Tubulis

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Mit seinen neuartigen Wirkstoffen zur Krebsbekämpfung hat das Münchener Startup Tubulis schon in der Vergangenheit großes Investoreninteresse auf sich gezogen. Nun erhält die Firma mit mehr als 300 Mill. Euro erneut eine vergleichsweise große Summe an Wagniskapital. Der Rest der Branche tut sich in Finanzierungsfragen derweil schwer.

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Nächste Megarunde für Biotech-Startup Tubulis

Münchener Krebstherapie-Spezialist holt 308 Mill. Euro – Branche steht weiter vor Finanzierungsproblemen

kro Frankfurt

Das Münchener Biotech-Startup Tubulis zieht mit seinen neuartigen Wirkstoffen zur Krebsbehandlung immer mehr Interesse von Investoren auf sich. Rund eineinhalb Jahre nach der letzten großen Finanzierungsrunde, die dem Unternehmen 128 Mill. Euro einbrachte, kamen nun in einer Series-C-Runde weitere 308 Mill. Euro zusammen. Noch nie zuvor habe eine europäisches Biotech-Firma in dieser Phase so viel Geld eingesammelt, teilte Tubulis am Mittwoch mit. Es sei zugleich die größte Finanzierung für einen nicht-börsennotierten ADC-Entwickler weltweit.

ADC steht für Antikörper-Wirkstoff-Konjugate. Dabei handelt es sich um biologische Wirkstoffe, die als möglicher Gamechanger in der Behandlung von Krebserkrankungen gelten. Denn sie attackieren Krebszellen gezielt, ohne das umliegende gesunde Gewebe zu beschädigen. Die Nebenwirkungen dieser Therapieform sollen somit geringer ausfallen als bei einer herkömmlichen Chemo-oder Strahlentherapie. Neben Startups wie Tubulis oder Firefly Bio aus den USA arbeiten auch große Pharmakonzerne wie Roche, Astrazeneca, Pfizer und Merck an der Entwicklung beziehungsweise Herstellung von ADCs.

Tubulis wurde 2019 aus dem Leibniz-Forschungsinstitut Berlin und der Ludwig-Maximilians-Universität München heraus gegründet. Das Unternehmen hat bereits mehrere ADC-Kandidaten entwickelt, wobei der bislang erfolgreichste namens „TUB-040“ im Juni vergangenen Jahres von der US-Arzneimittelbehörde FDA den Fast-Track-Status erhalten hat. Das bedeutet, dass er ein beschleunigtes Zulassungsverfahren durchläuft. Außerdem wird der Wirkstoff gerade in einer Phase-I/IIa-Studie unter anderem bei Eierstockkrebs-Patientinnen getestet, bei denen die bislang standardmäßige platinbasierte Chemotherapie nicht anschlägt. Erste Daten will das Unternehmen auf dem diesjährigen europäischen Onkologie-Kongress ESMO vorstellen, der Ende der Woche in Berlin startet.

Neue Investoren aus den USA

Mit der jüngsten Finanzierungsrunde hat sich Tubulis nun drei neue Investoren in den Gesellschafterkreis geholt, die ihren Sitz allesamt in den USA haben. Dazu zählen der Healthcare-Investor Venrock, der Vermögensverwalter Wellington und der Biotech-Fonds Ascenta. Auch bestehende Investoren haben sich erneut an der Series-C-Runde beteiligt. Zu ihnen gehören unter anderem der Schweizer Biotech-Investor Nextech, der schwedische Finanzinvestor EQT, der High-Tech Gründerfonds aus Bonn sowie die VC-Gesellschaft des Freistaats Bayern, Bayern Kapital.

Der CEO und Mitgründer von Tubulis, Dominik Schumacher, nannte die neue Finanzierungsrunde „bahnbrechend“. Sie unterstreiche „das starke Vertrauen dieser globalen Healthcare-Investoren in Tubulis und in das disruptive Potenzial unserer ADC-Plattformen“. Die eingesammelten Mittel sollen in die Entwicklung von TUB-040 und weiterer Kandidaten fließen.

VC-Investitionen in deutsche Biotechs knicken ein

Abgesehen von Tubulis tut sich der Rest der deutschen Biotech-Branche in der Mittelbeschaffung momentan recht schwer. Laut Zahlen vom Branchenverband Bio Deutschland und EY sind bislang in diesem Jahr 448 Mill. Euro an Wagniskapital in dem Sektor zusammengekommen – den Tubulis-Deal schon mit eingerechnet. 2024 waren es insgesamt 898 Mill. Euro.

Neben den strukturellen Problemen, mit denen Startups hierzulande in Finanzierungsfragen kämpfen (etwa die geringe Beteiligung institutioneller Investoren), sind es auch regulatorische Hürden, die Investoren von einem Engagement in deutsche Biotech-Firmen oft abhalten. So beklagt die Branche beispielsweise, dass Genehmigungsprozesse für klinische Studien hierzulande teils deutlich langwieriger und komplexer seien als in anderen Regionen der Welt. Die Bundesregierung hat sich deswegen in ihrem Koalitionsvertrag vorgenommen, die Biotechnologie als Schlüsselindustrie zu fördern, und „Anwendungen regulatorisch zu erleichtern“.