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Neue Finanzspritze für Air France-KLM

Brüssel stimmt Rekapitalisierungsmaßnahmen über 4 Mrd. Euro für Air France-KLM zu. Dazu gehören eine Kapitalerhöhung, durch die der Anteil des französischen Staates auf knapp 30% steigen kann.

Neue Finanzspritze für Air France-KLM

wü Paris

Nach monatelangen Verhandlungen hat Air France-KLM grünes Licht aus Brüssel für eine Rekapitalisierung erhalten, durch die der französische Staat seine Beteiligung an der finanziell angeschlagenen Fluggesellschaft mehr als verdoppeln wird. Der Verwaltungsrat segnete die Pläne, die eine neue Finanzspritze Frankreichs in Höhe von insgesamt 4 Mrd. Euro vorsehen, ab. Die niederländische Regierung verhandelt noch mit Brüssel über spezielle Maßnahmen zur Stärkung des Eigenkapitals von KLM. Weitere Maßnahmen, um das Kapital der Gruppe zu stärken, seien angedacht, erklärte Air France-KLM.

Davon sollten einige noch vor der Hauptversammlung 2022 entschieden werden, da das Eigenkapital der Gruppe nach dieser ersten Rekapitalisierung negativ bleiben dürfte, so die französisch-niederländische Airline. Sie hat 2020 einen Rekordverlust von 7,1 Mrd. Euro eingeflogen.

„Diese ersten Rekapitalisierungsmaßnahmen stellen eine wichtige Etappe für unsere Gruppe in dieser außergewöhnlich schwierigen Zeit dar“, erklärte Konzernchef Benjamin Smith. „Sie werden Air France-KLM eine größere Stabilität bringen, um voranzukommen, wenn die Erholung beginnt, wenn breit angelegte Impfkampagnen weltweit fortschreiten und die Grenzen wieder öffnen.“ Die nun beschlossenen Maßnahmen sehen vor, dass die Air France durch den französischen Staat im vergangenen Jahr gewährten Kredite in Höhe von 3 Mrd. Euro in unbefristete hybride Wertpapiere umgewandelt werden.

Zusätzlich dazu wird sich der französische Staat, der derzeit 14,3% des Kapitals hält, an einer geplanten Kapitalerhöhung von Air France-KLM über 1 Mrd. Euro beteiligen, wodurch sich seine Beteiligung auf bis zu 29,9% erhöhen könnte. China Eastern, bisher mit 8,8% beteiligt, macht ebenfalls bei der Kapitalerhöhung mit und verspricht, den Anteil unter 10% zu halten. Im Gegensatz zu diesen wollen sich die beiden anderen großen Aktionäre, der niederländische Staat und Delta, nicht an der Kapitalerhöhung beteiligen. Die Niederlande waren Anfang 2019 überraschend bei Air France-KLM eingestiegen, um auf gleicher Augenhöhe mit Frankreich sein zu können. Sie halten derzeit 14% des Kapitals, die US-Fluggesellschaft Delta 8,8%.

Frankreich wolle bei der Kapitalerhöhung nicht mehr als 29,9% des Kapitals und auch nicht die Kontrolle übernehmen, teilten französische und niederländische Regierungsmitglieder in einer gemeinsamen Erklärung mit. Die Kapitalerhöhung, die von den Marktbedingungen und der Zustimmung der Börsenaufsicht abhängen wird, soll nach Angaben von Air France-KLM ohne spezielle Optionsrechte, aber mit einer Optionsfrist für die Aktionäre lanciert werden. Dies soll den bisherigen Aktionären ermöglichen, ihre Anteile nicht verwässern zu lassen, indem sie während der Optionsfrist Aktien zeichnen. Die Fluggesellschaft wird bei der Rekapitalisierung von Deutsche Bank, HSBC und Natixis beraten. Frankreich und die Niederlande hatten Air France-KLM bereits 2020 mit einem aus staatlich garantierten Krediten und Aktionärsdarlehen bestehenden Paket über 10,4 Mrd. Euro unter die Arme gegriffen. Dazu gehörte ein Kredit über 4 Mrd. Euro von sechs Banken mit einer Laufzeit von zunächst zwölf Monaten, der zu 90% vom französischen Staat garantiert wird. Gleichzeitig erhielt die französische Airline ein Aktionärsdarlehen vom Heimatstaat in Höhe von 3 Mrd. Euro mit einer Laufzeit von vier Jahren.

Im Gegenzug zu den neuen staatlichen Hilfen Frankreichs soll Air France nach dem Willen der Behörden am Flughafen Paris-Orly bis zu 18 Lande- und Abflug-Slots an Konkurrenten abgeben. Paris habe ausgehandelt, dass diese Slots an Airlines gehen sollen, die die sozialen und steuerrechtlichen Regeln Frankreichs respektieren, sagte der französische Wirtschaftsminister Bruno Le Maire dem Radiosender France Inter in Anspielung auf die bisher lediglich an dem weiter von Paris entfernten Flughafen Beauvais vertretene Low-Cost-Airline Ryanair. Die Aktie von Air France-KLM legte am Dienstag in Paris um 1,6% auf 5,22 Euro zu.

Wertberichtigt Seite 6