Einzelhandel

Nike bangt um Weihnachts­geschäft

− Der weltgrößte US-Sportartikelhersteller Nike leidet unter der wochenlangen Schließung seiner Fabriken in Vietnam. Dort seien fast alle Schuhfabriken auf Geheiß der Regierung wegen der Corona-Pandemie geschlossen, sagte Finanzvorstand Matt...

Nike bangt um Weihnachts­geschäft

Reuters Chicago

− Der weltgrößte US-Sportartikelhersteller Nike leidet unter der wochenlangen Schließung seiner Fabriken in Vietnam. Dort seien fast alle Schuhfabriken auf Geheiß der Regierung wegen der Corona-Pandemie geschlossen, sagte Finanzvorstand Matt Friend. „Nach unserer Erfahrung mit Covid-bedingten Fabrikschließungen wird es dauern, bis sie wieder geöffnet sind und die Produktion hochfahren können.“

In dem asiatischen Land lässt Nike fast die Hälfte seiner Schuhe fertigen; allerdings sind große Teile des Landes mindestens noch bis Ende September im Lockdown. Zehn Wochen Produktion seien bereits verloren, und bis die Werke wieder mit voller Kapazität arbeiteten, werde es Monate dauern, hieß es. Der Ausfall trifft den Adidas-Rivalen ausgerechnet vor dem wichtigen Weihnachtsgeschäft.

Friend korrigierte die Umsatzerwartungen für das laufende Geschäftsjahr 2021/22 (per Ende Mai) deshalb nach unten: Statt eines niedrigen zweistelligen Wachstums geht Nike nun von einem mittleren einstelligen Zuwachs aus. Im laufenden Quartal, das von September bis November reicht, könne der Umsatz wegen der Produktionsausfälle im schlimmsten Fall sogar stagnieren. Das ließ die Nike-Aktie am Freitag zwischenzeitlich um fast 7% zurückfallen. Seit dem Rekordhoch im August hat sie knapp 15% verloren. Auch Adidas- und Puma-Aktien gaben am Freitag nach − um 2,5 und 2,8%. Fast alle Sportartikelhersteller lassen Schuhe und Bekleidung in Niedriglohn-Ländern in Ostasien wie Vietnam und Kambodscha fertigen.

Umsatz hinter Erwartungen

Die Coronafolgen zeigten sich bei Nike bereits im ersten Quartal: Der Umsatz stieg währungsbereinigt zwar um 12% auf 12,25 Mrd. Dollar, doch Analysten hatten im Schnitt mit 12,46 Mrd. gerechnet. Steigende Frachtkosten dämpften den Anstieg der Bruttomarge, die mit 46,5% um 1,7 Prozentpunkte über dem Vorjahresniveau lag.

Die wackligen Lieferketten in der Corona-Pandemie und die Aufholeffekte in den vergangenen Monaten haben dazu geführt, dass Schiffsfracht aus Asien deutlich teurer geworden ist. „Jetzt ist es eigentlich zu extrem“, hatte jüngst Rolf Habben Jansen, Chef von Hapag-Lloyd, der fünftgrößten Container-Reederei der Welt, gegenüber der Deutschen Presse-Agentur gesagt. In Nordamerika seien die Umschlagzeiten zudem nun fast doppelt so lang wie vor der Pandemie, sagte Nike-CFO Friend.

Dabei strömen die Kunden zurück in die lange geschlossenen Läden. Nike sprach von einer „Normalisierung“ des stationären Handels, in dem der Umsatz über dem Niveau von vor zwei Jahren gelegen habe. Das Direktgeschäft, in dem Nike den Verkauf über die eigenen Läden und die Web-Auftritte zusammenfasst, habe sich mit einem Zuwachs von währungsbereinigt einem Viertel stark entwickelt. Über diese Kanäle− Nike Direct genannt − erwirtschaftete der amerikanische Sportartikelriese 38% seines Umsatzes. Der Nettogewinn stieg im ersten Quartal um 23% auf 1,87 Mrd. Dollar. Der Gewinn je Aktie übertraf mit 1,16 Dollar die von den Analysten prognostizierten 1,11 Dollar.

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