Sportartikelkonzern

Nike ringt mit Margendruck

Rabatte auf zahlreiche Sportartikel haben die Bruttomarge von Nike auch im abgelaufenen Quartal belastet. Nun stellt der Konzern Preissteigerungen in Aussicht.

Nike ringt mit Margendruck

Nike ringt mit Margendruck

Umfangreiche Rabatte auf Sportartikel lasten anhaltend auf Profitabilität – Vorsichtige Preissteigerungen in Aussicht

Die Bruttomarge von Nike steht anhaltend unter Druck. Zwar kommt der Sportartikelkonzern mit dem Abbau seiner aufgeblähten Lagerbestände voran, allerdings weiterhin nur durch den umfangreichen Einsatz von Rabatten. Finanzchef Matthew Friend stellt nun wieder vorsichtige Preissteigerungen in Aussicht.

xaw New York

Nike ringt bislang vergeblich um mehr Kosteneffizienz: Die Bruttomarge des US-Sportartikelkonzerns fiel im Ende Mai abgeschlossenen vierten Geschäftsquartal 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 140 Basispunkte auf 43,6%. Dass die Profitabilität damit erneut – und stärker als an der Wall Street erwartet – zurückging, ist nach Unternehmensangaben auf ungünstige Wechselkursentwicklungen und gestiegene Produktvorkosten sowie Aufwendungen für Fracht und Logistik zurückzuführen.

Maßgeblicher Belastungsfaktor sind aber auch die hohen Rabatte, mittels deren Nike ihre Lagerbestände abzubauen sucht. Damit hängen dem Branchenführer weiterhin Effekte aus der Coronakrise nach, zu deren Hochzeiten zahlreiche Sportartikelanbieter angesichts hoher Unsicherheit bezüglich der globalen Lieferketten zu viel Ware bestellten.

Nike hat die Lagerbestände in Corona-Zeiten deutlich aufgestockt.

Die Discounts trieben den Umsatz im Zusammenspiel mit einer kräftigen Erholung der geschäftlichen Aktivität in China und Nordamerika im abgelaufenen Quartal auf 12,83 Mrd. Dollar – zum Vorjahr kletterte er damit um 5%. Im gesamten Fiskaljahr stand ein Plus von 10% auf 51,22 Mrd. Dollar zu Buche. Insbesondere Sportschuhe wie der “Air Jordan” oder der “LeBron 20” stießen einmal mehr auf robuste Nachfrage, während das Geschäft mit Kleidung stagnierte.

Gewinnentwicklung enttäuscht

Infolge der umfangreichen Rabatte sackte der Nettoüberschuss zwischen März und Mai gegenüber dem Vergleichszeitraum 2022 allerdings um 28% auf 1,03 Mrd. Dollar ab, der verwässerte Gewinn pro Aktie lag mit 66 Cent unter den 68 Cent, die Analysten im Konsens erwartet hatten. Die Nike-Aktie setzte im außerbörslichen New Yorker Handel auf die Zahlen hin zeitweise um 4,3% zurück, nach Eröffnung an der Wall Street am Freitag ging es um nahezu 3% abwärts. Unter dem Eindruck der Quartalszahlen des Branchenführers gaben am Freitag auch Adidas und Puma im frühen Frankfurter Handel nach. Allerdings holten die Aktien der deutschen Branchenvertreter die Verluste schnell wieder auf, wobei sie von einer allgemein aufgehellten Investorenstimmung am europäischen Aktienmarkt profitierten.

In Bezug auf Nike strichen zuletzt indes mehrere Analysten ihre Ausblicke zusammen, auch die US-Großbank J.P. Morgan zeigt sich nun vorsichtiger. Zwar empfiehlt das Geldhaus den Titel weiter zum Kauf, reduziert das Kursziel aufgrund eingetrübter Gewinnaussichten aber von 146 auf 142 Dollar. Die Kollegen von Bank of America stufen Nike lediglich mit “Neutral” ein und haben das Kursziel von 135 auf 125 Dollar gesenkt.

Immerhin zeigen die Preisnachlässe auf Produkte des Sportartikelkonzerns durchaus Wirkung auf das Inventar: Mit einem Volumen von 8,5 Mrd. Dollar lag der Lagerbestand von Nike Ende Mai zwar sogar leicht über dem Vorjahresniveau, aber immerhin 400 Mill. Dollar unterhalb des Werts von Ende Februar.

Nun will das Unternehmen aber Maßnahmen ergreifen, um die Marge zu stützen. So plant der Sneaker-Riese durchschnittliche Preissteigerungen um niedrige einstellige Prozentwerte, wie Finanzchef Matthew Friend mitteilte. Zudem will Nike an einer langfristigen Strategie festhalten und mehr Produkte über eigene Kanäle statt über Großhändler vertreiben. Zuletzt hatte sich der Konzern wieder auf Retail-Ketten zubewegt, um die Lager zu leeren. Der Kaufhausbetreiber Macy’s und der Schuhhändler DSW kündigten Anfang Juni an, dass sie in den kommenden Monaten ein breiteres Sortiment an Nike-Produkten führen würden. Darüber hinaus soll der Fokus bei dem Sportartikelanbieter aber auf dem Direktverkauf an Endkunden liegen. Lieferungen an Großhändler machten im abgelaufenen Geschäftsjahr 56% des Nike-Absatzes aus, vor vier Jahren waren es noch fast 70%.

Konkurrenzdruck wächst

Allerdings hat der Konzern mit einem zunehmenden Konkurrenzdruck im Geschäft mit Laufschuhen zu kämpfen, in dem Wettbewerber wie die in Kalifornien ansässige Hoka One One oder der Schweizer Spezialist On ihre Anteile ausbauen. Treue Nike-Kunden zeigen sich angesichts der Vielzahl an Neuerscheinungen, die der US-Riese regelmäßig an den Markt bringt, unterdessen ermüdet. Auch Modelle wie der kürzlich veröffentlichte Air Jordan 2 “H” Wings stoßen auf Resale-Plattformen auf weniger Interesse als vergangene Veröffentlichungen. Analysten betonen, dass sich Kunden von Nike weniger, aber dafür umfassendere Produktneuheiten wünschten. Eine diesbezügliche Ausrichtung stelle für den Konzern einen Weg dar, um die Kosteneffizienz zu erhöhen.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.