AIRLINES

Nachholbedarf

Europas Fluggesellschaften tun derzeit vor allem eines: sparen. Angesichts hoher Kerosinpreise, niedriger Flugtarife und anstehender Milliardeninvestitionen in neues Fluggerät weist aber heute schon vieles darauf hin, dass die bisher ergriffenen...

Nachholbedarf

Europas Fluggesellschaften tun derzeit vor allem eines: sparen. Angesichts hoher Kerosinpreise, niedriger Flugtarife und anstehender Milliardeninvestitionen in neues Fluggerät weist aber heute schon vieles darauf hin, dass die bisher ergriffenen Sparbemühungen nicht ausreichen werden, um dauerhaft wettbewerbs- und investitionsfähig zu bleiben.Die Deutsche Lufthansa hat deshalb bereits weitere Einschnitte für den Herbst angekündigt, andere europäische Wettbewerber dürften folgen. Dabei sind dieses Mal noch nicht einmal die Low-Cost-Carrier von der Krise ausgenommen, denn die hohen Treibstoffausgaben setzen ihnen ebenfalls zu und zwingen sie, ihre Niedrigpreisstrategie zu überdenken. Weil zudem Ryanair und Easyjet gerade in den Investitionszyklus hineinlaufen, tut nachhaltiges Wirtschaften erst Recht not.Auch die Fluglinien außerhalb Europas haben derzeit ihr Päckchen zu tragen. Angesichts einer schwächeren Entwicklung am chinesischen Markt und in Asien insgesamt sowie einer fragilen Verfassung der US-Konjunktur gibt es auch bei den Airlines aus Asien und den USA wenig Grund zur überbordenden Freude. Richtig gebeutelt werden indes dennoch vor allem die Europäer, was nicht alleine der Staatsschuldenkrise in die Schuhe zu schieben ist. Vielmehr hat die Branche auf dem Alten Kontinent etwa im Vergleich zur US-Szene noch einigen Nachholbedarf. Denn jenseits des Atlantiks wurde bereits die Branchenkrise nach dem 11. September 2001 verstärkt für Aufräumarbeiten genutzt. Viele Carrier haben sich unter Gläubigerschutz nach Chapter 11 gesundgeschrumpft. Es folgten diverse Fusionen, sodass heute nur noch gut eine Handvoll international agierender Carrier um die Gunst der rund 300 Millionen US-Verbraucher buhlen.In Europa sind dagegen noch um die 50 Fluggesellschaften unterwegs und füllen ihre Flieger vor allem mit Hilfe niedriger Tarife, was den Wettbewerbsdruck noch verschärft. In der Krise nach den Terroranschlägen vor rund zwölf Jahren sind anders als in den USA relativ wenige Gesellschaften von der Bildfläche verschwunden, die Staaten haben damals vielmehr manch klammem Carrier finanziell unter die Arme gegriffen und so dessen Überleben gesichert.Das dürfte angesichts der maroden Verfassung diverser europäischer Staatshaushalte in der aktuellen Krise nicht passieren. Deshalb ist schon manchem Anbieter – etwa der ungarischen Malev oder Cirrus Airlines hierzulande – die Luft ausgegangen, weitere Pleiten werden im Laufe der kommenden Monate folgen.