Kapitalerhöhung bei Tennet Germany

Norwegen und Singapur steigen ins deutsche Stromnetz ein

Tennet Germany erhält per milliardenschwerer Kapitalerhöhung Singapur und Norwegen als neue Miteigentümer. Sie finanzieren den Ausbau der Stromnetze mit 9,5 Mrd. Euro.

Norwegen und Singapur steigen ins deutsche Stromnetz ein

Norwegen steigt mit Singapur ins deutsche Stromnetz ein

Tennet Germany nimmt 9,5 Mrd. Euro Eigenkapital auf – Auch Bund will jetzt Anteil

cru Frankfurt

Tennet Germany bekommt im Zuge einer milliardenschweren Kapitalerhöhung drei institutionelle Investoren als neue Miteigentümer. Der wichtigste Übertragungsnetzbetreiber in Deutschland deckt damit den riesigen Eigenkapitalbedarf der kommenden Jahre für den Ausbau der Stromautobahnen. Bisher gehörte die deutsche Tochter des niederländischen Staatskonzerns Tennet Holding zu 100% der Regierung in Den Haag. Jetzt beteiligen sich der niederländische Pensionsfonds ABP über den Ableger APG (11,5%) sowie der Staatsfonds GIC aus Singapur (11,5%) und Norwegens Staatsfonds Norges Bank Investment Management (23%) als neue Investoren, wie Tennet am Mittwoch mitteilte.

In mehreren Schritten verabreichen die drei neuen Anteilseigner eine Kapitalspritze von 9,5 Mrd. Euro, die in den kommenden Jahren für den Ausbau der Netze benötigt wird, die den Strom von den Windrädern im Norden zu den Fabriken im Süden transportieren. Im Gegenzug erhalten die neuen Investoren 46% der Anteile, während die Tennet Holding mit 54% Mehrheitseigentümer bleibt. Das Unternehmen Tennet Germany wird bei der Transaktion mit 40 Mrd. Euro inklusive Schulden bewertet, davon (vor der Kapitalerhöhung) 10,4 Mrd. Euro Eigenkapital. Das entspricht dem 1,1-fachen der Regulated Asset Base, also dem Gesamtwert der von der Bundesnetzagentur regulierten Stromnetze und sonstigen Anlagen.

KfW hat Interesse bekundet

Zu denselben Konditionen wie APG, GIC und NBIM könnte sich bald auch die Bundesregierung beteiligen. Der deutsche Staat habe Interesse bekundet. Sowohl Tennet als auch der niederländische Staat hätten signalisiert, dass sie dafür offen sind. Man werde mit der KfW „zu gegebener Zeit“ Gespräche aufnehmen. Über einen solchen Einstieg des Bundes war zuvor zum Ärger der Niederländer jahrelang ergebnislos verhandelt worden, weil das Geld in Berlin damals knapper war, als es seit dem Aussetzen der Schuldenbremse ist.

Der Kapitalbedarf fürs Stromnetz ist gewaltig: Am Netzbetreiber Amprion hatte sich jüngst über RWE auch schon der Finanzinvestor Apollo mit 3,2 Mrd. Euro beteiligt. Die staatlich verzinste Regulated Asset Base von Tennet Germany wächst bis 2029 durch Investitionen um jährlich ein Viertel auf 85 Mrd. Euro. Tennet Germany verfügt bereits über eine revolvierende Kreditfazilität von 12 Mrd. Euro mit BNP Paribas, Deutsche Bank, ING und Unicredit als Konsortialbanken. Manon van Beek, CEO der Tennet Holding, sagte, sie sei nun „sehr froh, eine strukturelle Lösung für den Eigenkapitalbedarf gefunden zu haben“. Beraten wurde Den Haag von Rothschild. Bei Tennet waren ABN Amro, Deutsche Bank, Lazard und die Kanzlei Hengeler an Bord. Bei GIC war J.P. Morgan engagiert.