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Nikon-Offerte treibt SLM Solutions

Ein Gesamtvolumen von 622 Mill. Euro kalkuliert der japanische Nikon-Konzern für sein Übernahmeangebot an SLM Solutions ein. Auch der Großaktionär Elliott, der 2016 noch die GE-Übernahme boykottierte, will seine Anteile andienen.

Nikon-Offerte treibt SLM Solutions

Von Sabine Reifenberger, Frankfurt

Noch vor sechs Jahren scheiterte die Übernahme des Lübecker 3D-Druckerherstellers SLM Solutions durch GE am aktivistischen Investor Elliott. Eine neue Offerte findet nun Zuspruch und lässt den gebeutelten Aktienkurs der Norddeutschen schlagartig nach oben schnellen. Der japanische Nikon-Konzern hat ein Barübernahmeangebot für SLM zu 20 Euro je Aktie vorgelegt. Das entspricht einer Prämie von 75% auf den Schlusskurs vom Donnerstag und einem Aufschlag von knapp 84% auf den volumengewichteten Durchschnittskurs der vergangenen drei Monate. Der Aktienkurs der Lübecker legte am Freitag in Richtung des Gebots zu.

Kapitalerhöhung geplant

Das Angebot umfasst neben der Übernahme der ausstehenden Aktien noch zwei weitere Aspekte. So wird die offiziell als Investitionsvereinbarung betitelte Nikon-Offerte frisches Kapital bringen. Unabhängig vom Vollzug des Übernahmeangebots ist eine 10-prozentige Kapitalerhöhung ohne Bezugsrecht vorgesehen, die Nikon vollständig zum Preis des Übernahmeangebots zeichnen will. Der erwartete Bruttoerlös von gut 45 Mill. Euro soll laut SLM in Refinanzierungen und den laufenden Geschäftsbetrieb fließen.

Außerdem will Nikon ein öffentliches Angebot für den Kauf mehrerer ausstehender SLM-Wandelanleihen abgeben. Nikon geht einer Präsentation zufolge davon aus, dass die Transaktion ein Gesamtvolumen von 622 Mill. Euro erreichen wird.

SLM Solutions verzeichnete im ersten Halbjahr 2022 nach eigenen Angaben einen „Rekordumsatz“ von knapp 43 Mill. Euro. Das Ebitda war allerdings negativ und lag bei −3 (i.V. −6) Mill. Euro.

Die Kernaktionäre Elliott, ENA Investment Capital sowie SLM-Gründer Hans Ihde haben einer Mitteilung zufolge bereits unwiderrufliche Andienungszusagen für ihre Aktien und Wandelanleihen gemacht. Nikon hat sich nach eigenen Angaben durch die Zusagen dieser drei Schlüsselanteilseigner bereits 61% an SLM auf vollständig verwässerter Basis gesichert.

Der Vollzug der Übernahme hängt von der Genehmigung der ausländischen Investitionskontrolle ab. Eine Mindestannahmequote gibt es nicht, kartellrechtliche Genehmigungen sind dem Unternehmen zufolge nicht erforderlich. Die Japaner gehen davon aus, dass die Transaktion im ersten Halbjahr 2023 abgeschlossen sein dürfte. Den Abschluss eines Beherrschungsvertrags will Nikon frühestens in drei Jahren initiieren. SLM soll weiterhin von dem derzeitigen Führungsteam geleitet werden.

Wenn es wirtschaftlich sinnvoll sei, könne SLM allerdings nach Abschluss der Transaktion von der Börse genommen werden, hieß es bei Nikon. Einen nennenswerten Ergebnisbeitrag erwartet Nikon durch den Zukauf bis zum Fiskaljahr 2025 zunächst nicht. Bis 2030 sollen die Zuflüsse dann zulegen. Strategisch sieht Nikon den Zukauf als Schritt, ihre Rolle in der digitalen Fertigung zu stärken.

Für SLM ist es nicht die erste Offerte: Kurz nach dem Börsengang hatte GE im Herbst 2016 bereits 38 Euro je Aktie geboten; das war damals ein Aufschlag von 37% auf den Schlusskurs. Das Angebot lag damals bei insgesamt rund 680 Mill. Euro; SLM hätte allerdings ein Nettofinanzguthaben von 20 Mill. Euro mitgebracht.

GE-Übernahme scheiterte

Vorstand und Aufsichtsrat empfahlen damals die Annahme, doch Großaktionär Elliott, der seine Position im Zuge der damaligen Offerte immer weiter ausbaute, stellte sich quer. Die SLM-Aktie kletterte dank der Übernahmeeuphorie bis auf 43 Euro. GE verfehlte jedoch die Mindestannahmequote von 75%, das Angebot scheiterte.

Von dem einstigen Börsenhöhenflug war SLM zuletzt weit entfernt. Großinvestor Elliott musste das finanziell angeschlagene Unternehmen in den zurückliegenden Jahren mehrfach finanziell stützen. 2019 zeichnete Elliott eine Kapitalerhöhung über 13 Mill. Euro und reichte einen Teil dieser Aktien an den Hedgefonds ENA Investment Capital weiter. Auch bei der Ausgabe von Wandelschuldverschreibungen traten Elliott-Vehikel als Garant auf.

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