Tech-Milliardär

Musk erneuert Offerte für Twitter

Tech-Milliardär Elon Musk will Twitter jetzt doch zum ursprünglich gebotenen Preis kaufen. Damit scheint das monatelange Tauziehen um den Deal beendet, aus dem sich Musk zurückziehen wollte. Der bevorstehende Showdown vor Gericht wird wahrscheinlich gecancelt. Verlierer sind die finanzierenden Banken.

Musk erneuert Offerte für Twitter

cru Frankfurt

Elon Musk hat das Angebot, Twitter zum ursprünglich gebotenen Preis von 54,20 Dollar pro Aktie zu kaufen, wieder aufgegriffen. Damit ist er von den Bemühungen abgerückt, aus dem fest vereinbarten 44 Mrd. Dollar schweren Deal auszusteigen, und vermeidet möglicherweise den Gerichtsprozess darum, den er wohl verloren hätte. Musk unterbreitete den Vorschlag am Montag in einem Brief an Twitter, wie aus einer Einreichung bei der US-Börsenaufsicht Securities and Exchange Commission (SEC) hervorgeht. Der in San Francisco ansässige Kurznachrichtendienst teilte mit, dass das Unternehmen den Brief erhalten habe und beabsichtigt, den Deal zum vereinbarten Preis abzuschließen, ohne sich jedoch konkret zu äußern, wie es auf Musk reagiert.

Für Twitter bedeutet Musks Plan eine Zukunft unter einem temperamentvollen Milliardär, der monatelang öffentlich das Management kritisiert, den Wert des Unternehmens in Frage gestellt und seine Meinung geändert hat. Es bedeutet auch, dass seine angefochtenen Behauptungen – zum Beispiel, dass Twitter darüber lügt, welcher Prozentsatz der Nutzerzahlen Fake-Accounts sind – nicht vor Gericht überprüft werden.

Twitter-Kurs fällt

Der Twitter-Kurs fiel am Mittwoch um 2,4%, nachdem die Aktien am Dienstag in New York 22% höher bei 52 Dollar geschlossen hatten.

Die Kehrtwende setzte zudem Tesla zu. Der Vermögensverwalter Wedbush rechnet damit, dass Tesla-Großaktionär Musk weitere Papiere des Elektroautobauers verkaufen muss, um den Twitter-Kauf des Kurznachrichtendienstes zu finanzieren. Tesla-Titel gaben um knapp 3% nach.

Musk hatte seit Monaten versucht, seinen im April unterzeichneten Vertrag zur Übernahme von Twitter aufzulösen. Der Milliardär zeigte bereits kurz nach der Ankündigung des Deals Anzeichen von Reue und behauptete, Twitter habe ihn über die Größe der Nutzerbasis und die Verbreitung von Scheinkonten, sogenannten Bots, getäuscht. Musk kündigte die Vereinbarung im Juli formell, und Twitter verklagte ihn vor dem Delaware Chancery Court, um ihn zu zwingen, die Akquisition fortzusetzen. Eine Verhandlung war für den 17. Oktober angesetzt. Die Richterin in Delaware forderte am Dienstag beide Seiten auf, einen Vorschlag zu unterbreiten, wie es nun weitergeht. Zu den Optionen gehört, dass Twitter die Abweisung des Falles anstrebt oder die Richterin weiterhin die Zuständigkeit behält, bis die Übernahme abgeschlossen ist.

Im Brief schreiben Musks Anwälte, dass er und der illustre Kreis der Unterstützer aus der Tech-Szene „beabsichtigen, die Transaktion, die in der Fusionsvereinbarung vom 25. April 2022 vorgesehen ist, abzuschließen“. Der Plan hängt indes davon ab, dass die notwendige Fremdfinanzierung auf die Beine gestellt wird und das Gericht eine „sofortige Aussetzung des Verfahrens“ beschließt. Es ist eine schwierige Zeit für Banken, um neue Hochzinsanleihen zu emittieren. Angesichts der mehrjährigen Höchststände der Renditen könnten die Banken, allen voran Morgan Stanley, allein beim unbesicherten Teil der Anleihen Hunderte von Millionen Dollar an Verlusten erleiden, sollten sie versuchen, diese jetzt an Investoren zu veräußern. Und es gibt noch weitere Verlierer und Gewinner: Während Anwaltskanzleien durch den ausfallenden Streit um den Twitter-Deal Millionen-Gagen entgehen, können Merger-Arbitrage-Hedgefonds, die auf das Zustandekommen des Deals wetteten, wie der Hedgefonds von Carl Icahn, hohe Gewinne einfahren.

Mehr Tempo für die X-App

Später twitterte Musk, dass der Kauf von Twitter „ein Beschleuniger für die Entwicklung von X, der App für alles, ist“. Musk sagte, er wolle, dass Twitter mehr wie Tiktok und Wechat werde, mit viel mehr hoch engagierten Nutzern. Im Vorfeld des geplanten Gerichtsverfahrens in Delaware hatten die Anwälte beider Seiten eine Kanonade von Vorladungen auf die jeweils andere Seite abgefeuert, um Zeugenaussagen und Beweise zu sammeln.