Neue Hoffnung für Bayers Gerinnungshemmer
Neue Hoffnung für Bayers Gerinnungshemmer
Neue Hoffnung für Bayers Gerinnungshemmer
Pharmakonzern erzielt mit Asundexian positive Ergebnisse in Schlaganfall-Studie – Analysten sehen Umsatzpotenzial von bis zu 3 Mrd. Euro – Kurssprung
Zwei Jahre nach einem schweren Rückschlag mit dem Wirkstoff Asundexian hat der Pharmakonzern Bayer nun doch einen Erfolg mit dem Mittel gelandet: In einer zulassungsrelevanten Studie zur Vorbeugung von Schlaganfällen wurden positive Ergebnisse erzielt. An der Börse schöpfen Anleger neue Hoffnung.
kro/dpa-afx/Reuters
Der Agrar- und Pharmakonzern Bayer meldet sich mit positiven Studienergebnissen rund um seinen Wirkstoff-Kandidaten Asundexian zurück. Der Blutgerinnungshemmer, mit dem die Leverkusener vor zwei Jahren einen schweren Rückschlag bei einer Studie mit Patienten mit Vorhofflimmern und Schlaganfallrisiko erlitten hatten, habe in einer zulassungsrelevanten Phase-III-Studie das Risiko eines ischämischen Schlaganfalls im Vergleich zu Placebo signifikant reduziert, teilte der Dax-Konzern mit. Bei einem ischämischen Schlaganfall – oder auch Hirninfarkt – handelt es sich um eine plötzlich eintretende Durchblutungsstörung des Gehirns aufgrund eines Gefäßverschlusses. Es ist die häufigste Form des Schlaganfalls, den jährlich rund 12 Millionen Menschen erleiden. Bei jedem fünften Überlebenden kommt es innerhalb von fünf Jahren erneut zu einem Schlaganfall.
Asundexian wurde in der Studie in Kombination mit Mitteln zur Verhinderung des Verklumpens von Blutplättchen angewendet. Man wolle nun weltweit Gespräche mit Gesundheitsbehörden über die Zulassung aufnehmen, hieß es von Bayer weiter. Die US-Gesundheitsbehörde FDA (Federal Drug Administration) habe für das Mittel bereits einen sogenannten Fast-Track-Status als potenzielle Behandlung zur Schlaganfallprävention bei Patienten nach einem nicht-kardioembolischen (also nicht vom Herzen ausgehenden) ischämischen Schlaganfall erteilt. Mit dem Fast-Track-Verfahren ist eine beschleunigte Zulassung für vielversprechende Arzneien möglich.
Marktstart womöglich schon 2026
An der Börse kamen die Nachrichten gut an. Der Aktienkurs kletterte zum Wochenbeginn in der Spitze um mehr als 12%, was die Titel an die Dax-Spitze beförderte. Im laufenden Jahr haben die Papiere bislang rund 60% zugelegt, auf Dreijahressicht steht allerdings ein Minus von 45% zu Buche. Als Bayer die Studie mit Patienten mit Vorhofflimmern und Schlaganfallrisiko vor zwei Jahren überraschend abgebrochen hatte, war der Kurs um ein Fünftel abgerauscht.
Analysten trauen dem Medikament nun ein Umsatzpotenzial von 1 bis 3 Mrd. Euro pro Jahr zu. Das liegt deutlich unter den 5 Mrd. Euro, die Bayer bis zum Abbruch der Studie im Herbst 2023 in Aussicht gestellt hatte. Goldman Sachs-Analyst James Quigley sieht den Wirkstoff dennoch als „Schlüssel für eine erfolgreiche Transformation des Pharmageschäfts“ von Bayer. Er rechnet damit, dass der Verkauf von Asundexian entweder Ende 2026 oder 2027 in den USA starten könnte. Bayer selbst hält sich zum erwarteten Zeitplan rund um den Marktstart bedeckt.

Die Leverkusener brauchen vor allem wegen auslaufender Patente für den Gerinnungshemmer Xarelto dringend neue Medikamente im Portfolio. Das Mittel war viele Jahre lang der größte Umsatzbringer in Bayers Pharmageschäft, liegt aber nach den ersten neun Monaten des laufenden Jahres nur noch auf Platz Zwei. Davor steht das Augenmedikament Eylea, für das die Patente derzeit aber auch ablaufen.
Rückschlag auch bei US-Rivalen
Beobachtern zufolge hängt das genaue Marktpotenzial von Asundexian auch vom Konkurrenzmittel Milvexian von den US-Pharmakonzernen Bristol-Myers Squibb und Johnson & Johnson ab. Die Amerikaner sehen in dem Mittel einen potenziellen Nachfolger für den Gerinnungshemmer Eliquis, der zu den umsatzstärksten Medikamenten der Welt gehört. Mitte November mussten die Partner eine Phase-III-Studie mit dem Kandidaten allerdings abbrechen. Eine unabhängige Überprüfung hatte ergeben, dass das Ziel bei Patienten mit kürzlich erlittenem akuten Koronarsyndrom wahrscheinlich nicht erreicht werden würde. Zwei weitere laufende Phase-III-Studien mit dem Mittel, die an anderen Patientengruppen getestet werden, sollen aber fortgeführt werden.
