Monsanto dominiert Bayer-HV

Vorstandschef: Synergiepotenzial fällt 300 Mill. Dollar niedriger aus - Abschluss "in Kürze" erwartet

Monsanto dominiert Bayer-HV

Der Bayer-Vorstand hat die Übernahme von Monsanto gegen Kritik der Aktionäre verteidigt. Ungeachtet der höheren Auflagen, die Kartellbehörden zur Voraussetzung für die Übernahme machten, sei “der Erwerb heute genauso attraktiv wie vor zwei Jahren”, sagte Vorstandschef Werner Baumann. Zugleich korrigierte er die erwarteten Synergien von einst 1,5 Mrd. auf 1,2 Mrd. Dollar.ab Bonn – Ein paar Handvoll Demonstranten vor dem World Conference Center in Bonn, knapp 2 000 Aktionäre drinnen und mehr als 40 Redebeiträge, das sind die Eckdaten der diesjährigen Hauptversammlung von Bayer. Doch anders als es die Zahl der Redner vermuten lässt, verlief das Aktionärstreffen weitgehend harmonisch. Erwartungsgemäß rankten sich die Fragen um die 62,5 Mrd. Dollar schwere Übernahme von Monsanto, die auch anderthalb Jahre nach Unterzeichnung der Übernahmevereinbarung immer noch nicht in trockenen Tüchern ist. Inzwischen lägen fast alle kartellrechtlichen Freigaben vor, so dass “wir davon ausgehen, die Transaktion in Kürze abschließen zu können”, sagte Baumann. Grünes Licht braucht Bayer derzeit noch aus den USA, Kanada und Mexiko. Zudem muss die EU-Kommission BASF noch als geeigneten Käufer für die von Bayer abzugebenden Geschäfte bestätigen. Aufgrund dieser Verkäufe – es geht um ein Umsatzvolumen von 2,2 Mrd. Euro und ein operatives Ergebnis von 550 Mill. Euro – muss Bayer das mit der Monsanto-Übernahme verbundene Synergiepotenzial korrigieren. Das hatte Finanzchef Johannes Dietsch kürzlich im Interview angekündigt (vgl. BZ vom 12. Mai). Baumann wurde nun konkret: Statt der ursprünglich erwarteten 1,5 Mrd. Dollar nach dem dritten vollen Jahr der Übernahme erwartet Bayer nun nur noch 1,2 Mrd. Dollar. Dieser Betrag soll erstmals 2022 in Gänze realisiert werden. Allerdings soll sich die Übernahme des US-Saatgutherstellers schon im Geschäftsjahr 2019 positiv im bereinigten Ergebnis je Aktie niederschlagen, 2021 soll der Zuwachs schon im zweistelligen Prozentbereich liegen. “Ich bin überzeugt: Dieses Akquisitionsvorhaben hat unter diversen Aspekten und damit auch insgesamt ein sehr hohes Wertschaffungspotenzial”, sagte Baumann. Dem widersprach Governance-Experte Christian Strenger, der darauf hinwies, dass sich das erwartete Synergiepotenzial nur noch auf 2 % des Kaufpreises belaufe. “Steht das noch in Relation mit den Risiken, die mit der Akquisition einhergehen?”, fragte Strenger. Auch die Frage, wie Bayer sicherstellen wolle, dass die Integration von Erfolg gekrönt werde, trieb die Aktionäre um; zumal das Unternehmen unverändert Probleme mit dem 2014 gekauften Geschäft mit verschreibungsfreien Medikamenten von Merck hat. “Dies lässt befürchten, dass die Monsanto-Integration den Aktionären noch viel länger Kopfschmerzen bereiten wird”, sagte Ingo Speich, Portfoliomanager von Union Investment. “Bayer wird die Erfahrungen aus früheren Übernahmen bei der Integration von Monsanto nutzen, auch im Sinne von lessons learned”, versprach Baumann. Fragen nach der Höhe der geplanten Bezugsrechtsemission ließ Baumann unbeantwortet. Zum jetzigen Zeitpunkt lasse sich zu Höhe und Zeitplan nichts sagen, da Vorstand und Aufsichtsrat noch keinen entsprechenden Beschluss gefasst hätten, beschied der Bayer-Chef. Auch Fragen zu Monsanto wich Baumann aus und verwies darauf, dass es sich zum jetzigen Zeitpunkt noch um zwei konkurrierende Unternehmen handele. Nur so viel: Der Umsatz, den Monsanto in Europa mit dem umstrittenen Breitbandherbizid erwirtschafte, sei von nachgeordneter Bedeutung. Unverändert befürchten die Aktionäre, dass sich Bayer mit der Monsanto-Übernahme unüberschaubare Reputationsrisiken ins Haus holt. Vor diesem Hintergrund forderte Winfried Mathes von Deka Investment den Vorstand auf, die einmalige Chance zu nutzen, “einen Kulturwandel im ehemaligen Monsanto-Geschäft zu etablieren”. Zur Zukunft der Marke Monsanto wollte sich Baumann noch nicht äußern, versprach jedoch, dies mit Abschluss der Übernahme nachzuholen.