Die französische Private-Equity-Firma Tikehau Capital verhandelt mit ihrem gerade erst gestarteten Rüstungsfonds exklusiv über den Kauf des belgischen Visualisierungsspezialisten Scioteq. Geplant ist die Übernahme der Mehrheit der Anteile vom New Yorker Finanzinvestor OpenGate Capital, der mit einer Minderheit beteiligt bleibt, teilte Tikehau am Montag mit. Federführend betreut wird der Deal von Fabien Roualdes, Co-Head von Tikehau Capitals Private Equity Aerospace & Defense Strategy.

Das 1980 gegründete Unternehmen Scioteq konzentriere sich auf Hochleistungsanzeige- und Rechenlösungen in den Bereichen Luftfahrt, Verteidigung, Sicherheit und Flugverkehrskontrolle in Europa, Nordamerika und Asien. Die Hochleistungsanzeigesysteme von Scioteq unterstützten „das Situationsbewusstsein in den anspruchsvollsten Einsatzumgebungen“.

Die Transaktion werde über die spezialisierte Private-Equity-Strategie für Luft- und Raumfahrt sowie Verteidigungsindustrie abgewickelt, hieß es. Insgesamt verwaltet Tikehau ein Vermögen von 51 Mrd. Euro. Scioteq sei die erste Investition im Rahmen des zweiten Vintages der Private-Equity-Rüstungsstrategie von Tikehau und die 15. Portfolioinvestition seit dem Start der Strategie im Jahr 2020. Die Strategie soll kleinere Luft- und Raumfahrtunternehmen bei der Skalierung ihrer Geschäftstätigkeit finanzieren. J.P. Morgan unterstütze Tikehau bei der Scioteq-Übernahme über eine Unitranche-Finanzierung.

Die Scioteq-Gruppe hat ihren Hauptsitz in Belgien und betreibt weitere Produktionsstätten in Frankreich und den Vereinigten Staaten sowie Handelsbüros in Indien und Singapur. Seit 2021 wird das Unternehmen von OpenGate Capital finanziert.

Den Rüstungsfonds hat Tikehau in Partnerschaft mit den drei Versicherern Société Générale Assurances, CNP Assurances und Carac Group gestartet. Er soll von September 2025 an als fondsgebundenes Produkt in den Lebens- und Rentenversicherungen der drei Partner verfügbar sein. Der von Tikehau Capital initiierte Artikel 8-Fonds verfüge über ein Anfangsinvestitionsvolumen von 150 Mill. Euro, das zu gleichen Teilen von den drei Partner-Versicherungsgesellschaften aufgebracht wird.

Diese Kapitaleinlage spiegele „den gemeinsamen Wunsch wider, die Stärkung der industriellen und technologischen Kapazitäten Frankreichs und Europas vor dem Hintergrund der wachsenden Herausforderungen für die strategische Autonomie in den Bereichen Verteidigung und Sicherheit zu unterstützen“. Die Europäische Union stellt bis 2030 bis zu 800 Mrd. Euro für Verteidigung bereit.

Viele vielversprechende Unternehmen im Rüstungssektor zeichneten sich auch dadurch aus, dass sie sowohl im zivilen als auch im militärischen Bereich tätig seien – ein Faktor, der ihre Widerstandsfähigkeit stärke und die gegenseitige Befruchtung von Verteidigungs- und Zivilindustrie fördere, hieß es. Der neue Fonds mit dem Namen Tikehau Défense et Sécurité2 (TDS) werde das erste nicht börsennotierte Anlageinstrument für den Rüstungssektor sein, das für fondsgebundene Anlagen geeignet ist.

In der ersten Phase haben die drei Partnerversicherer, die den Fonds auflegen, bis September 2026 das exklusive Recht, den Fonds in ihren Policen zu listen und zu vermarkten. Nach Ablauf dieses Zeitraums könne der Tikehau Defense and Security auch anderen Versicherern angeboten werden und werde für jeden professionellen Anleger zugänglich sein.

Seit 2021 hat Tikehau ein Portfolio von mehr als 30 europäischen Rüstungsfirmen aufgebaut. Der Rüstungsfonds werde jetzt als Specialized Professional Fund (SPF) gemäß den neuen ELTIF 2.0-Vorschriften strukturiert sein und ein „Evergreen“-Format mit einer Laufzeit von 99 Jahren annehmen. Alle 15 Tage werde es zudem Zeichnungs- oder Rücknahmefenster geben.