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Nächste Runde im Ringen um Preos-Wandelanleihe

Der Immobilienkonzern Preos hat ein dickes Paket eigener Wandelschuldverschreibungen an einen Investor weitergereicht. Strittig ist nun, ob es sich dabei um einen unabhängigen Gläubiger oder ein verbundenes Unternehmen handelt.

Nächste Runde im Ringen um Preos-Wandelanleihe

Nächste Runde im Ringen um Preos-Wandelanleihe

Abstimmung über Gläubigervertreter steht bevor – Zwei Kandidaten – Streit über Stimmberechtigung der an Vilus weitergereichten Schuldverschreibungen

hek Frankfurt

Beim angeschlagenen Immobilienunternehmen Preos steht die nächste Abstimmung der Gläubiger einer Wandelschuldverschreibung ins Haus. Anders als beim ersten Voting geht es diesmal nicht um einschneidende Änderungen der Anleihebedingungen. Einziger Beschlussgegenstand ist jetzt die Bestellung des sogenannten gemeinsamen Vertreters der Bondholder. Preos schlägt dafür Klaus Nieding vor, den Vizepräsidenten der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Die Abstimmung beginnt an diesem Samstag und endet am darauffolgenden Montag.

Schlüsselrolle bei Anleiherestrukturierungen

Allerdings stößt der Vorschlag bei diversen Bondholdern auf Vorbehalte. Die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) hat sich mit einem Gegenantrag zu Wort gemeldet. Sie bringt abermals die MR Treuhand, vertreten durch Rechtsanwalt Tobias Moser von der Kanzlei DMR Legal, als gemeinsamen Vertreter ins Spiel. MR Treuhand werde von der "bekannten Investmentbank" Houlihan Lokey unterstützt. Dem gemeinsamen Vertreter solle ein zunächst fünfköpfiger Beirat aus Repräsentanten der Bondholder zur Seite gestellt werden.

Aufgabe des gemeinsamen Vertreters ist, die Interessen der Gläubiger gegenüber dem Emittenten zur Geltung zu bringen. Ihm kommt eine Schlüsselrolle bei Anleiherestrukturierungen zu. Er kann Auskünfte vom Schuldner verlangen und Gläubigerversammlungen einberufen. Für die Wahl reicht in diesem Fall die einfache Mehrheit. Nach Lage der Dinge ist davon auszugehen, dass Nieding gewählt wird.

Eigenbestand weitergereicht

Bei Preos stehen Wandelschuldverschreibungen mit Fälligkeit am 9. Dezember 2024 und einem Kupon von 7,5% im Jahr im Feuer. Der Emissionsrahmen belief sich auf bis zu 300 Mill. Euro, tatsächlich begeben wurden 249,6 Mill. Euro. Davon landete aber, und das ist die Besonderheit, nur ein geringer Teil bei institutionellen Investoren und Privatanlegern. Mehrheitsaktionär Publity hält ein Paket von 77,6 Mill. Euro und Preos selbst führte zuletzt ein Nominalvolumen von 107,6 Mill. Euro in der eigenen Bilanz. Bleiben grob 65 Mill. Euro, die auf externe Investoren entfallen.

Inzwischen hat der in Frankfurt ansässige Bestandshalter von Büroimmobilien, dem unter anderem die Sky-Zentrale in Unterföhring gehört, im Eigenbestand gehaltene Anleihen weitergereicht. „Bei der ersten Abstimmung im Juli hatten die 107 Mill. Euro, die Ende 2022 bei Preos in den Büchern standen, plötzlich einen neuen Eigentümer, nämlich die Vilus ImmoGermany aus Berlin. Über diesen Transfer gibt es keine öffentliche Mitteilung“, berichtet Rechtsanwalt Moser. Die Vilus-Stimmen hätten für die vorgeschlagene Änderung der Anleihebedingungen votiert. Dennoch wurde die erforderliche Zustimmung von 75% der teilnehmenden Stimmen verfehlt, so dass die Restrukturierung erst einmal blockiert ist.

"Transaktion begründet keine Ad-hoc-Meldung"

Hinter Vilus steht der Immobilienunternehmer Bernd Ehret, ein Weggefährte des umstrittenen Investors Thomas Olek, zu dessen Firmengeflecht Preos gehört. „Nach unserer Ansicht handelt es sich bei Vilus um ein verbundenes Unternehmen, das nicht stimmberechtigt ist und für Rechnung der Emittentin die Anleihen hält“, sagt Moser. Preos bestreitet das: "Herr Ehret und seine Unternehmen sind keine nahestehenden Personen", teilt die Gesellschaft mit und versichert: "Die Transaktion begründet keine Ad-hoc-Meldung." Der Deal zwischen Preos und Vilus sei komplex und vertraulich, ergänzt ein Firmensprecher, ohne in Details zu gehen. Moser kündigt an, juristisch gegen die Einbringung der Stimmen vorzugehen: „Letztlich müssen die Gerichte klären, ob Vilus ein echter Gläubiger im Sinne des Gesetzes ist oder nicht.“

"Faktisch enteignend“

Moser und Malte Wulfetange von Houlihan Lokey bewerten den in der ersten Abstimmung gestoppten Restrukturierungsvorschlag im Gespräch mit der Börsen-Zeitung als sehr unausgewogen. „Er war faktisch enteignend“, sagt Moser. Geplant war, die Laufzeit des Wandlers um fünf Jahre zu verlängern, die Zinsen für 2023 zu stunden und dann statt der fälligen 7,5% nur 2% Zinsen im Jahr auszuzahlen und den Rest ebenfalls bis Laufzeitende zu stunden. Zum gemeinsamen Vertreter sollte ausgerechnet Frank Schneider bestellt werden, Chef des Preos-Großaktionärs Publity.

Mehr als ein Jahr bis Fälligkeit

SdK, DMR Legal und Houlihan Lokey riefen auf, gegen den Plan zu stimmen. Sie vertreten eine große Gruppe privater und institutioneller Anleger. Die SdK versuchte, MR Treuhand und ihren Geschäftsführer Moser als gemeinsamen Vertreter zu installieren. Für diesen Gegenantrag hätten 99,2% der Gläubiger (ohne Vilus ImmoGermany) gestimmt.

Verwundert zeigen sich die Kritiker, dass die Anleihebedingungen mehr als ein Jahr vor Fälligkeit geändert werden sollen. Dafür gebe es keine Notwendigkeit. „Wenn die im Dezember 2023 anstehende Zinszahlung das Problem ist, kann man über eine Zinsstundung verhandeln“, sagt Moser.

Der Immobilienkonzern Preos hat ein dickes Paket eigener Wandelschuldverschreibungen an einen Investor weitergereicht. Strittig ist, ob es sich dabei um einen unabhängigen Gläubiger oder ein verbundenes Unternehmen handelt. Diese Frage hat weitreichende Folgen für die geplante Restrukturierung der Anleiheschulden und damit für die Belastungen, die auf Bondholder zukommen.

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