Neue Enthüllungen bei Airbus

Luftfahrtkonzern soll umstrittenem Manager 80 Mill. Euro Abfindung gezahlt haben - Erstflug des A330neo

Neue Enthüllungen bei Airbus

wü Paris – Airbus hat am Donnerstag den Erstflug des A330neo gefeiert. Doch während der A330neo über der Umgebung von Toulouse kreiste, tauchten neue Enthüllungen im Zusammenhang mit der möglichen Korruptionsaffäre bei dem Luft- und Raumfahrtkonzern auf. Airbus habe Jean-Paul Gut, bis 2007 Leiter der durch die Korruptionsermittlungen ins Visier geratenen Vertriebseinheit Strategy & Marketing Organisation, eine Abfindung von 80 Mill. Euro gezahlt, dies jedoch in den Geschäftsberichten verschleiert, berichten der “Spiegel” und das französische Investigativ-Portal Mediapart.Ausgerechnet Konzernchef Tom Enders, der jetzt ein Großreinemachen bei dem Luft- und Raumfahrtkonzern lanciert hat, habe diese Abfindung zusammen mit seinem damaligen Co-Chef Louis Gallois genehmigt. Die auf Finanzdelikte spezialisierte Einheit der französischen Staatsanwaltschaft habe den Vertrag zwischen EADS, wie der Luft- und Raumfahrtkonzern damals noch hieß, und Gut inzwischen angefordert, schreiben die beiden Medien. Im schlimmsten Fall könnte dies Enders den Job kosten. Politik macht DruckIn Frankreich wird mehr oder weniger offen kritisiert, dass der Airbus-Chef auch US-Kanzleien für das interne Großreinemachen engagiert hat. Die Furcht, dass sich die US-Justiz in die Ermittlungen einschalten könnte, ist in Paris groß. Da Airbus extrem wichtig für die französische Wirtschaft ist und jedes Jahr für das Land für Exporte in Höhe von rund 20 Mrd. Euro sorgt, verfolgen Präsident Emmanuel Macron und Alexis Kohler, der Generalsekretär des Elysée-Palasts, den Fall persönlich. Der französische Staat soll nach Informationen der Wirtschaftszeitung “La Tribune” Druck auf Airbus-Verwaltungsratschef Denis Ranque ausüben, nicht zu konziliant mit Enders’ Art umzugehen, das Unternehmen zu managen.Ungemach droht aber auch bei dem A330neo, der gestern gefeiert wurde. Die neu motorisierte, treibstoffeffizientere Variante des 1994 erstmals in Dienst gestellten A330-Langstreckenjets soll Mitte 2018 an den Erstkunden TAP ausgeliefert werden. Größter Abnehmer mit 66 bestellten Maschinen ist allerdings Air Asia X, die Langstreckentochter der Low-Cost-Airline Air Asia aus Malaysia. Sie könnte jedoch stattdessen den größeren A350-Langstreckenjet bestellen, erklärte Air-Asia-Chef Tony Fernandes kürzlich. Die Airline überprüft gerade ihre Flottenbedürfnisse und schaut sich jetzt auch den 787 Dreamliner an. Hawaiian Airlines hat als bisher einziger Kunde sechs Exemplare der kleinsten Variante A330neo-800 bestellt, könnte sich jedoch ebenfalls umentscheiden. Hawaiian-Chef Mark Dunkerley sagte CNN Money, die Airline überlege angesichts schleppender Bestellungen für den A330neo-800, ob es das richtige Flugzeug sei oder ob sie lieber Boeing-Modelle nehmen solle.Mit dem A330neo will Airbus dem 787 Dreamliner von Boeing Konkurrenz machen. Mit einer um 4 % auf 251 Tonnen erhöhten Startmasse könne der A330neo auch längere Strecken wie Kuala Lumpur – London fliegen, sagte Fabrice Brégier, Chef der Airbus-Zivilflugzeugsparte. Für den A330neo mit Platz für bis zu 287 Passagiere in der größeren Variante liegen dem Flugzeugbauer 212 Festbestellungen von zwölf Kunden vor.