Nachfrageschub für 5G-Netz erwartet
dpa-afx/hei Bonn
– Zwei Jahre nach einer milliardenschweren Auktion von Mobilfunkfrequenzen für die 5. Generation (5G) rechnen die Netzbetreiber mit einem Nachfragesprung bei dem neuen Standard. „Wir erwarten, dass das Datenvolumen in unserem 5G-Netz weiter stark ansteigt“, sagt der Technikchef von Vodafone Deutschland, Gerhard Mack. „Es gibt immer mehr 5G-Stationen, immer mehr 5G-Anwendungen und immer mehr 5G-Smartphones.“ Der Vodafone-Manager weist auf die Vorteile von 5G bei Großveranstaltungen hin, die es in Coronazeiten nicht gegeben habe, die aber perspektivisch wieder eine Rolle spielten.
Telefónica-Deutschland-Chef Markus Haas sagt, dass der 5G-Anteil am übermittelten Datenvolumen im Netz seiner Firma zwar noch gering sei, in den kommenden Monaten rechne er aber mit einem „massiven Schub“. Jedes zweite Smartphone, das Telefónica aktuell verkaufe, sei bereits 5G-fähig. Das 5G-Netz von Telefónica ist noch relativ klein, es soll aber deutlich ausgebaut werden.
Telekom vorn
Den größten Ausbaufortschritt kann die Deutsche Telekom aufweisen. Nach Unternehmensangaben könnten inzwischen 80% der Menschen in Deutschland von ihren Wohnungen aus das 5G-Netz des Bonner Konzerns empfangen. Mehr als 50000 Telekom-Antennen in rund 5000 Städten und Gemeinden funken in 5G. Vodafone vermeldet 10000 5G-Antennen, die inzwischen aktiviert seien und Haushalte von etwa 25 Millionen Menschen erreichen – rechnerisch knapp ein Drittel der Bevölkerung in Deutschland. Bis Jahresende sollen es mehr als 30 Millionen sein. Der dritte Netzbetreiber, Telefónica mit ihrer Marke O2, verfügt über 1500 5G-Antennen bundesweit. Zur 5G-Bevölkerungsabdeckung macht Telefónica derzeit keine Angaben, bis Jahresende sollen es mehr als 30% sein. Der Nutzen der 5G-Technik für den Privatkunden ist derzeit noch begrenzt; für die meisten Anwendungen reicht der Vorgängerstandard LTE völlig aus. Perspektivisch dürfte die Relevanz steigen, weil etwa neue mobile Gaming-Anwendungen oder Virtual Reality 5G sinnvoll machen.
Nutzung nicht eindeutig
Der Umfang der derzeitigen Nutzung lässt sich nicht eindeutig ermitteln. Vodafone gibt an, dass in der ersten Juniwoche etwa 20% der übermittelten Mobilfunkdaten über Antennen mit 5G-Technik liefen. Das sagt allerdings nicht allzu viel, denn die meisten Mobilfunkantennen sind so ausgelegt, dass sie zwischen 4G- und 5G-Übertragungsstandard hin und her schalten – je nach Bedarf der Nutzer in der Umgebung. Wie hoch der reine 5G-Volumenanteil ist, ist damit unklar. Der neue Vierte im Bunde der Mobilfunknetzbetreiber ist die United-Internet-Tochter 1&1Drillisch, die bisher aber noch kein Netz aufgebaut hat – wegen langwieriger Roaming-Verhandlungen mit anderen Firmen, um den Einstieg abzusichern.
Der Präsident der Bundesnetzagentur, die das Spektrum vor zwei Jahren unter den Hammer brachte, zeigt sich zufrieden. „Die Netzbetreiber erweitern ihre Netze in hohem Tempo“, sagt Jochen Homann. Vor zwei Jahren sei noch diskutiert worden, ob 5G flächendeckend überhaupt gebraucht werde. „Heute geht es nur noch um die Frage, bis wann das zu schaffen ist.“ Die monatelange Auktion endete am 12. Juni 2019. Vier Lizenznehmer verpflichteten sich zur Zahlung von insgesamt 6,6 Mrd. Euro. Das Auktionsformat, das die Unternehmen viel Geld kostet, ist von diesen immer wieder scharf kritisiert worden.