Neue Struktur bringt höhere Marge

Von Peter Olsen, Frankfurt Börsen-Zeitung, 29.4.2017 Seit Jahr und Tag mäkeln Kritiker an der vergleichsweise niedrigen Umsatzrendite der Kernmarke Volkswagen Pkw des Wolfsburger Konzerns herum. Auch die noch unter Führung des früheren Konzernchefs...

Neue Struktur bringt höhere Marge

Von Peter Olsen, FrankfurtSeit Jahr und Tag mäkeln Kritiker an der vergleichsweise niedrigen Umsatzrendite der Kernmarke Volkswagen Pkw des Wolfsburger Konzerns herum. Auch die noch unter Führung des früheren Konzernchefs Martin Winterkorn gegebenen Hinweise, dass das so bedeutende China-Geschäft gar nicht in die Ergebnisrechnung der Sparte eingeht, sondern at Equity über das Finanzergebnis erfasst wird, änderte daran nichts. Auch die Tatsache, dass grundlegende Investitionen sowie neue Werke im Zug des Wachstumskurses von der Hauptmarke zu schultern sind und damit auf die Marge drücken, wurde mit Achselzucken quittiert.Während Konzernmarken wie Audi, Porsche, VW Nutzfahrzeuge oder MAN nach außen ein eigenständiges Auftreten zelebrieren, fehlt bislang der eigenständige Auftritt der Kernmarke. Das lag wohl auch daran, dass Winterkorn nicht nur Konzernchef war, sondern auch die größte Einzelmarke in Personalunion verantwortete.Mit dem Amtsantritt des früheren BMW-Managers Herbert Diess 2015 als Chef der Kernmarke Volkswagen Pkw hat sich das geändert. Diess ist bekannt dafür, klare Strukturen mit klaren Verantwortlichkeiten zu bevorzugen. Und natürlich hat er ein Interesse daran, dass seine Sanierungsleistung sich auch im Zahlenwerk des von ihm geführten Geschäfts widerspiegelt.Eine in diesem Jahr umgesetzte strukturelle Anpassung in der bilanziellen Darstellung der Spartenergebnisse macht auf einen Schlag Diess’ Reich im Umsatz um 32 Mrd. Euro kleiner, während der operative Gewinn nur um 15 % auf 1,6 Mrd. Euro sinkt, wenn man die neue Berichtsstruktur auf die 2016er Zahlen anwendet. Auf diese Weise hätte VW Pkw für 2016 statt 1,8 % Umsatzrendite 2,1 % Marge zeigen können. Das reicht zwar auch nicht, um Jubelstürme auszulösen, zeigt aber klar auf, dass die Kernsparte bisher viele Geschäfte bei sich verbuchte, die mit dem VW-Logo selbst herzlich wenig zu tun hatten.Mit zuletzt 106 Mrd. Euro Umsatz war VW Pkw mit deutlichem Abstand größter Umsatzbringer des Konzerns vor Audi mit 58 Mrd. Euro. Nach neuer Rechnung kommt VW Pkw nur noch auf 74 Mrd. Euro Erlöse, denn das bisher in Mehrmarkenkanälen für alle Konzern-Volumenmarken Skoda, Audi, Seat und VW getätigte Geschäft wird nicht mehr bei VW Pkw gebucht, sondern auf Konzernebene konsolidiert. Der Einzelausweis der Kernmarke beschränkt sich künftig allein auf das eigene Geschäft. Unter dem Strich ändert sich im Konzernabschluss nichts.Ziel der Maßnahme ist eine höhere Transparenz und eine bessere Vergleichbarkeit nach innen wie nach außen. An den besonderen China-Effekten wie auch bei den Vorfinanzierungen für neue Werke ändert sich nichts. In das Bild einer klareren Selbstdarstellung der Hauptmarke passt natürlich auch, dass für VW Pkw am 5. Mai ein eigenständiges Jahresgespräch durchgeführt wird.Zu Konzernchef Matthias Müllers Strategie gehören größere Freiheiten für die Marken. Ob damit schon der Anfang vom Ende des Zwölfmarkenkonzerns eingeläutet ist, wie manche wegen eines möglichen Verkaufs der italienischen Motorradschmiede Ducati unken, lässt sich derzeit aber noch nicht absehen. ——–Volkswagen Pkw steht künftig nur noch für Geschäfte der eigenen Marke.——-