Netz gehen. Viesgo-Präsident Miguel Antoñanzas erklärte, “diese neue Partnerschaft wird den Weg für ein gemeinsames Projekt ebnen, das im Energiesektor sowohl in Bezug auf Wettbewerbsfähigkeit wie auch auf Innovation an vorderster Front steht”.Die EDP-Aktien notierten am Freitag bei 4,46 Euro, während die Bezugsrechtsemission zu einem Preis von 3,30 Euro pro Aktie im Verhältnis 0,085 zu 1 angeboten wurde.