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Novartis plant Spin-off mit Sandoz

Der Pharmakonzern Novartis will seine Tochtergesellschaft Sandoz als eigenständiges Unternehmen an die Börse bringen. Sandoz würde damit zur größten eigenständigen Generikaherstellerin Europas avancieren.

Novartis plant Spin-off mit Sandoz

dz Zürich

Die Schweizer Börse soll ein neues Schwergewicht erhalten. „Das Sandoz Geschäft soll durch eine hundertprozentige Ausgliederung als eigenständiges Unternehmen ab­gespalten werden“, teilte der Pharmakonzern Novartis am Donnerstag mit. Die Gesellschaft werde ihren Sitz in der Schweiz behalten und die Aktien an der Six Swiss Exchange notieren lassen.

Der Entscheid des Novartis-Verwaltungsrates kommt nicht ganz überraschend. Bereits im Oktober 2021 hatte Novartis angekündigt, die auf die Herstellung von Nachahmermedikamenten spezialisierte Konzerndivision einer umfassenden „strategischen Überprüfung“ zu unterziehen. Dabei stand auch die Option eines Verkaufes an Private-Equity-Investoren zur Diskussion. Diese hätten zwar Interesse signalisiert, aber kein konkretes Angebot vorgelegt, sagte Novartis-CEO Vasant Narasimhan am frühen Donnerstagmorgen auf einer kurzfristig einberufenen Telefonkonferenz mit Journalisten.

Auf die Frage, ob ein doch noch eintreffendes Angebot den Spin-off-Entscheid umkehren könnte, sagte Narasimhan, dass auch eine späte Offerte noch geprüft werden würde. Es müsste sich aber um ein „sehr, sehr attraktives Angebot“ handeln, betonte der Novartis-Chef. Damit werde nicht gerechnet.

Tatsächlich dürfte Sandoz für die Private-Equity-Investoren derzeit eine Nummer zu groß sein. Sandoz wird im laufenden Jahr aus einem geschätzten Umsatz von rund 9,5 Mrd. Dollar einen Betriebsgewinn (Ebit) von um die 2 Mrd. Dollar ziehen. Davon leiten Analysten einen künftigen Börsenwert von um die 30 Mrd. Dollar ab. Deals in dieser Größenordnung sind im derzeitigen Umfeld kaum mehr zu stemmen. Die meisten Banken halten sich mit Blick auf die steigenden Zinsen und die konjunkturell instabile Weltlage stark damit zurück, schuldenbelastete Firmenübernahmen zu finanzieren. Die Nachfrage der Investoren nach hochrentierenden Anleihen, welche die Voraussetzung für solche Finanzierungen bilden, ist in den vergangenen Monaten eingebrochen.

Sandoz avanciert zur größten eigenständigen Generikaherstellerin Europas. Der Konzern erwirtschaftet drei Viertel seines Umsatzes auf dem Alten Kontinent. In den USA bekundet Novartis seit längerer Zeit Mühe. Das dortige Pillengeschäft wollte Sandoz bereits im Jahr 2000 an den indischen Mitbewerber Aurobindo veräußern, was aber aus kartellrechtlichen Gründen misslang. Mit einem Umsatz von 2,1 Mrd. Dollar generierte Sandoz im vergangenen Jahr fast 22 % der Gesamtverkäufe aus biologisch hergestellten Nachahmertherapien. Der Bereich verzeichnete ein weit überdurchschnittliches Wachstum von 7 %. Sandoz betreibt auch die letzte Penizillin-Fabrik in Europa (Österreich).

Wer den Konzern dereinst führen soll, ist offen. Seit 2019 steht der Brite Richard Saynor an der Spitze. Für die Festlegung der wichtigsten Personalien bleibt noch viel Zeit. Die Umsetzung des Spin-offs ist für das zweite Halbjahr 2023 vorgesehen. Sandoz war stark in den Novartis-Konzern integriert gewesen. Erst vor kürzerer Zeit kam es intern zu einer stärkeren operativen Desintegration, was bereits als Vorbereitung auf die nun beschlossene Abspaltung zu werten war.

Für das eigene Geschäft verspricht sich Novartis-Chef Narasimhan ­Vorteile. Er will das Unternehmen auf die fünf Kerntherapiebereiche Hämatologie, Krebs, Immunologie, Neurologie und Herz-Kreislauf fokussieren und durch die Straffung Effizienzgewinne realisieren. Novartis verfügt über eine Börsenka­pitalisierung von aktuell rund 195 Mrd. sfr.

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