Nächster Aktivist mischt bei Gerresheimer mit
Gerresheimer wird zum Spielball
Active Ownership sichert sich über 7 Prozent und präsentiert Forderungskatalog – Finanzchef Metzler angezählt
ab Köln
Nach den geplatzten Übernahmeverhandlungen mit Finanzinvestoren bringt sich mit Active Ownership ein weiterer Aktionärsaktivist bei Gerresheimer in Stellung. Die Beteiligungsgesellschaft hält inklusive Finanzinstrumenten 7,2% an dem Verpackungshersteller für die Pharmaindustrie. Neben Portfoliomaßnahmen fordert die Beteiligungsgesellschaft recht unverhohlen den Austausch von CFO Bernd Metzner.
Bei Gerresheimer findet die nächste Volte statt: Der aktivistische Investor Active Ownership (AOC) hat sich direkt mit 5,3% beteiligt und mittelbar Zugriff auf weitere 1,9%. Das geht aus einer Stimmrechtsmitteilung hervor. Der Einstieg erfolgt nur wenige Wochen nach der Ankündigung des Spezialverpackungsherstellers für Pharma- und Kosmetikindustrie, die Formglassparte (Moulded Glass) abzuspalten. Gerresheimer erklärte auf Nachfrage, seit mehreren Monaten mit Active Ownership in konstruktivem Dialog zu stehen.
Active Ownership, die es hierzulande mit Engagements bei Stada und Hellofresh zu einiger Berühmtheit gebracht hat, sieht bei Gerresheimer nach eigenen Angaben „beträchtliches Wertsteigerungspotenzial“ und möchte „Management und Aufsichtsrat konstruktiv begleiten, dieses zu erschließen“. Ausdrücklich begrüßt wird der geplante Spartenverkauf.
Finanzchef Metzner angezählt
Damit ist es nach Einschätzung des Investors jedoch nicht getan: Weitere notwendige Maßnahmen seien „zusätzliche Portfoliooptimierungen, die Auflage eines Effizienzprogramms mit einem Margensteigerungspotenzial von bis zu 500 Basispunkten sowie ein klarer Fokus auf disziplinierte und wertschaffende Kapitalallokation“, wird aufgezählt.
Zudem sei angesichts der Underperformance der Aktie – Gerresheimer hatte die Gewinnprognose zuletzt mehrfach revidieren müssen – ein Management-Review erforderlich, „insbesondere im Hinblick auf die Position des Finanzvorstands und das mittlere Management“.
Verhaltener Applaus
Die Investoren reagierten auf den Einstieg eines weiteren Aktionärsaktivisten mit verhaltenem Wohlwollen. Der MDax-Wert legte am Donnerstag um 2,1% zu. Mit gut 45 Euro ist die Aktie allerdings weiterhin so billig wie zuletzt vor zehn Jahren. Seit fast einem Jahr sind die Aktionäre einem Wechselspiel der Gefühle ausgesetzt: Alles begann mit der völlig überraschenden Gewinnwarnung im September 2024, die den Aktienkurs um fast 20% einbrechen ließ.

Wenig später gab der Hedgefonds Eminence Capital seinen Einstieg bekannt. Das brachte dem Unternehmen nur vorübergehend eine Verschnaufpause. Erst im Februar wendete sich das Blatt. Gerresheimer gab bekannt, mit Finanzinvestoren über ein Übernahmeangebot zu verhandeln. Operativ ging es dagegen weiter bergab. Im Juli, als Gerresheimer die Übernahmegespräche offiziell beerdigte, war die Aktie nur noch 50 Euro wert.
Eminence Capital hat die Beteiligung inzwischen auf 6,2% ausgebaut. Daneben sind die Investmentbanken Goldman Sachs und Morgan Stanley in größerem Umfang engagiert. In wessen Auftrag sie unterwegs sind, ist nicht bekannt.
Ungesunde Verschuldungsrelationen
Mit der Übernahme von Bormioli Pharma aus dem Portfolio des Finanzinvestors Triton hat sich Gerresheimer angreifbar gemacht. Nicht nur, weil das zugekaufte Geschäft bislang nicht die Erwartungen erfüllte, sondern weil das Unternehmen seine Verschuldung damit in ungesunde Höhen trieb.
In Relation zum bereinigten operativen Ergebnis hatte sich die Nettoverschuldung zuletzt auf das Vierfache belaufen. Dieser Wert soll nicht überschritten werden. Um die Verschuldungsrelationen wieder in den Griff zu bekommen, hat Gerresheimer die Dividende zuletzt auf das gesetzliche Mindestmaß gesenkt.
Zudem werden Abstriche an den Investitionsplänen gemacht. Trotz des operativen Gegenwinds hatte Vorstandschef Dietmar Siemssen die Übernahme zuletzt noch einmal als „richtigen strategischen Schritt“ herausgestellt.