Umfrage

Mittelstand hinkt bei Digitali­sierung hinterher

Für kleine und mittelgroße Unternehmen in Deutschland ist die unzureichende Digitalisierung nach wie vor ein leidiges Thema. Noch immer sieht sich die Hälfte der Firmen hier als Nachzügler, der Großteil gibt zudem aktuell kein zusätzliches Geld für entsprechende Verbesserungen aus. Dabei ist das Digital Office ein Wettbewerbsvorteil, sagt der IT-Verband Bitkom.

Mittelstand hinkt bei Digitali­sierung hinterher

kro Frankfurt

− Der durch die Corona-Pandemie ausgelöste Digitalisierungsschub kommt bei kleinen und mittelständischen Unternehmen of­fenbar noch nicht an. In einer Umfrage des Digitalverbands Bitkom unter gut 500 Unternehmen ab 20 Be­schäftigten gab rund die Hälfte der Firmen mit bis zu 499 Mitarbeitern an, sich selbst in Sachen Digitalisierung als Nachzügler zu sehen. Bei den großen Unternehmen ab 500 Mitarbeitern traf das dagegen nur auf ein Drittel zu.

Dabei war es in den vergangenen Monaten gerade das digitale Büro, das über einen reibungslosen Arbeitsablauf und somit über den Erfolg in der zunehmend hybriden Arbeitswelt entschieden hat. „Aber wir sehen im Mittelstand, dass es bei der Digitalisierung von Geschäftsprozessen konkrete Rückstände gibt“, sagt Nils Britze, Bereichsleiter Digitale Geschäftsprozesse beim Bitkom. „Das liegt vor allem an strukturellen Digitalisierungsdefiziten, die im Mittelstand schon seit längerer Zeit bestehen.“ Demnach sei die Bereitschaft zu entsprechenden Investitionen nach wie vor eher gering. Gerade mal 39 % der befragten Firmen mit 100 bis 499 Beschäftigten haben im vergangenen Jahr Geld für die Digitalisierung ihrer Geschäfts- und Verwaltungsprozesse in die Hand genommen. Genau so viele investieren nun im laufenden Jahr. Bei der Bereitschaft, die digitalen Kompetenzen der Belegschaft finanziell zu fördern, gab es sogar einen Rückgang. So investieren aktuell 60 % der Unternehmen gezielt in die digitale Bildung ihrer Mitarbeiter. Zu Beginn der Pandemie waren es noch 72 %. Entsprechend ist auch der Anteil der Firmen gesunken, die nach eigenen Angaben über Mitarbeiter verfügen, die digitale Themen im Unternehmen vorantreiben. Waren es im vergangenen Jahr noch 75 %, können das jetzt nur noch 60 % von sich behaupten.

Den meisten Firmen fehlt es der Umfrage zufolge schlicht an Zeit und Geld. Je 70 % der Teilnehmer gaben demnach an, im hohen Investitionsbedarf und im Zeitmangel die größte Hürde bei der Digitalisierung des Büros zu sehen. Gleichzeitig werden oft mangelnde Standards bei der Umsetzung beklagt. Die Anforderungen an die IT-Sicherheit und Ängste vor Datenverlust sorgen zusätzlich für Zurückhaltung.

Das Thema sollte dennoch als Chance gesehen werden, findet Bitkom-Experte Britze. „Nur durch den Einsatz von modernsten digitalen Technologien lassen sich die hohen Anforderungen an Datensicherheit überhaupt erst umsetzen. Bei der richtigen Ausgestaltung wird das Digital Office zum Wettbewerbsvorteil im Mittelstand.“