Nicht mal Donald Trump kann die Tonies aufhalten
Nicht mal Donald Trump
kann die Tonies aufhalten
Hörspiel-Boxen sind trotz Zöllen in den USA begehrt
das Frankfurt
Sie sind bunt, knuffig und bevölkern die Kinderzimmer der Welt: die Tonies. In den kleinen Figuren stecken Kinderlieder oder Hörspiele – wie einst auf Kassette. Die Rolle des Kassettenrekorders als Abspielgerät übernimmt in diesem Fall die quadratische Toniebox. Das Unternehmen dahinter, die Tonies SE, expandiert seit Jahren. Und dieses Wachstum soll rasant weitergehen trotz aller Handelskonflikte.
Tonies prognostiziert in diesem Jahr ein Umsatzwachstum von 25% auf mehr als 600 Mill. Euro. In Nordamerika allein soll das Wachstum bei 30% liegen. Beide Werte verstehen sich zu konstanten Wechselkursen. Das US-Geschäft habe sich als „äußerst widerstandsfähig erwiesen“, sagte CEO Tobias Wann am Donnerstag. „Wir sind weiter schnell gewachsen und haben unsere Profitabilität trotz der Herausforderungen durch Zölle deutlich verbessert.“
Nordamerika macht mittlerweile 40% des Geschäfts aus und ist damit genauso groß wie die heimische DACH-Region. Bis zum Jahresende soll der Umsatzanteil aus Nordamerika auf fast die Hälfte steigen – unter der Voraussetzung, dass die Zollstreitigkeiten nicht wieder aufflammen. Die Tonies und ihre Boxen werden überwiegend in China, Vietnam, Tunesien und Bosnien-Herzegowina hergestellt. Das Unternehmen hat seinen Rechtssitz in Luxemburg und seine Zentrale in Düsseldorf.
Mehr Umsatz, weniger Ergebnis
Im ersten Halbjahr war der Gesamtumsatz um gut 20% auf 177 Mill. Euro gestiegen. Neben dem nordamerikanischen Markt, wo Tonies in den Regalen der Handelsriesen Target und Walmart liegen, wuchsen insbesondere die Geschäfte in Frankreich und Großbritannien stark. Die DACH-Region verlor indes minimal. Seit dem vergangenen Jahr gibt es die Figuren und Boxen auch in Australien und Neuseeland zu kaufen.
Die wachsende Bedeutung des nordamerikanischen Markts spiegelt sich auch im Vorstand wider, der auf vier Mitglieder aufgestockt wird. Zwei davon sitzen in Deutschland, zwei in den USA.
Das Problem dabei: Die internationale Expansion geht ins Geld. So stagnierte das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) im Halbjahr nahezu bei 3,8 Mill. Euro. Die operative Marge ging im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 2,1% zurück. Für das Gesamtjahr mit dem wichtigen Weihnachtsgeschäft rechnet das Management mit einer operativen Marge zwischen 6,5 und 8,5%. Im Gesamtjahr 2024 hatte Tonies 7,0% erreicht.
Misserfolg an der Börse
Vor diesem Hintergrund ist Tonies für viele Anleger keine Erfolgsgeschichte: Das Unternehmen war im November 2021 via Spac an die Börse gegangen. Die Aktie hat seitdem mehr als die Hälfte an Wert verloren; seit Beginn dieses Jahres büßte das Papier rund 20% ein. Am Donnerstag lag das Minus im späten Xetra-Handel bei 1,8% auf 6,04 Euro.
Umsatz und Ergebnis hätten leicht unter seinen Erwartungen gelegen, schrieb Metzler-Analyst Felix Dennl. Er behielt jedoch seine Kauf-Empfehlung bei mit einem Kursziel von 9 Euro.