IPO

Mit digitalem Psychologen an die Börse

Mit einem Mini-IPO zieht es Performance One in das Börsensegment Scale. Das Unternehmen bietet Datenanalyse-Dienstleistungen an und entwickelt eine Business-Intelligence-Software sowie eine Online-Plattform für psychologische Beratung.

Mit digitalem Psychologen an die Börse

hek Frankfurt

Die auf Datenanalyse und künstliche Intelligenz (KI) ausgerichtete Performance One strebt an die Börse. Das kleine Unternehmen, das 2009 in Mannheim gegründet wurde, zielt auf eine Marktkapitalisierung zwischen 36 Mill. und 46 Mill. Euro. Die Emission dient der Wachstumsfinanzierung, lediglich die Mehrzuteilungsoption stammt aus Altbesitz. Aus dem Verkauf neuer Aktien werden Einnahmen zwischen 10,6 Mill. und 13,6 Mill. Euro erwartet, teilt das Unternehmen mit.

Bereits 2014 wurde Performance One in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, um Mitarbeiter zu beteiligen. Diese halten derzeit 15,6% der Anteile. Einschließlich der neuen und der umplatzierten Aktien wird der Streubesitz künftig 45,7% erreichen. Großaktionäre sind die Gründer Denis Lademann, Tobias Reinhardt und Yorck Schmidt. Reinhardt und Lademann leiten das Unternehmen als Vorstände, Schmidt ist Chef des Aufsichtsrats.

Das originäre Geschäft besteht aus Datenanalyse-Dienstleistungen für mehr als 100 Kunden, darunter Finanzhäuser, der Werkstattfilialist ATU sowie die Fußballclubs Borussia Dortmund, Mainz 05 und TSG Hoffenheim. Hier geht es um datenfokussierte und KI-gestützte Absatzstrategien. Das zweite Geschäftsfeld „innovative Produkte“ umfasst eine Business-Intelligence-Software, die unlängst auf den Markt kam, und eine KI-gestützte psychotherapeutische Online-Plattform, also eine Art digitalen Psychologen.

An dem interdisziplinären Ansatz der Couch:now genannten E-Health-Plattform hätten über ein Dutzend Professoren und Experten verschiedener Fachrichtungen mitgearbeitet, berichten Lademann und Reinhardt im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Die Markteinführung ist in diesem Herbst geplant.

Durch die Pandemie ist der Bedarf an psychologischer Beratung stark gestiegen, Hilfesuchende müssen aber lange auf einen Termin warten. In diese Lücke soll das neue Online-Produkt stoßen. Die skalierbare Plattform vernetze drei große Psychologie-Stränge, während bisherige digitale Tools auf kognitiver Verhaltenstherapie beruhten, sagt Lademann: „Ein Stück weit ist unser Produkt also ein Novum.“ Im ersten Schritt wird das Thema Paarbeziehung adressiert. Man habe sich viele Gedanken gemacht, damit ein dialogischer Charakter entstehe. Die Plattform verfüge über einen Themenbaum mit 75 Bereichen, zu denen Videos erstellt wurden. Anhand der Antworten auf einen Fragebogen entwickele die künstliche Intelligenz ein auf den Hilfesuchenden zugeschnittenes Programm. Kosten: 200 Euro. Das nächste Thema für die Couch:now-Plattform soll Stressbewältigung/Burn-out sein.

Die Business-Intelligence-Soft­ware Bignite wird im Abo-Modell mit monatlichen Lizenzgebühren von 500 Euro pro User vermarktet. Sie verknüpfe interne und externe Daten, schaffe Transparenz und könne künftige Entwicklungen prognostizieren, sagt Lademann.

Das operative Ergebnis wird im laufenden Jahr aufgrund der Anlaufkosten für die neuen Produkte in der Verlustzone liegen, kündigt Vorstand Tobias Reinhardt an. In den Vorjahren waren die Zahlen schwarz, 2020 lag die Marge vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen bei 7,8%. Das IPO managt die Quirin Privatbank.