Biontech schmiedet deutschen Biotech-Riesen
Deutsche Biotech-Größen bündeln Kräfte
Biontech bietet 1,25 Mrd. Dollar für Rivalen Curevac – Großaktionäre sind an Bord
kro/Reuters Frankfurt
Die mit Umsatzrückgängen und Verlusten kämpfende Biotech-Firma Biontech will sich den Tübinger Rivalen Curevac einverleiben. Die Unternehmen haben eine Übernahme vereinbart, bei der Biontech alle Aktien von Curevac erwirbt. Biontech bezahlt mit eigenen Aktien und bewertet die Curevac-Titel dabei mit 5,46 Dollar das Stück. Das entspricht einem Aufschlag von 34% auf den Schlusskurs von Curevac am Mittwoch und einer Gesamtbewertung der Tübinger Firma von rund 1,25 Mrd. Dollar.
Mit dem Schritt will Biontech sein Krebstherapie-Geschäft stärken. „Unser Ziel ist es, die Entwicklung von innovativen Krebsbehandlungen voranzutreiben und neue Behandlungsstandards für verschiedene Krebsarten zu etablieren“, sagte Ugur Sahin, Mitgründer und CEO von Biontech.
Erst Anfang des Monats hatten die Mainzer in dem Bereich eine Kooperation mit dem US-Pharmariesen Bristol-Myers Squibb angekündigt, die Biontech mehr als 11 Mrd. Dollar einbringen könnte. Dabei geht es um die Entwicklung eines experimentellen Krebsmedikaments namens BNT327, von dem sich die Unternehmen eine effektive und schonende Bekämpfung mehrere Krebsarten erhoffen. Die Aktie von Biontech hatte im Zuge der Ankündigung an der Nasdaq um fast ein Fünftel auf über 113 Dollar zugelegt.
Knapp 37% gesichert
Der Deal zur Übernahme von Curevac steht noch unter dem Vorbehalt regulatorischer Genehmigungen sowie einer Mindestannahmequote von 80% der Curevac-Aktien. Unter bestimmten Umständen könne dieser Wert noch einseitig von Biontech auf 75% gesenkt werden, hieß es.
Vorstand und Aufsichtsrat von Curevac unterstützen die Transaktion und auch die Biotech-Holding Dievini von SAP-Mitgründer Dietmar Hopp habe sich als Großaktionärin verpflichtet, das Angebot anzunehmen. Insgesamt haben jetzt schon Aktionäre, die zusammen 36,76% der Curevac-Aktien halten, Andienungsvereinbarungen unterzeichnet. Zudem habe auch die Bundesregierung bestätigt, der Transaktion „grundsätzlich positiv“ gegenüberzustehen. Die KfW war im Jahr 2020 für insgesamt 300 Mill. Euro bei Curevac eingestiegen, nachdem einige Monate zuvor Gerüchte über ein Interesse der damaligen US-Regierung an den Tübingern die Runde gemacht hatten. Heute hält der Bund noch gut 13% an Curevac.
Curevac galt einst wie Biontech als Hoffnungsträger bei der Entwicklung eines Impfstoffs gegen das Corona-Virus. Doch während die Mainzer gemeinsam mit ihrem US-Partner Pfizer Ende 2020 den ersten zugelassenen Covid-Impfstoff auf den Markt brachten und Milliarden einnahmen, scheiterte Curevac mit seinem Vakzin mangels Wirksamkeit. Die Tübinger hatten zuletzt Stellen abgebaut und wollten sich auf die Forschung fokussieren.