Mittelstand fühlt sich für künftige Krisen gewappnet
kro Frankfurt
Der deutsche Mittelstand sieht sich nach den Herausforderungen der Corona-Pandemie laut einer Umfrage gut gerüstet, um künftige Krisen zu bewältigen. Aufgrund der gewonnenen Erfahrungen und ergriffenen Maßnahmen schätzen 14 % der Unternehmen ihre Resilienz als „sehr gut“ und etwa zwei Drittel als „gut“ ein, wie aus dem neuen Mittelstandsradar der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) hervorgeht. Als „sehr schlecht“ würde keines der 319 befragten Unternehmen die eigene Resilienz bezeichnen.
Zwar sei die befürchtete Insolvenzwelle bislang ausgeblieben, was auch an den staatlichen Hilfszahlungen und der ausgesetzten Insolvenzantragspflicht gelegen habe. Dennoch hätten die Firmen ihre Anpassungsfähigkeit auch selbst unter Beweis gestellt und seien insgesamt gut durch die zurückliegenden eineinhalb Jahre gekommen, konstatieren die Autoren. „Die kleinen und mittleren Unternehmen sind selbst ein bisschen überrascht, wie gut sie durch die Krise kommen“, so das Urteil von Analyst Andreas Heinemann. Mit dem plötzlichen Nachfrageeinbruch und der kräftigen Angebotsverknappung hätten die Firmen teilweise über Nacht neue Lieferanten und Abnehmer finden müssen. Gleichzeitig galt es, für die Beschäftigten umfangreiche Hygienekonzepte aus dem Nichts zu schaffen − all das, während gleichzeitig die Umsätze in den Keller gingen.
Zuversicht in der Industrie
Auch wenn die Folgen bis heute noch spürbar sind, etwa in Form von Materialengpässen und gestiegenen Rohstoffpreisen, herrscht unter den befragten Firmen wieder Optimismus: Mehr als die Hälfte der Teilnehmer bewerteten ihre aktuelle Geschäftslage als „gut“ oder „sehr gut“. Mit Blick auf die Aussichten in den kommenden sechs Monaten stimmten dieser Einschätzung sogar zwei Drittel zu. Dabei gebe es momentan noch eine Diskrepanz zwischen dem produzierenden Gewerbe und der Dienstleistungsbranche. So schätzen Industrieunternehmen ihre Lage deutlich besser ein als die Firmen aus dem tertiären Sektor. Die Autoren gehen jedoch davon aus, dass der Dienstleistungsbereich in den kommenden sechs Monaten „seine Schrumpfkur verlassen und wieder auf die Wachstumsspur zurückkehren wird“.
Dass es auch in Zukunft „etliche“ Krisen geben wird, ist laut Analyst Heinemann sicher. Die nächste Bedrohung stehe etwa in Form des Klimawandels unmittelbar vor der Tür. Strategisch wollen die Unternehmen den Herausforderungen vor allem mit Hilfe von Kostensenkungen begegnen. Bei 68 % der Firmen steht dies ganz oben auf der Prioritätenliste, gefolgt von einer besseren Material- und Energieeffizienz. Ein gutes Drittel will zudem in neue Märkte vordringen, um etwa die Erträge zu steigern. Gleichzeitig steht die Digitalisierung weiter ganz oben auf der Investitionsagenda der kleinen und mittelgroßen Unternehmen. 69 % legen hierauf ihren Schwerpunkt, am zweithäufigsten wird die Erneuerung der IT-Infrastruktur genannt. Jede fünfte Firma plant hier mittlerweile bis 2024 mit einem jährlichen Budget von mehr als 1 Mill. Euro. Im vergangenen Jahr war es nur jedes sechste Unternehmen. Rund 39 % der Befragten kalkulieren zwischen 250000 und 1 Mill. Euro pro Jahr für ihre Digitalisierungsvorhaben. Seltener wurde in diesem Jahr der Bereich „Grundstücke und Gebäude“ als Investitionsschwerpunkt genannt. Mit Blick auf den weiter voranschreitenden Trend zum mobilen Arbeiten sei das plausibel, meinen die Autoren.