Neue Fusionen unter Chinas Stahlkochern in Sicht

Ansteel Group und Benxi Steel sollen verschmolzen werden - Baosteel bestätigt Übernahme von Wuhan

Neue Fusionen unter Chinas Stahlkochern in Sicht

nh Schanghai – In der von Überkapazitätsproblemen geplagten chinesischen Stahlindustrie zeichnen sich neue Fusionskombinationen unter staatlichen Branchenunternehmen ab. Chinesischen Medienberichten zufolge plant die Regierung eine Zusammenlegung des viertgrößten chinesischen Stahlproduzenten Ansteel Group Corp. mit der kleineren Benxi Steel Group Corp. Eine entsprechende Fusion würde den drittgrößten chinesischen Stahlkonzern bilden. Kombiniert kommen Ansteel und Benxi auf einen Output an Rohstahl von rund 47,5 Millionen Tonnen. Positive BörsenreaktionAn der Hongkonger Börse reagierte die Aktie der Angang Steel Co., einer gelisteten Tochter der Ansteel Group, positiv auf die Gerüchte. Die Titel kletterten am Dienstag in der Spitze um 5,4 % auf 4,12 HK-Dollar. An den Börsen in Schanghai und Shenzhen wiederum wurden sowohl die Notierungen von Angang Steel wie auch Bengang Steel Plates – einer Tochter der Benxi Steel – am Dienstag vom Handel ausgesetzt, und zwar mit dem Verweis auf eine bevorstehende Ankündigung. Damit gilt die Anbahnung einer Fusion der jeweiligen Muttergesellschaften als quasi sicher. Peking will restrukturierenDie chinesische Regierung hatte zu Anfang des Jahres härtere Maßnahmen zur Reduzierung von Überkapazitäten in einigen chinesischen Schwerindustrie- und Rohstoffsektoren darunter insbesondere die Stahl- und Kohlewirtschaft versprochen und in den letzten Monaten immer wieder aufs Neue unterstrichen. Dabei gilt eine Zusammenlegung der zum Teil als wenig effizient geltenden staatlichen Stahlproduzenten als eine Maßnahme zur Restrukturierung des Sektors, mit der unter anderem auch eine Stilllegung von ineffizienten Produktionskapazitäten forciert werden kann.Für dieses Jahr hat Peking eine Zielmarke für die Reduzierung der Produktionskapazität für Rohstahl in einem Umfang von 45 Millionen Tonnen versprochen. Mittlerweile zeichnet sich eine größere Konsolidierungswelle mit der Formierung von “nationalen Champions” ab. Im Sommer hatte es bereits mehrfach Spekulationen und Anzeichen dafür gegeben, dass sich die Regierung beziehungsweise die Aufsichtsbehörde für staatlich kontrollierte Unternehmen, State-Owned Assets Supervision and Administration Commission (Sasac), sowie die einflussreiche National Development and Reform Commission (NDRC) für große Fusionslösungen entschieden haben. Dabei sollen führende chinesische Stahlproduzenten entstehen, die es auch weltweit auf von den Produktionsmengen her gesehen auf Spitzenpositionen bringen würden. Neue SektorgigantenNeben Ansteel/Benxi stehen bereits Pläne für eine Fusion des gegenwärtig größten chinesischen Stahlproduzenten Hebei Iron & Steel (Hesteel) mit Shougang Corp. im Raum. Zum anderen wird Wuhan Iron & Steel mit Baoshan Iron & Steel (Baosteel), zusammengebracht. Am Dienstag erfolgte die Bestätigung dieser seit längerem kolportierten Verbindung. Dabei wird die an der Börse Schanghai notierte Baosteel, die relativ hoch verschuldete und zuletzt Verluste schreibende Wuhan übernehmen. Die entsprechend erweiterte Baosteel würde damit auf eine Jahresproduktion von 60 Millionen Tonnen kommen und zum weltweit zweitgrößten Stahlproduzenten hinter der in Luxemburg ansässigen ArcelorMittal avancieren. Allerdings würde Hesteel im Zuge einer Fusion mit Shougang wieder an Baosteel vorbeiziehen. Heimische Nachfrage sinktBaosteel hat sich in diesem Jahr einer forcierten Kostensenkungsoffensive verschrieben und zeigte in der ersten Geschäftsjahreshälfte wieder ansteigende Gewinne. Auch insgesamt verzeichnen die chinesischen Branchenunternehmen nach einer Erholung der Stahlpreise im Frühjahr wieder anziehende Profite bei allerdings fallenden Umsätzen. Baosteel hatte jüngst eine insgesamt fallende chinesische Stahlnachfrage prognostiziert. Für 2016 zeichne Reduzierung des heimischen Stahlverbrauchs von 700 auf etwa 680 Millionen Tonnen ab, was einem Rückgang von knapp 3 % entspricht.