Großauftrag über bis zu 190 Turbinen

Nordex steht vor US-Comeback

Nordex hatte sich in den vergangenen Jahren stark auf Europa konzentriert und das US-Geschäft schleifen lassen. Das hat sich geändert, wie ein Großauftrag beweist.

Nordex steht vor US-Comeback

Nordex steht vor US-Comeback

Windanlagen-Hersteller hat bisher größten Auftrag im Land mit bis zu 190 Turbinen in Aussicht – Aktie steigt um 7 Prozent

das Frankfurt

Der Vorstoß des Windanlagen-Herstellers Nordex in den USA zahlt sich aus. Am Mittwoch verkündeten die Hamburger, dass sie einen Auftrag über bis zu 190 Turbinen für Projekte im Mittleren Westen der USA in Aussicht haben. „Es handelt sich um das größte Volumen, das wir in der 25-jährigen US-Geschichte der Nordex Group jemals auf einmal erhalten haben“, sagte Konzernchef José Luis Blanco. „Das bestätigt unsere strategische Entscheidung, die Produktion in Iowa wieder aufgenommen zu haben.“

Nordex hatte Anfang vergangenen Jahres erklärt, einen Fokus auf den nordamerikanischen Markt legen zu wollen – und dieser Ankündigung noch im gleichen Jahr Taten folgen lassen: Das Unternehmen kündigte die Einführung einer Windenergieanlage speziell für den amerikanischen Markt an, ernannte einen neuen Chef für die Region und nahm die zwischenzeitlich stillgelegte Produktion am Standort West Branch im US-Bundesstaat Iowa wieder auf. Dort werden Maschinenhäuser, Antriebsstränge und Naben gefertigt.

Der jetzt avisierte Großauftrag umfasst eine Leistung von mehr als 1 Gigawatt. Zum Vergleich: Seit dem Markteintritt im Jahr 2000 hat Nordex in Nordamerika Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von gut 9 Gigawatt installiert. Die nun bestellten Turbinen sollen 2028 und 2029 im Mittleren Westen errichtet werden. Auftraggeber ist der Energieversorger Alliant Energy, der in Iowa und Wisconsin beheimatet ist. Sie freue sich, einen „lokalen Hersteller“ ausgewählt zu haben, erklärte Alliant-Chefin Lisa Barton.

Behörden müssen zustimmen

Leon Mühlenbruch von MWB Research geht von einem möglichen Auftragsvolumen von 950 Mill. Euro aus. Das Geschäft steht allerdings unter dem Vorbehalt behördlicher Genehmigungen. Guido Hoymann vom Bankhaus Metzler sieht darin nur eine Formalie. Für beide Analysten bedeutet der anstehende Großauftrag die Rückkehr von Nordex als bedeutender Spieler auf dem US-Markt.

Ein Blick in die Auftragshistorie zeigt, dass Nordex vor allem in Europa stark ist mit einem Anteil von zuletzt 89% am Orderbuch. Dahinter folgt Nordamerika mit 6%. Nach Angaben eines Unternehmenssprechers kommen die meisten Aufträge in der Region allerdings aus Kanada. Der US-Anteil schwanke und liege aktuell bei einem Fünftel des Nordamerika-Geschäfts – ohne die jetzt verkündete Übereinkunft. Insgesamt hat Nordex zum Ende des dritten Quartals Aufträge für Windenergieanlagen über 9,3 Mrd. Euro in den Büchern stehen, ein Zuwachs von mehr als einem Drittel im Vergleich zum Vorjahresstichtag.

Aktie springt hoch

Für MWB-Analyst Mühlenbruch signalisiert der avisierte Großauftrag für Nordex eine mögliche branchenweite Trendwende bei Onshore-Windenergieanlagen in den Vereinigten Staaten. US-Präsident Donald Trump ist ein erklärter Gegner Erneuerbarer Energien und setzt stark auf Öl und Gas.

Auch die Anleger hoffen auf ein US-Comeback: Die Nordex-Aktie sprang am Mittwoch um rund 8% hoch auf bis zu 28,50 Euro – der höchste Wert seit zehn Jahren. Das Papier knüpfte damit an die Rally der vergangenen Monate an. Nordex ist in diesem Jahr im MDax der viertbestgelaufene Wert. Seit Jahresbeginn hat die Aktie gut 150% zugelegt.

Besser im Index der mittelgroßen Konzerne liefen in diesem Jahr nur der Panzergetriebehersteller Renk, das Industriekonglomerat Thyssenkrupp und der Baukonzern Hochtief. MWB-Analyst Mühlenbruch erhöhte das Kursziel für Nordex von 30 auf 33 Euro, Metzler-Kollege Hoymann von 27,50 Euro auf 30 Euro. Beide empfehlen die Aktie zum Kauf.