Tesla

Musk schwenkt um auf Werbeanzeigen

CEO Elon Musk hat auf der Tesla-Hauptversammlung angekündigt, dass der Elektroautohersteller in Werbung einsteigen werde, um die Verkäufe anzukurbeln. Das wäre für das 20 Jahre alte Unternehmen ein Novum.

Musk schwenkt um auf Werbeanzeigen

dpa-afx Austin

Der Elektroautobauer Tesla hat traditionell auf Werbeanzeigen verzichtet, doch mit dieser Linie will Konzernchef Elon Musk nun brechen. “Wir werden ein bisschen Werbung ausprobieren und schauen, wie es läuft”, sagte Musk bei Teslas Aktionärstreffen im texanischen Austin am Dienstag. Angesichts hoher Nachfrage hatte Tesla bezahlte Anzeigen lange nicht nötig. Musk nutzte seine eigene Popularität und andere Mittel als Marketing-Instrumente, vor allem die inzwischen von ihm übernommene Online-Plattform Twitter. Doch das scheint zunehmend ausgereizt. Dieses Jahr senkte Tesla mehrfach die Preise.

Eine ausgereifte Planung für Werbung habe Tesla aber noch nicht, sagte Musk nach der Hauptversammlung dem US-Sender CNBC. “Ich habe dem gerade erst zugestimmt, es gibt noch keine vollständige Strategie.” Anzeigen könnten jedoch ein Weg sein, Teslas Kundenbasis zu erweitern. Der E-Auto-Pionier verfolgt ehrgeizige Wachstumsziele, doch die Konkurrenz wird immer schärfer. Auch droht konjunktureller Gegenwind. Auch Tesla sei nicht “immun” gegen Rezessionsrisiken, sagte Musk. Er rechne in den kommenden zwölf Monaten mit einem schwierigen Wirtschaftsumfeld. Musk kritisierte erneut, das Zinsniveau der US-Notenbank Federal Reserve bremse die Wirtschaft. Höhere Zinsen machen unter anderem Autokredite weniger attraktiv.

Optimistisch für autonom fahrende Autos

Musk wiederholte in dem Interview seine Behauptung, dass Tesla kurz davor stehe, seine Fahrzeuge zu autonom fahrenden Autos zu machen. Tesla sei der einzige Autohersteller, bei dem man glaube, volle Autonomie mit einem Software-Update erreichen zu können, betonte er. Es sehe danach aus, als würde es noch in diesem Jahr so weit sein, sagte Musk vorsichtig auf Nachfrage.

Vom CNBC-Journalisten David Faber daran erinnert, dass er schon vor Jahren immer wieder das baldige Meistern des autonomen Fahrens verkündet habe, sagte Musk, er sei wohl ein “pathologischer Optimist”. Jetzt stimme ihn aber zuversichtlich, dass er mehrere Tage durch San Francisco gefahren sei, ohne viel in die Kontrolle über das Fahrzeug von der Software übernehmen zu müssen. Wie bereits schon vor Jahren stellte er auch erneut in Aussicht, dass Tesla-Besitzer ihre Autos zum Geldverdienen als Robotaxis losschicken können würden.

Tesla lässt Kunden in den USA eine neue Version der Assistenzsoftware “Autopilot” mit der Bezeichnung “komplett selbstfahrend” testen. Zugleich betont der Konzern, dass “Autopilot” die Fahrzeuge nicht zu selbstfahrenden Autos mache und die Menschen am Steuer die Verantwortung behielten. Nach gängiger Definition in der Branche ist auch die Variante im Test nicht mehr als ein Assistenzsystem.

Die General-Motors-Tochter Cruise und die Google-Schwesterfirma Waymo lassen derweil Robotaxis ohne einen Fahrer am Steuer durch San Francisco fahren. Musk behauptete im Interview, die Waymo-Technologie funktioniere nur auf präzise vermessenen Straßen, und werde durch Veränderungen wie Unfälle oder Bauarbeiten verwirrt. Tesla sei dagegen weiter und habe “praktisch” eine Lösung entwickelt, die überall funktioniere, sagte er.

Nutzer-Videos von Tests der neuen “Autopilot”-Version aus den vergangenen Monaten zeigten zum Teil erratisches Verhalten der Software. Das “Autopilot”-System steht nach mehreren Unfällen auch im Visier von Ermittlungen von US-Behörden.

In dem gut einstündigen CNBC-Interview bezeichnete der Tech-Milliardär, der für alle Angestellten von Tesla und Twitter die Rückkehr ins Büro nach der Pandemie anordnete, das Arbeiten von zu Hause aus als “moralisch falsch”. Wieso sollten Leute, die Autos und Häuser bauten oder reparierten zur Arbeit gehen – und diejenigen, die vor dem Computer säßen, nicht, argumentierte er.

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