Dax-Studie

MTU bleibt Schlusslicht in Klimafragen

Der Münchner Triebwerkhersteller MTU hat zwar viele Ideen für die Dekarbonisierung der Luftfahrt. Bei seinen langfristigen Klimaambitionen ist der Dax-Konzern zuletzt allerdings zurückgerudert. Auch deswegen landet er im Klimastrategie-Ranking von Union Investment erneut auf dem letzten Platz – zusammen mit Scout24.

MTU bleibt Schlusslicht in Klimafragen

MTU bleibt Dax-Schlusslicht in Klimafragen

Union Investment kritisiert abgeschwächte CO2-Reduktionsziele des Triebwerkherstellers

kro Frankfurt

„Die MTU übernimmt Verantwortung für Umwelt und Gesellschaft“ hat Ex-MTU-Chef Lars Wagner erst im Juni auf der Paris Air Show gesagt. Nordöstlich von Frankreichs Hauptstadt, wo vor zehn Jahren auf einer UN-Klimakonferenz das bekannte (und 2024 erstmals verfehlte) 1,5-Grad-Ziel beschlossen wurde, hat sich der Münchner Triebwerkhersteller auch in diesem Jahr wieder umfänglich dem Thema Dekarbonisierung der Luftfahrt gewidmet und Konzepte zu nachhaltigen Luftfahrtantrieben vorgestellt. Dazu gehören etwa fliegende Brennstoffzellen, alternative Kraftstoffe oder Technologien für einen geringeren Kraftstoffverbrauch. „Sauberer, sparsamer, leiser“ laute die Devise von MTU, hieß es.

Von den Bestrebungen der Münchener zu mehr ökologischer Nachhaltigkeit ist in der aktuellen Klimastudie von Union Investment allerdings nicht viel zu erkennen. Im Gegenteil, der Triebwerkhersteller hat in einer Untersuchung der Fondsgesellschaft zu den Klimastrategien der Dax-40-Konzerne erneut das schlechteste Ergebnis erzielt – diesmal zusammen mit dem Online-Marktplatzbetreiber und Dax-Neuling Scout24. Von 20 maximal erzielbaren Punkten, die Union Investment zu unterschiedlichen Fragestellungen rund um die Dekarbonisierungsbemühungen der Konzerne verteilt hat, erhielten MTU und Scout24 jeweils nur sieben Punkte und landeten damit auf dem letzten Platz im Dax-Ranking. Schon im Vorjahr kam MTU auf die niedrigste Punktzahl, damals zusammen mit dem Chemikalienhändler Brenntag.

Kein Neutralitätsziel mehr

Union Investment stört sich in der Analyse von MTUs Klimastrategie vor allem an den Ambitionen zur CO2-Reduktion. Zwar will der Triebwerkhersteller seine Scope-1- und Scope-2-Emissionen (also direkte Emissionen und indirekte Emissionen aus eingekaufter Energie) bis 2035 im Vergleich zu 2024 um 60% senken. Dies sei auch ein ambitioniertes Zwischenziel, konstatiert Jakob Haerle, ESG-Analyst und Co-Autor der Studie.

Doch es fehle ein komplettes Neutralitätsziel, das sich MTU in der Vergangenheit noch gesetzt hatte. So hieß es im Geschäftsbericht 2023: „Das langfristige Ziel ist es, unsere Standorte ab 2045 klimaneutral zu betreiben.“

Ein solcher Satz fehle nun im aktuellen Bericht, sagt Haerle. Damit stehe MTU im Dax alleine da. "Der Triebwerkhersteller stellt sich nicht den Klima-Herausforderungen, sondern knickt vor dem Gegenwind ein“, sagt Haerle. "Hier erwarten wir eine deutliche Kurskorrektur.“

MTU und Scout24 sind aber nicht die einzigen Dax-Konzerne, denen Union Investment beim Klimaschutz dringenden Nachbesserungsbedarf attestiert. So fänden sich auf den hinteren Plätzen mit Brenntag, Hannover Rück und Daimler Truck einige „alte Bekannte“ wieder, die am Status Quo festhalten und keine nennenswerten Fortschritte zeigen würden.

Insgesamt schreite die Transformation der größten deutschen Konzerne aber voran. 16 Unternehmen zählt Union Investment in der Studie zu den sogenannten Klima-Vorreitern, darunter die Deutsche Telekom, Bayer, RWE und die Deutsche Börse. Mit Gea hat es zudem ein anderer Dax-Neuling an die Spitze des Rankings geschafft und die maximale Zahl von 20 Punkten erzielt. Dem Düsseldorfer Anlagenbauer sei es gelungen, seine vollständigen CO2-Emissionen im Einklang mit dem 1,5-Grad-Ziel zu senken, hieß es von der Fondsgesellschaft.