Klimaschutz

NGOs knöpfen sich Klimaziele vor

Zwei Denkfabriken für Klimapolitik haben die Klimaziele von 25 Konzernen unter die Lupe genommen und kommen zu einem ernüchternden Ergebnis. Unternehmen wie Eon weisen die Kritik mit Verweis auf die Methodik der Untersuchung zurück.

NGOs knöpfen sich Klimaziele vor

sp Berlin

Die Versprechen von Konzernen, die Ziele wie „Netto-null-Emissionen“ oder „Klimaneutralität“ anstreben, sind nach Einschätzung der beiden Nichtregierungsorganisationen (NGOs) New Climate Institute und Carbon Market Watch mit Vorsicht zu genießen. Bei näherer Betrachtung sind die Ambitionen der Unternehmen im Klimaschutz oft weniger ehrgeizig als beworben und reichen nicht aus, um die 2015 an der Weltklimakonferenz in Paris vereinbarten Ziele zu schaffen. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung der Klimaziele von 25 der weltweit größten Unternehmen, die die NGOs unter die Lupe genommen haben.

Das ernüchternde Fazit der beiden europäischen Thinktanks: Die konkreten Einsparungsziele der untersuchten Unternehmen führen durchschnittlich nur zu einer Emissionsreduktion von 40% gegenüber dem Jahr 2019 und bleiben damit nicht nur hinter den eigenen Ambitionen, sondern auch hinter den Erfordernissen der 2015 in Paris vereinbarten Klimaziele zurück.

Auch die fünf untersuchten Dax-Konzerne BMW, Deutsche Post, Deutsche Telekom, Eon und Volkswagen können mit ihren Klimazielen nicht überzeugen. „Wir hatten uns vorgenommen, so viele gute Beispiele wie möglich aufzudecken, aber wir waren ehrlich gesagt überrascht und enttäuscht über die schlechte Qualität der Zusagen der Unternehmen“, sagt Thomas Day vom New Climate Institute, das 2014 gegründet wurde und Büros in Köln und Berlin unterhält. Während der öffentliche Druck auf die Unternehmen steige, den Klimawandel einzudämmen, fehle es ihren ehrgeizig klingenden öffentlichen Versprechen oft an Substanz.

Eon weist Kritik zurück

Beim Energiekonzern Eon, der unter den untersuchten Dax-Konzernen die schlechteste Bewertung erhält, weist man die Kritik zurück. „Nachhaltigkeit und Klimaschutz sind der Kern des Geschäftsmodells von Eon. Als Unternehmen setzen wir uns ambitionierte Nachhaltigkeitsziele, die wir selbst und durch unabhängige Dritte messen“, sagte ein Sprecher auf Anfrage. Die Klimabilanz von Eon basiere auf den Grundsätzen des weltweit gültigen Treibhausgasbilanzierungsstandards. „Der Corporate Climate Responsibility Monitor entspricht methodisch nicht dem international gültigen Standard für die Bilanzierung von Treibhausgasemissionen“, führt Eon aus. Dies führe zu Ergebnissen in dem Bericht der NGOs, die aus der Sicht des Unternehmens „irreführend“ seien. Eon wurde für ihre Klimaberichterstattung von der Non-Profit-Organisation Carbon Dis­closure Project auch 2021 wieder in die „A-Liste“ aufgenommen. Damit gehörte der Energiekonzern zu den 200 besten Unternehmen weltweit in der Klimaberichterstattung.

Nur drei der von New Climate Institute und Carbon Market Watch untersuchten Unternehmen – darunter auch die Deutsche Telekom – verpflichten sich in ihren öffentlichen Versprechen zu Emissionsreduktionen von mehr als 90% über ihre gesamte Wertschöpfungskette. „Man gaukelt uns vor, dass diese Unternehmen ausreichende Maßnahmen ergreifen, obwohl die Realität weit davon entfernt ist“, sagt Gille Dufrasne von Carbon Market Watch, die ihre Wurzeln im Forum Umwelt & Entwicklung in Deutschland hat und heute in Brüssel sitzt. Regierungen und Regulierungsbehörden seien gefordert, für mehr Transparenz und Integrität bei Klimazielen von Unternehmen zu sorgen.

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