Windturbinenbauer

Nordex rutscht tiefer in die Verlustzone

Gut einen Monat später als ursprünglich geplant hat Nordex über einen deutlichen Umsatzrückgang und einen ausgeweiteten Verlust im ersten Quartal informiert. Anleger gehen auf Abstand.

Nordex rutscht tiefer in die Verlustzone

ste Hamburg

Nach der am 24. Mai bereits reduzierten Gesamtjahresprognose hat der Windkraftanlagenhersteller Nordex am Dienstag über einen deutlichen Umsatzrückgang und einen ausgeweiteten Verlust im ersten Quartal 2022 informiert. Eine geplante Produktionsumstellung auf andere Blätter und eine witterungsbedingt geringere Installationsleistung ließen die Erlöse im Vorjahresvergleich um gut ein Viertel auf 933 Mill. Euro sinken, wie das Unternehmen mit Sitz in Hamburg mitteilte. Mit –150,5 (i.V. −54,7) Mill. Euro rutschte Nordex zudem im Startquartal unter dem Strich tiefer in die Verlustzone.

Werksschließungen

Auch operativ schrieb der Windturbinenbauer in der Berichtsperiode rote Zahlen: Gestiegene Rohstoff- und Logistikkosten, vor allem für Seefrachten, aber auch Einmalaufwendungen sorgten für ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von –88,9 (10,4) Mill. Euro. Darin enthalten sind Kosten für die Neuausrichtung der Produktion, die sich auf 36,9 Mill. Euro beliefen. Wettbewerbsdruck und Kostensituation führten laut Nordex zur Schließung eines Werks für die Herstellung von Maschinenhäusern in Spanien sowie einer Fertigung von Rotorblättern in Rostock. Das um die Neuausrichtungskosten bereinigte Ebitda landete bei −52 Mill. Euro – nach einem noch positiven Wert von 10,4 Mill. Euro vor Jahresfrist. Daraus resultierte eine bereinigte Ebitda-Marge von −5,6 (0,8)%.

Die Nordex-Aktie rutschte am Dienstag in der Spitze um gut 13% auf 8,13 Euro und damit den niedrigsten Kurs seit rund zwei Jahren ab, ehe Verluste im Tagesverlauf eingedämmt wurden. Mit Wirkung zum Vortag war das Unternehmen aus dem SDax und TecDax ausgeschieden. Die Deutsche Börse hatte den außerplanmäßigen Wechsel in den Indizes – Nachrücker sind Medios bzw. SMA Solar Technology – mit der Verletzung von Basiskriterien und der nicht fristgerechten Veröffentlichung des Zwischenberichts zum 31. März begründet. Gefordert wird eine Vorlage der Zahlen bis spätestens 75 Tagen nach Quartalsende. Nordex sah sich infolge eines Cybersicherheitsvorfalls Ende März veranlasst, die ursprünglich am 12. Mai geplante Zahlenvorlage zu ver­schieben.

Mittelfristziel bestätigt

„Der Start in das Jahr 2022 war schwierig und ist sicherlich anders verlaufen als alle erwartet haben“, erklärte Nordex-Vorstandschef José Luis Blanco nun. Die Kostensituation bleibe volatil und es komme zu deutlichen Unterbrechungen der Lieferketten. Dennoch würden die Risiken im operativen Geschäft weiterhin gut ausgesteuert. Dabei zeige sich eine „gute Dynamik“ im Auftragseingang. „Dieses geschieht mit einer verbesserten Preisgestaltung, die unsere Margenerholung in Richtung unseres mittelfristigen strategischen Zieles von einer Ebitda-Marge in Höhe von 8% unterstützen sollte.“

Im Aktionärsbrief des Zwischenberichts verweist Blanco ferner auf das politische Umfeld, das für die Windbranche „weiterhin freundlich“ bleibe. Vor allem in der EU und auch in Deutschland erwarte man deutliche Impulse, „die die Nachfrage spürbar stärken“. Der Russland-Ukraine-Krieg habe zudem noch einmal gezeigt, wie wichtig eine saubere und unabhängige Energieversorgung sei.

Die im Mai korrigierte Jahresprognose, die Nordex am Dienstag bestätigte, sieht für 2022 einen Umsatz von 5,2 bis 5,7 (i.V. 5,44) Mrd. Euro sowie eine Ebitda-Marge von −4% bis 0 (1)% vor. Zuvor waren Erlöse von 5,4 bis 6 Mrd. Euro und eine Ebitda-Marge von 1 bis 3,5% in Aussicht gestellt worden. Die aktuelle Prognose berücksichtige alle einmaligen und nichtoperativen Kosten, die sich aus dem externen Umfeld ergäben.

Das Unternehmen geht davon aus, dass einige dieser einmaligen Kosten, so die direkten Auswirkungen des Russland-Ukraine-Kriegs, die Kosten für die Neuausrichtung der Produktion und die Kosten im Zusammenhang mit Cybervorfällen, 2023 nicht mehr anfallen und die erwartete Erholung der Marge unterstützen. Einige der anderen indirekten Auswirkungen durch den Krieg, sowie Lieferkettenstörungen und Lockdowns in China sind den Angaben zufolge ebenfalls in der Prognose enthalten. Nordex kalkuliert für 2022 unverändert mit Investitionen von rund 180 (i.V. 168,7) Mill. Euro sowie einer Working-Capital-Quote von −7 (−10,2)% zum Jahresende.

Im ersten Quartal installierte Nordex dem Bericht zufolge 197 Windenergieanlagen in zwölf Ländern mit einer Gesamtleistung von 867 Megawatt (MW). Im Vorjahreszeitraum waren es noch 381 Anlagen in 19 Ländern mit einer Gesamtleistung von 1453 MW. Die Nachfrage für Projekte im Berichtszeitraum lag mit 903 (911) Mill. Euro und einer Nennleistung von 1165 (1247 MW) knapp unter dem Niveau von 2021. Der Auftragsbestand im Segment Projekte lag per Quartalsende mit 6,3 Mrd. Euro um rund 24% über dem Vorjahreswert.

Nordex
Konzernzahlen nach IFRS
1. Quartal 
in Mill. Euro20222021
Auftragseingang1903911
Umsatz9331251
Bereinigtes Ebida2−5210
Ber. Ebitda-Marge2 (%)−5,60,8
Ebitda−8910
Ebit−131−28
Konzernergebnis−151−55
Investitionen4839
Freier Cashflow−11410
Working-Cap.-Quote(%)−11,3−7,6
Nettoliquidität315−33
Eigenkapitalquote (%)20,525,93
1) Segment Projekte; 2) vor Neuausrichtungskosten; 3) zum 31.12.2021Börsen-Zeitung
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