PUSH-OUT SCORE

Mysteriöser Abgang bei Gerresheimer

Push-out Score von 7 stützt Einschätzung, dass CEO Christian Fischer den Posten auf Druck räumen musste

Mysteriöser Abgang bei Gerresheimer

ds Frankfurt – Knapp ein halbes Jahr ist Christian Fischer als CEO von Gerresheimer im Amt, da geht er wieder. Sein Abschied scheint mysteriös. Der Push-out Score von 7, der vom Forschungsdienstleister Exechange (* siehe Anmerkung oben) bestimmt wurde, untermauert durch systematische Analyse von Indizien die Einschätzung, dass der CEO den MDax-Konzern auf Druck verlassen musste (vgl. BZ vom 7. Februar).Offiziell hat Fischer “um die einvernehmliche vorzeitige Beendigung seiner Tätigkeit gebeten”, und der Aufsichtsrat “hat dem zugestimmt”. Damit geht er formal gesehen freiwillig. Die harten Fakten, auf die sich das Analysemodell stützt, sprechen eine eigene Sprache: Fischer verlässt den Posten erstens im unpassenden Alter von 53 Jahren mit ungewissem Ziel, zweitens mit sofortiger Wirkung, drittens nach extrem kurzer Amtszeit von nur fünf Monaten, viertens mit intransparenter Begründung (“aus persönlichen Gründen”), und fünftens ist ein Nachfolger nicht greifbar, so dass CFO Rainer Beaujean interimistisch als Vorstandssprecher einspringt. Macht fünf Punkte für den Push-out Score. Aktienkursentwicklung und operative Performance zeigen keine Auffälligkeiten, was verhindert, dass der Score noch höher steigt. Information steckt in LückenDie beiden weichen Faktoren, die für das Analysemodell relevant sind, Form und Sprache der Mitteilung, liefern zwei weitere Punkte zum Endstand von 7. Die Datenlage scheint zwar dünn, aber die Information steckt in den Lücken. In acht dürren Sätzen mit insgesamt 105 Wörtern gibt der Verpackungsspezialist am 5. Februar den Wechsel bekannt. Es spricht Bände, dass Fischers Schritt in der Mitteilung nicht bedauert wird und dass man Dank für seine kurze Tätigkeit oder wenigstens floskelhafte gute Wünsche vergebens sucht. Welcher Kontrast zu seiner Ernennung! Damals hatte Aufsichtsratschef Axel Herberg den von BASF geholten neuen CEO freudig begrüßt. Zu seinem Abschied fällt kein einziges persönliches Wort – weder vom Aufsichtsrat noch von den Vorstandskollegen. Stattdessen heißt es, Fischers Schritt beruhe “nicht auf unterschiedlichen Vorstellungen zur strategischen Ausrichtung oder der wirtschaftlichen Entwicklung der Gesellschaft” (was am 22. Februar durch recht solide Ergebnisse fürs Gesamtjahr bekräftigt wird). All das lässt den Schluss zu, dass die “persönlichen Gründe” genau genommen persönliche Differenzen sind, die dazu führten, dass der CEO auf Druck gehen musste.