Nutella-Hersteller Ferrero ist weltweit auf Einkaufstour

Familienunternehmen aus Piemont wächst kräftig

Nutella-Hersteller Ferrero ist weltweit auf Einkaufstour

Von Gerhard Bläske, MailandDer Nutella-Produzent Ferrero ist in den vergangenen Jahren vor allem durch Übernahmen stark gewachsen. Das Familienunternehmen aus Piemont, dessen steuerlicher Sitz in Luxemburg ist, hat seinen Umsatz zwischen 2015 und 2018 von 7 auf 10,7 Mrd. Euro erhöht und ist damit im Süßwarensegment nach Mars und Mondelez weltweit Nummer drei.Während Michele Ferrero, Sohn des Firmengründers Pietro, ausschließlich auf internes Wachstum setzte, baut sein Sohn Giovanni, Vertreter der dritten Generation, auch stark auf Akquisitionen. Er will dadurch die Saisonabhängigkeit verringern, denn vor allem Schokoladenprodukte wie Raffaello, Rocher, Duplo, Mon Chéri, Kinder-Schokolade oder Ferrero Küsschen werden überwiegend im Winter konsumiert. Außerdem hat Giovanni Ferrero die Position des Unternehmens in den USA gestärkt: Dort tätigte Ferrero – gemessen am Umsatz – mehr als 90 % der Übernahmen. Ferrero kaufte etwa die US-Süßigkeitensparten von Nestlé sowie Kellogg’s und erwarb Fannie May sowie Ferrara Candy. Neben traditionellen Produkten wie der Nusscreme Nutella und diversen Schokoladenspezialitäten wurde das Sortiment um Kekse (Kellogg’s, Kelsen), Eis (70-Prozent-Anteil an der spanischen Ice Cream Factory Comaker) sowie Fruchtsnacks und vieles mehr erweitert. Schon seit einiger Zeit gibt es auch das Schwarzteegetränk Estathé. Der 2015 verstorbene Vater Michele hatte allerdings noch Ende des vergangenen Jahrzehnts in letzter Minute den von seinen Söhnen Giovanni und dem 2011 verstorbenen Pietro eingefädelten Kauf der britischen Cadbury gestoppt.Zu den seit 2015 getätigten neun Übernahmen dürften weitere kommen. Denn der Umsatz des Unternehmens soll in den nächsten zehn Jahren auf 20 Mrd. Euro wachsen. Das dürfte nur mit internem Wachstum kaum möglich sein. Die Marge hält mit der dynamischen Erlösentwicklung nicht Schritt. Das Bruttobetriebsergebnis (Ebitda) wuchs von 2015 bis 2018 nur von 1,4 auf 1,5 Mrd. Euro, das Betriebsergebnis Ebit blieb mit rund 1 Mrd. Euro ebenso stabil wie der Nettogewinn, der zwischen 600 und 700 Mill. Euro liegt. Ferrero beschäftigt weltweit 35 000 Mitarbeiter, hat 25 Fertigungsstätten auf fünf Kontinenten und verkauft seine Produkte in mehr als 170 Ländern. Hohe SchuldenDass die Nettoschulden wegen der Akquisitions-Offensive von 1,7 auf 3,8 Mrd. Euro gestiegen sind, scheint die Familie Ferrero, die das Unternehmen zu 100 % kontrolliert, nicht sonderlich zu tangieren. Sie kassiert nach wie vor attraktive Dividenden. Und auch die Beschäftigten profitieren vom anhaltenden Erfolg Ferreros. Der für seine großzügigen Sozialleistungen bekannte Konzern schüttet für das Geschäftsjahr 2018/19 (31.8.) Prämien zwischen rund 2000 und 2200 Euro an die italienischen Mitarbeiter aus. Die Beschäftigten profitieren darüber hinaus von Einrichtungen etwa für die Kinderbetreuung, vor allem am Firmensitz in Alba.