Hades Mining

Münchner Startup tüftelt an Bergbau-Revolution

Die EU ist bei vielen in der Industrie benötigten Rohstoffen stark von Drittländern abhängig. Mit einer neuartigen Bohrtechnologie will das Startup Hades Mining gegensteuern.

Münchner Startup tüftelt an Bergbau-Revolution

Münchner Startup tüftelt an Bergbau-Revolution

Hades Mining will Rohstoff-Förderung und Geothermie in Europa mit neuer Bohrtechnologie erschwinglicher machen – Startkapital von 5,5 Mill. Euro

kro Frankfurt

Die EU ist bei vielen in der Industrie benötigten Rohstoffen in hohem Maße von Drittländern abhängig. Laut dem ehemaligen Bundeswehr-Offizier Max Werner liegt das aber nicht allein an der hiesigen Bürokratie. Auch die Geologie erschwere den profitablen Bergbau auf dem Kontinent. Mit einer neuartigen Bohrtechnologie will der Unternehmer nun gegensteuern.

Europa ist ein hartes Pflaster – nicht nur in regulatorischer, sondern auch in geologischer Hinsicht. Denn die Gesteine in der tektonischen Platte haben sich über Millionen Jahre hinweg kaum bewegt, was zu einer hohen Konzentration an Hartgestein geführt hat. „Für den europäischen Bergbau ist das ein großes Problem", sagt Max Werner, Unternehmer, promovierte Wirtschaftswissenschaftler und ehemaliger Oberleutnant bei der Bundeswehr. „Es führt dazu, dass der Bohrkopf beim traditionellen Bohrer immer wieder ausgetauscht werden muss. Das treibt Projektkosten in die Höhe und macht Bohrprojekte in Europa meist deutlich teurer als im Rest der Welt.“

Mit Hades Mining will Werner dieses Problem nun angehen. Das gerade erst in München gegründete Startup tüftelt zurzeit an einem neuartigen Bohrer, der „andere physikalische Eigenschaften haben wird als der traditionelle Kontaktbohrer“, so der Manager. Details dazu könne er noch nicht nennen, aber Labor-Experimente mit der Technologie hätten in den vergangenen Jahren „phänomenal gute Ergebnisse“ hervorgebracht. Nun gehe es darum, den Bohrer auch außerhalb des Labors zu testen.

Hades Mining erhält Anschubfinanzierung

Für die Erprobung der Technologie hat Hades Mining eine Anschubfinanzierung von 5,5 Mill. Euro erhalten. Das Geld kam von den Berliner Wagniskapitalgesellschaften Project A und Visionaries Tomorrow, von der Londoner Startup-Schmiede Founders Factory, vom Heizungsspezialisten Viessmann sowie von Einzelinvestoren, die sich in der Münchner Startup-Szene selbst schon einen Namen als Gründer kapitalintensiver Deeptech-Firmen gemacht haben. Dazu zählen unter anderem Florian Seibel, der Mitgründer und Co-CEO des Drohnenherstellers Quantum Systems, Hélène Huby, die Gründerin des deutsch-französischen Raumfahrzeug-Startups The Exploration Company, Daniel Wiegand, der Mitgründer des Flugtaxi-Herstellers Lilium, und Moritz von der Linden, Mitgründer und CEO des Fusionsenergie-Startups Marvel Fusion.

Werner, der vor Hades bereits das Londoner Rüstungs-Startup Wecorp gegründet und damit für westliche Militärs bewaffnete Drohnen hergestellt hat, erhält für sein Bergbau-Startup zugleich auch personelle Verstärkung aus der Münchner Deeptech-Szene. Sein Mitgründer und Technikchef Björn Dressler kommt vom Raketenbauer Isar Aerospace und der zweite Mitgründer und Senior Vice President Material Displacement war zuvor Vice President bei Marvel Fusion.

Neue Gesetze sollen Schub bringen

Hades Mining will mit der neuen Technologie die Rohstoff-Förderung in Europa vorantreiben und setzt dabei auf die hiesigen Bemühungen zu mehr wirtschaftlicher Souveränität. „Die Realität ist, dass wir in Europa über 90% der kritischen Mineralien importieren“, sagt Werner. „Keine andere Region der Welt hat bei diesen Rohstoffen einen so hohen Importanteil und gleichzeitig einen so hohen Verbrauch wie wir.“ Der Manager verspricht sich dabei regulatorischen Schub durch den Critical Raw Materials Act der EU, der unter anderem Zulassungsverfahren von Bergbauprojekten auf nationaler Ebene beschleunigen soll.

Andererseits sieht das Unternehmen aber auch Chancen in der Geothermie, also in der Nutzung von Erdwärme zur Stromerzeugung und Wärmeversorgung. „Die Geothermie leidet ebenfalls unter den hohen Bohrkosten in Europa – entsprechende Projekte sind deswegen ebenfalls oft nicht so profitabel, wie die Betreiber das gerne hätten“, sagt Werner.

Auch in dem Bereich könnten jüngste Gesetzesinitiativen für Schub sorgen: In Deutschland hat die Bundesregierung gerade, wie im Koalitionsvertrag angekündigt, den Entwurf eines Geothermie-Beschleunigungsgesetzes beschlossen. Damit soll der Ausbau von Geothermieanlagen, Wärmeleitungen und -speichern sowie die Erkundung von Erdwärme erleichtert und beschleunigt werden. „Wir gehen davon aus, dass sich die Genehmigungsprozesse für Geothermie-Projekte mit dem Gesetz künftig von durchschnittlich drei bis fünf Jahren auf ein bis zwei Jahre verkürzen“, sagt Werner.