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Netflix enttäuscht Investoren trotz Abonnentenwachstums

Netflix hat die Abonnentenzahl und Profitabilität im zweiten Quartal solide gesteigert. Doch Investoren reagieren enttäuscht auf die Umsatzentwicklung und den Ausblick.

Netflix enttäuscht Investoren trotz Abonnentenwachstums

Netflix enttäuscht Investoren trotz Abonnentenwachstums

Streamingdienst steigert nach Strategieschwenk Gewinn und operative Marge – Umsatzentwicklung und Prognosen hinter den Erwartungen

xaw New York

Investoren reagieren trotz eines robusten Abonnentenwachstums und einer gesteigerten Profitabilität enttäuscht auf die Quartalszahlen von Netflix. Der Streamingdienst geht in den USA sowie 100 weiteren Ländern und Regionen seit Mai verschärft gegen Trittbrettfahrer auf seiner Plattform vor, die Accounts über geteilte Passwörter mehrfach nutzen. Nachdem viele von diesen Kunden nun offenbar für eigene Zugänge bezahlen, hat Netflix im zweiten Quartal per Saldo rund 5,9 Millionen Abonnenten hinzugewonnen. Im Vorjahreszeitraum hatten sich netto noch fast 1 Millionen Nutzer von dem Streamingdienst verabschiedet. Global kommt Netflix nun auf 238,4 Millionen Mitgliedschaften.

Geringere Ausgaben

Der Nettogewinn von Netflix belief sich zwischen April und Juni auf 1,49 Mrd. Dollar, eine Steigerung von 3,2% gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Der Wert übertraf die Prognosen des Unternehmens ebenso wie die operative Marge, die von 19,8% im zweiten Quartal 2022 auf 22,3% kletterte. Infolge des Streiks der Autoren und Schauspieler in Hollywood gibt Netflix im laufenden Jahr nach eigenen Angaben weniger für neue Inhalte aus. Deshalb hebt der Streaminganbieter den Ausblick für den freien Cashflow kräftig: Erwartete er zuvor mindestens 3,5 Mrd. Dollar, lautet die Prognose nun auf mindestens 5 Mrd. Dollar.

Dennoch gab die Netflix-Aktie im nachbörslichen New Yorker Handel zeitweise um mehr als 8% nach. Nach der Eröffnung an der Wall Street ging es am Donnerstag um weitere 7% abwärts. Analysten bezeichneten die Ergebnisse zwar als solide. Nach dem vorherigen Kursanstieg von mehr als 60% seit Jahresbeginn hätten sie aber nicht ausgereicht, um die Investorenstimmung weiter zu heben.

Ernüchternde Prognose

Gerade beim Umsatz hatten die Anleger dem Unternehmen mehr zugetraut. Die Erlöse wuchsen zwar um 3% auf 8,19 Mrd. Dollar, blieben damit aber hinter dem von Netflix selbst in Aussicht gestellten Wert zurück. Dabei machten sich unter anderem Wechselkurseffekte und Preisreduktionen in einigen internationalen Märkten negativ bemerkbar. Auch die Umsatzprognose von 8,52 Mrd. Dollar für das dritte Quartal lag unter den an der Wall Street kursierenden Schätzungen.

Netflix will die Erlöse nun nicht nur durch ein Wachstum der zahlenden Nutzerbasis, sondern auch durch eine Skalierung des Werbegeschäfts ankurbeln. Im vergangenen November startete der Streamingdienst eine werbeunterstützte Version, deren Nutzerzahl sich nach Unternehmensangaben seit dem ersten Quartal fast verdoppelt hat. Ende Juni abonnierten 3,3% der US-Kunden diese Variante.

Die werbeunterstützte Mitgliedschaft kostet in den USA 6,99 Dollar im Monat, daneben bietet das Unternehmen noch ein anzeigenfreies Abo für 15,49 Dollar und eine Premiumversion mit hochauflösendem Stream für 19,99 Dollar an. Die mit 9,99 Dollar bislang günstigste werbefreie Variante will Netflix laut Mitteilung vom Mittwoch nicht mehr anbieten.

Konkurrenzdruck steigt

Allerdings steht der TV-Anzeigenmarkt unter Druck. Zugleich wächst die Konkurrenz für Netflix, seit neben Walt Disney auch weitere Entertainment-Riesen wie Paramount und Warner Bros. Discovery eigene Streamingdienste lanciert haben. Für den Vorreiter liegt der Fokus deshalb darauf, das meiste aus seinen teuersten Angeboten herauszuholen. Analysten warnten davor, dass Netflix mit seinem Vorgehen gegen das Teilen von Passwörtern viele Abonnenten verprellen würde, die seit Jahren einen gemeinsamen Account mit Familienmitgliedern oder Freunden nutzten. Diese Sorge hat sich vorerst aber offenbar nicht bewahrheitet.

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