Norma veräußert Wassermanagement-Geschäft an ADS
Norma verkauft Wassergeschäft in die USA
Sparte mit 1 Mrd. Dollar bewertet – Schuldenabbau und Aktienrückkauf geplant – Umsatz- und Ergebnisprognose nach unten korrigiert
Norma veräußert das Wassermanagement-Geschäft an den US-Konkurrenten ADS; die Sparte wird in der Transaktion mit 1 Mrd. Dollar bewertet. Vom Verkaufserlös sollen auch die Aktionäre profitieren. Dennoch ging es für den Aktienkurs des Auto- und Industriezulieferers am Dienstag abwärts.
lis Frankfurt
Der Auto- und Industriezulieferer Norma aus Maintal verkauft sein Be- und Entwässerungsgeschäft an den US-Rivalen Advanced Drainage Systems (ADS). Die Wassermanagement-Sparte wird bei der Transaktion den Angaben zufolge mit rund 1 Mrd. Dollar bewertet. Die Norma Group erwartet einen Nettomittelzufluss von 620 Mill. bis 640 Mill. Euro. Aus dem Verkaufserlös sollen rund 300 Mill. Euro zum Abbau von Schulden verwendet werden. Beraten wurde Norma im Verkaufsprozess von Goldman Sachs und juristisch von Gleiss Lutz.
„Nach erfolgtem Vollzug werden wir unsere Nettoverschuldung vollständig abbauen; damit stellen wir das Unternehmen auf ein noch solideres finanzielles Fundament und erlangen mehr Flexibilität für den Ausbau unseres Industriegeschäfts“, kommentierte Norma-CEO Mark Wilhelms. Bis zu 70 Mill. Euro werde das Unternehmen voraussichtlich „für wertsteigernde Zukäufe“ zum Ausbau der Geschäftseinheit Industry Applications vorhalten. Details nannte Wilhelms im Gespräch mit der Börsen-Zeitung nicht, nur so viel: „wir haben eine gut gefüllte Pipeline von interessanten Targets.“ Angesichts der gerade laufenden Transformation des Unternehmens „wäre es schwierig, derzeit ein sehr großes Target ins Auge zu fassen.“
Auch die Aktionäre sollen von der Veräußerung der Wassersparte profitieren – der Vorstand plant, den verbleibenden Teil des Nettomittelzuflusses an die Aktionäre zurückzuführen, in einem ersten Schritt möglicherweise durch ein Aktienrückkaufprogramm. Größter Aktionär ist mit einem Anteil von knapp 25% der aktivistische Investor Teleios Capital Partners, der den Verkauf begrüßte.
Wassergeschäft sollte Auto-Abhängigkeit verringern
Norma, ein Spezialist für Verbindungstechnik, trennt sich mit dem Verkauf der Wassersparte von mehr als einem Viertel des Umsatzes und zudem von einem wichtigen Ergebnislieferanten. Das Geschäft mit Be- und Entwässerungstechnik war in den vergangenen Jahren durch Übernahmen stark ausgebaut worden, 90% des Umsatzes der Sparte kommen aus den USA. Eigentlich war das Wassergeschäft zunächst auch deshalb ausgebaut worden, um die Abhängigkeit von der Autoindustrie zu reduzieren. Das soll nun mit einem Ausbau des Industriegeschäfts gelingen. Die Vereinbarung zur Trennung von der Wassersparte sei „ein bedeutender Meilenstein auf dem eingeschlagenen Weg der Transformation der Norma Group hin zu einem fokussierten Industriezulieferer“, sagt CEO Wilhelms. "Wir werden nun mit voller Kraft unser Kerngeschäft mit hochentwickelter Verbindungstechnik in den zwei synergiestarken Geschäftsbereichen Industry Applications und Mobility & New Energy konsequent stärken.“
Wilhelms führt das Unternehmen seit Anfang des Jahres, die Geschäftseinheit Water Management ins Schaufenster gestellt hatte bereits sein Vorgänger Guido Grandi. Dieser musste das Unternehmen kurz nach Verkündigung der Verkaufsabsichten verlassen. Wilhelms, bis dahin Aufsichtsratsvorsitzender der Maintaler, übernahm. Zum 1. November folgt ihm Birgit Seeger an der Vorstandsspitze.
Der Geschäftsbereich Water Management erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2024 einen Umsatz von rund 300 Mill. Euro. Ergebnisse nennt Norma zu den einzelnen Geschäftsfeldern nicht, allerdings hatte der ehemalige CEO Grandi für das Wassersegment über eine Ebit-Marge von 15 bis 20% berichtet. Auch bei Industry Applications sei eine Marge von 15 bis 20% möglich, so Grandi, „aber dafür haben wir noch einige Hausaufgaben zu erledigen“.
Vor diesem Hintergrund hat Norma die Umsatz- und Ebit-Prognose angepasst. Für den Konzernumsatz aus fortgeführten Geschäftsaktivitäten erwartet der Vorstand nun einen Wert in der Bandbreite von rund 810 Mill. bis rund 830 Mill. Euro (bisher inkl. Water Management rund 1,1 Mrd. Euro bis rund 1,2 Mrd. Euro). Für die bereinigte Ebit-Marge aus fortgeführten Aktivitäten werden nur noch 0 bis 1% erwartet statt 6 bis 8%. Allein das laufende Sparprogramm, mit dem 40 Mill. Euro bis 2028 eingespart werden sollen, werde rechnerisch zu einer Margenverbesserung von 5% führen, betont Wilhelms. „Wir müssen Effizienzen heben und Synergien zwischen dem Industrie- und Automotive-Geschäft stärker umsetzen.“
Anleger verunsichert
An der Börse kamen die Neuigkeiten nicht gut an. Die Norma-Aktie verbilligte sich am Dienstag bis zum Nachmittag um fast 10% auf 16,14 Euro. Warburg sieht in dem neuen Margenziel in einer ersten Reaktion „ein klares Indiz für die herausfordernden Marktbedingungen“, denen Norma ausgesetzt sei. Marktteilnehmern sei anscheinend nicht klar gewesen, „unter welchem Druck die Margen von Norma im angestammten Geschäft stehen“, kommentierte CEO Wilhelms die Kursreaktion.
Käufer des Wassergeschäfts ist das 1966 gegründete Unternehmen ADS mit Sitz in Hilliard, Ohio. ADS ist den Angaben zufolge ein führender Hersteller von innovativen Lösungen zum Regenwasser- und Abwassermanagement und an der New Yorker Börse gelistet. Der neue Eigentümer verspricht sich Synergieeffekte von 25 Mill. Dollar. Vollzogen werden soll der Verkauf Anfang 2026, aus der Bilanz rechnet Norma das Wassermanagement-Geschäft aber schon ab Oktober heraus.